Eine weitere Münchner Premiere ist mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks im Programm: Unter der Leitung von Peter Eötvös wird in zwei Konzerten die Komposition Hymnen. Elektronische Musik mit Orchester aufgeführt. Um einen Satz erweitert wird die elektronische Fassung des kompletten Konzerts in einer LateNight gespielt.

Klavierwerke: Erstmals Gesamtinterpretation von Pierre-Laurent Aimard

Pierre-Laurent Aimard

Stockhausen und Beethoven seien "Brüder in ihrem Wunsch, den Klang neu zu definieren, in ihrem radikalen Gestus und ihrer mutigen, großdimensionierten Architektur", so Pierre-Laurent Aimard in einem Gespräch mit Harald Eggebrecht. Weniger bekannt als Stockhausens monumentaler Opernzyklus LICHT, gelten die Klavierwerke Stockhausens jedoch als epochemachende Meilensteine der Klavierliteratur. Neben den Klavierstücken I-XI präsentiert Aimard in München das Werk Kontakte für elektronische Klänge, Klavier und Schlagzeug (zusammen mit Dirk Rothbrust und Marco Stroppa) sowie mit Tamara Stefanovich das abendfüllende Werk Mantra für zwei Pianisten und Ringmodulation. Das Klavierstück IX kommt im Rahmen der Hymnen-Konzerte des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks zur Aufführung.

Hymnen. Elektronische Musik mit Orchester

Karlheinz Stockhausen

Stockhausens Hymnen (Dritte Region). Elektronische Musik mit Orchester ist ein Ausnahmewerk ersten Ranges. Es wurde 1971 - auf Initiative von Leonard Bernstein von den New Yorker Philharmonikern beauftragt - unter der Leitung des Komponisten im Lincoln Center in New York uraufgeführt. "Amerika, Land der Flüchtlinge, der Vertriebenen, der Zusammengewürfelten: Ich habe Dir diese Musik auf den Leib geschrieben", notierte Stockhausen anlässlich der Uraufführung. Das rund 42-minütige Werk basiert auf der "dritten Region" (dem dritten "Satz") der einige Jahre zuvor entstandenen elektronischen Urfassung der Hymnen und vereinigt ein Panorama von Nationalhymnen, das das amerikanische "Star-Spangled Banner" mit den Nationalhymnen der damaligen UdSSR, der Staaten des afrikanischen Kontinents, Großbritannien, Frankreich, Japan, Israel, Ägypten, Brasilien, Polen und vielen anderen mehr verbindet.

Karlheinz Stockhausen

Die zweistündige elektronische Urfassung, die die musica viva in einer "Elektronischen Nacht" ebenfalls präsentiert, greift noch weiter aus und bildet in "vier Regionen" ein aus den Nationalhymnen aller Länder geformtes kolossales Theatrum mundi: eine musikalische Vision des Blauen Planeten und seiner Bewohner, noch bevor die Apollo 8-Astronauten das erste Bild der Erde aus dem Weltall senden sollten.

Hymnen. Elektronische Musik mit Orchester wird im Rahmen des Stockhausen-Festivals in zwei Konzerten, am 23. und 25. Oktober 2015, durch das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Peter Eötvös aufgeführt.

musica viva-Akademien zum Stockhausen-Festival

Erstmals in ihrer Geschichte assoziiert die musica viva ihre Konzerte mit einem umfangreichen Akademienprogramm an, das sich an die jüngere Interpretengeneration wendet. In Kooperation mit der Hochschule für Musik und Theater München, der Peter Eötvös Contemporary Music Foundation und dem Bayerischen Landesjugendorchester werden bei einer Klavier-, Dirigier- und Orchesterakademie die mit den Klavierstücken und den Hymnen von Karlheinz Stockhausen verbundenen aufführungspraktischen Kenntnisse vermittelt. Die Dozenten sind Pierre-Laurent Aimard, Tamara Stefanovich, Peter Eötvös, Pedro Amaral und Wolfgang Lischke.