PULS Lesereihe 2017 Konfetti und ganz viel Liebe für Nürnberg

Alle mal innerlich ausrasten bitte! Fatoni und die Lesereihe bespielen das Zentralcafé in Nürnberg - und das spielt mit. Am Ende wird es Konfetti schneien. Davor ist da schon allerhand passiert.

Von: Christine Auerbach

Stand: 10.02.2017 | Archiv

Arme hoch und rapmäßig wippen, auch wenn alle noch auf ihren Stühlen sitzen. So startet der Lesereihen-Abend in Nürnberg. Fatoni, der normalerweise nicht vor Sitzpublikum spielt, hat den Saal schon nach den ersten Takten im Griff. Und lässt ihn nicht mehr los. Genauso wenig wie die drei Autoren des Abends:

Scheuklappen-Touristen, die Spießer bleiben

Lukas Arenz ist extra aus der Schweiz nach Nürnberg gekommen, wo er gerade einen Teil seines praktischen Jahrs im Medizinstudium absolviert. Er hält es wie der Autor Anton Tschechow, der meinte: Die Medizin ist meine gesetzliche Ehefrau, die Literatur meine Geliebte. Der Text von Lukas Arenz ist aber weit mehr als nur ein Seitensprung. Nämlich eine ziemlich gute Geschichte, über Scheuklappen-Touristen, die sich weltmännisch fühlen, aber doch piefige Spießer bleiben.

Ich, der Troll

Danach schreibt Thomas Breitung aus der Sicht von einem, den man selten sieht, der aber die öffentliche Meinung derzeit zu dominieren scheint: Ein Troll. Ein Hater. Einer, der sich für Supermann hält, aber eigentlich ein kleines Würstchen ist. Thomas Breitung gibt diesem Hater eine so schmierige Stimme, dass man am liebsten den Stecker seines Computers ziehen möchte, damit er die Schnauze hält. Der Hater natürlich, nicht Thomas Breitung. Den wird man zum Glück wieder hören: Beim Finale in München. Herzlichen Glückwunsch zum Tagessieg.

Leben, Explosionen, Zitronen

Thomas Perle ist der dritte Autor des Abends. Der gebürtige Nürnberger lebt in Wien, aber bei all den Nationalitäten, die in ihm und seiner Familie stecken, ist er eigentlich ein waschechter Europäer. Er lebt vom Schreiben und Regie führen – und damit ziemlich gut und romantisch am Existenzminimum, wie er sagt. In seiner Geschichte lässt ein Angestellter in einer Social Media Agentur ziemlich radikal und desaströs sein Leben explodieren. Am Ende fühlt sich der Ich-Erzähler zwar "wie Dresden 1945", aber eh klar: Bei einem Text mit dem Titel "Das Leben und die Zitronen. Oder so" ist ein - wenn auch erstmal nur angedeuteter - Tequila nicht weit.

Next Up: Die große Fatoni Kleinkunstshow

Die PULS Lesereihe wäre nicht die PULS Lesereihe, wenn nicht auch der musikalische Support einen Text schreiben müsste. Ja: muss. Aber da sage nochmal einer, unter Druck geht nichts! Fatoni hat sich mit seinem Text zur Lesereihe zwar ordentlich gequält, aber jetzt, wo er draußen ist und auch schon das vierte Mal dem Publikum standgehalten hat, dämmert es wohl auch dem Rapper selbst: Der ist echt gut. "Die Lesereihe hat mich so inspiriert", sagt Fatoni, "dass ich jetzt ernsthaft überlegt, ob ich so etwas nicht öfter mache. Die große Fatoni Kleinkunstshow oder so." Fatoni - wir wären auf jeden Fall dabei. In der ersten Reihe.