Im Mai 1916 waren die Gebiete der heutigen Staaten Syrien, Irak, Jordanien, Libanon und Israel unter osmanischer Herrschaft. Doch für die Zeit nach einem vorhersehbaren Sieg der westlichen Alliierten im Ersten Weltkrieg vereinbarten diese schon einmal die Verteilung des Territoriums. Auf britischer Seite verhandelte der konservative Unterhausabgeordnete Sir Mark Sykes. Für Frankreich saß der Diplomat Francois Georges-Picot am Verhandlungstisch. Sie zogen eine Linie, von Acre am Mittelmeer bis nach Kirkuk im heutigen Irak. Südlich davon sollten die Briten herrschen, nördlich davon die Franzosen.

Zunächst wurde das Abkommen geheim gehalten. Als die Fakten 1918 bekannt wurden, kam es zum politischen Aufruhr in der arabischen Welt, da sich ihre Hoffnungen auf die versprochene Unabhängigkeit nicht erfüllten. Obwohl die Einfluss-Sphären in den folgenden Jahren noch leicht verändert wurden, gleichen sie doch verblüffend deutlich den heutigen Grenzen zwischen Syrien, Jordanien und dem Irak.

Seitdem ist der Nahe Osten nicht mehr zur Ruhe gekommen. Natürlich haben auch der Zweite Weltkrieg, der Kalte Krieg, der Hass unter den arabischen Völkern und die Bedeutung der Ölvorkommen den Nahen Osten zu einem Pulverfass gemacht. Aber in der arabischen Politik wird auch heute noch, hundert Jahre nach dem Abkommen, Bezug auf Sykes-Picot genommen, selbst durch die Terroristen des sogenannten Islamischen Staates. Alexander Stenzel zeichnet den blutigen Weg des Nahen Ostens nach, vom Geheimabkommen Sykes-Picot bis zum islamistischen Terrorismus unserer Tage.