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Bayerisches Fernsehen / Bayern 2 Zum 70. Geburtstag von Rainer Werner Fassbinder

Am 31. Mai wäre Rainer Werner Fassbinder 70 Jahre alt geworden. In den 14 Jahren zwischen seinem Debüt und seinem letzten Film schuf der 1982 mit nur 37 Jahren verstorbene Regisseur, Autor, Schauspieler und Produzent ein umfangreiches Werk, das die Kino-, Theater- und Fernsehlandschaft verändert hat. Das Bayerische Fernsehen erinnert daran mit der Ausstrahlung des Spielfilms "Lili Marleen" und dem Filmessay "Es ist nicht gut, in einem Menschenleib zu leben". Die Sendung radioThema auf Bayern 2 beschäftigt sich zudem mit der schwierigen Beziehung Fassbinders zu seiner Heimat Bayern.

Stand: 27.05.2015

Bayern 2 - radioThema
Donnerstag, 28. Mai 2015, 20.03 Uhr (oder als Podcast auf bayern2.de)
Fassbinders Bayern – Chronik einer schwierigen Beziehung

Die Autoren Markus Metz und Georg Seeßlen zeichnen zum 70. Geburtstag von Rainer Werner Fassbinder die schwierige und doch sehr fruchtbare Beziehung Fassbinders zu seiner Heimat Bayern nach: von den Anfängen in der Münchner Theaterszene bis zum konfliktreichen Umgang mit seinem Erbe. Zwar stand bei Fassbinder die Hassliebe zu Bayern weniger im Zentrum seiner Arbeit als etwa bei Herbert Achternbusch oder Franz Xaver Kroetz. Aber das Bayerische ist auch bei ihm immer wieder präsent. München bildet den Hintergrund für seine frühen Filme, aber auch ein späteres Werk wie "Händler der vier Jahreszeiten" schöpft aus dem Lokalkolorit der bayerischen Landeshauptstadt. Auf der Bühne wie im Film entwickelte Fassbinder ein sehr spezielles "Kunstbayerisch" als eine Sprache der emotionalen Verkrüppelung und griff immer wieder Stoffe bayerischer Autoren auf. Andererseits hat auch Bayern gezögert, Fassbinder als einen Sohn des Freistaats anzuerkennen. Man tat sich schwer mit dem "Enfant terrible", mit seinem Bayerisch-Sein beziehungsweise der Verweigerung dessen.

Bayerisches Fernsehen
Sonntag, 31. Mai 2015, 22.10 Uhr
Lili Marleen
Spielfilm Deutschland 1980
Regie: Rainer Werner Fassbinder
u.a. mit Hanna Schygulla, Giancarlo Giannini, Mel Ferrer

Die Barsängerin Willie und der Musiker Robert verlieben sich 1938 zur falschen Zeit und am falschen Ort. Als Willie in München eine Schallplatte aufnimmt, avanciert sie mit dem wehmütigen Soldatenlied "Lili Marleen" zum Star. Doch ihr Ruhm als Ikone der Nazi-Propaganda überschattet ihre Beziehung zu Robert, der Jude ist. Um ihm ihre Liebe zu beweisen, versucht Lili, einen Film mit Informationen über Konzentrationslager außer Landes zu schmuggeln und gerät dabei ins Visier der Gestapo.

Frei nach dem Leben Lale Andersens erzählt Rainer Werner Fassbinder in diesem Melodram die Geschichte einer Sängerin, die als Gegenleistung für Karriere, Geld und Privilegien ins Räderwerk der Nazi-Propaganda gerät. Geschickt greift Fassbinder, der selbst eine kleine Rolle spielt, die Ästhetik der Ufa-Filme auf und setzt die Gesangsauftritte Hanna Schygullas mit Gespür für Zwischentöne und Doppelbödigkeiten in Szene. Neben Schygulla sind internationale Akteure wie Giancarlo Giannini und Mel Ferrer zu sehen sowie eine Reihe deutscher Stars wie Karl-Heinz von Hassel, Christine Kaufmann, Hark Bohm, Karin Baal, Udo Kier und Gottfried John.

Bayerisches Fernsehen
Sonntag, 31. Mai 2015, 00.05 Uhr
"Es ist nicht gut, in einem Menschenleib zu leben"
Das filmische Weltgericht des Rainer Werner Fassbinder
Deutschland, 1995
Regie: Peter Buchka

In seinem Filmessay aus dem Jahr 1995 porträtiert der renommierte Filmkritiker Peter Buchka den Regisseur Rainer Werner Fassbinder und analysiert anhand zahlreicher Filmausschnitte und Interviews dessen radikal persönliches Schaffen. Fassbinder, der gerade einmal 37 Jahre alt wurde, hat in nur 14 Jahren ein umfangreiches Œuvre von mehr als 40 Kino- und Fernsehfilmen geschaffen, das von unzähligen Theaterinszenierungen, Bühnenstücken und Hörspielen ergänzt wird. In vier Kapiteln ("Jeder tötet, was er liebt"; "Ein Geld muss halt eins da sein"; "Unterdrückungsapparat aus Kalkül" und "Das Leben ist ein Verlustgeschäft") beleuchtet Buchka die filmische Handschrift und wichtigen Themen Fassbinders. "Die Genialität Fassbinders besteht (…) darin, sie logisch und konsequent zu einer Einheit zu verbinden und gleichzeitig ein sehr persönliches Porträt von sich zu zeichnen. Alle Filme Fassbinders sind versteckte Selbstporträts, und seine Größe bestand nicht zuletzt darin, die negativen, dunklen Seiten herauszuheben", so die These des Autors.

Seine Analysen belegt Buchka unter anderem mit Ausschnitten  aus "Liebe ist kälter als der Tod" (1969), "Katzelmacher" (1969), "Warnung vor einer heiligen Nutte" (1970), "Händler der vier Jahreszeiten" (1971), "Angst essen Seele auf" (1973), "Mutter Küsters' Fahrt zum Himmel" (1975), "Die Ehe der Maria Braun" (1978), "Lili Marleen" (1980) und "Querelle - Ein Pakt mit dem Teufel" (1982).


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