Anti-Flag im Interview „Ich bin bereit, gegen Trump zu kämpfen“

In Donald Trump haben die Punk-Urgesteine von Anti-Flag einen neuen Gegner, den sie jeden Tag bekämpfen wollen, sagt Chris Barker, Bassist und Sänger. Musik wird da aber nicht reichen. Für den Protest will er jeden von uns.

Von: Jasper Ruppert

Stand: 23.01.2017 | Archiv

Chris Barker von Anti-Flag | Bild: picture-alliance/dpa

Anti-Flag sind Urgesteine der U.S.-amerikanischen Punk-Bewegung. Seit 1992 ist die Band eine laute Stimme des linken politischen Spektrums. In Donald Trump haben sie einen neuen Gegner. Der hatte Ende November getwittert, dass Leute – wenn sie die amerikanische Flagge verbrennen – entweder ihre Staatsbürgerschaft verlieren oder ein Jahr ins Gefängnis gesperrt werden sollen. Anti-Flags Reaktion: Sie haben amerikanische Flaggen verbrannt und zerrissen und unter anderem aus diesen Resten eine limitierte Vinyl ihres aktuellen Live-Albums pressen und diese dann versteigern lassen. Die Erlöse haben sie an eine LGBTQ-Organisation gespendet.

Chris, wie seid ihr auf diese Idee gekommen?

Wir sind alle davon ausgegangen, dass Hillary Clinton gewinnt. Deswegen war die Sache eigentlich für eine Clinton-Präsidentschaft gedacht. Dann hat aber Donald Trump gewonnen und er machte anschließend diesen Flaggen-Tweet. Es schien dann ein guter Zeitpunkt zu sein, dieses Stück Kunst mit der Welt zu teilen. Wir können nicht genug betonen, was Trump getan hat. Er hat dafür gesorgt, dass Freunde von uns, Brüder und Schwestern unserer Communities, Angst davor haben, sie selbst zu sein. Und das ist nicht im Entferntesten eine Welt, in der wir leben wollen. Die Schallplatten, die verbrannten Flaggen – das sind alles Symbole für uns, um Trump zu ärgern und zu sagen: Wir haben keine Angst. Wir haben einen langen Atem und wir sind hier, um dich jeden Tag zu bekämpfen. 

Wird Trump ein Auftrieb für Protestmusik sein?

Ja, wird er. Und das ist ok. Wichtig ist mir dabei aber, dass Aktivismus nie ein Wettbewerb ist. Wenn dir bedrohte Minderheiten nicht egal sind, wenn dir die Leute nicht egal sind, die Donald Trump attackiert, wenn du Mitleid für mehr als nur für dich selbst hast, dann ist deine Existenz Widerstand gegen Trump – und ich will dich in meinem Team. Ich will dich dabei haben im Kampf gegen Rassismus, Homophobie, Transphobie. Wir brauchen jeden in diesem Kampf, weil dieser Hass über dich hinwegfegt, weil er durch Trump über die USA hinwegfegt. Es wird uns alle brauchen.

Wenn dich Leute von außerhalb der USA fragen, was gerade in deinem Land passiert ist. Was sagst du dann?

Ich sage ihnen, dass das amerikanische Volk verraten wurde. Es wurde verraten von einem Politiker, der Hass und Angst nutzt, um zu gewinnen. Ein Politiker, der die Medien als Werkzeug benutzt, um den Leuten vorzugaukeln, es sei alles viel schlimmer als es ist. Dass die Menschen viel schlimmer seien als sie sind. Ich glaube, dass viel Arbeit vor uns liegt, um sicherzustellen, dass Trump nicht länger im Amt bleibt, als er sollte. Und ich würde ihnen sagen, dass unsere Geschichte und unsere Kultur nicht von Präsidenten oder Päpsten gemacht wurde. Sondern, dass Geschichte immer von den normalen Menschen geschrieben wird. Wandel kommt von unten, von den Leuten auf der Straße, von Menschen, die für zivile und wirtschaftliche Gerechtigkeit kämpfen. Unsere Aufgabe als Künstler im Jahr 2017 ist es, Songs, Energie und eine Gemeinschaft zu liefern, um diesem Wandel von unten nach oben zu verhelfen. Ich habe keine Angst vor Donald Trump. Ich bin bereit, gegen ihn zu kämpfen.