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Mechanismen von Verschwörungstheorien "Die Weltherrschaft" geht online

Mit der eigenen Verschwörungstheorie die Welt regieren – dieses Szenario können User des transmedialen Projekts "Die Weltherrschaft", einer Koproduktion von BR, ORF, ARTE und SRF, ab sofort durchspielen. Unter www.dieweltherrschaft.net können Nutzer lernen, wie Verschwörungstheorien funktionieren, wer von ihnen profitiert und wie man am besten mit ihnen umgehen sollte. Am 21. Juni widmet Bayern 2 dem Thema einen ganzen Tag. Am 12. September um 22.30 Uhr wird im BR Fernsehen der Dokumentarfilm "Die Weltherrschaft" gezeigt.

Stand: 19.06.2017

Stilbild zum Webprojekt "Die Weltherrschaft" | Bild: BR/ ORF / Collage

Verschwörungstheorien erleben im Spannungsfeld von Social Media und Globalisierung eine "digitale Renaissance": Von gezielten Attentaten über Chemtrails und den Klimawandel bis hin zu der von angeblich böswilligen Geheimbünden angestrebten Weltherrschaft reicht die Palette. Aber wie funktionieren diese Verschwörungstheorien? Wer oder was steckt dahinter und warum glaubt der moderne Mensch so bereitwillig an sie? Im Rahmen des transmedialen Projekts "Die Weltherrschaft", an dem BR, ORF, ARTE und SRF gemeinsam arbeiten, geht nun das Web-Projekt online: Ab Montag, 19. Juni 2017, ist unter http://www.dieweltherrschaft.net ein Baukasten für Verschwörungstheorien abrufbar. Das Ziel ist, diese und ihre Nutznießer leichter durchschaubar zu machen.

Spielerisch hinter Verschwörungs-Mechanismen blicken

Das umfangreiche Web-Angebot bietet einen interaktiven Zugang zum Themenkomplex und beleuchtet die immer wiederkehrenden Strukturen und Motive populärer Verschwörungstheorien. Denn bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass Verschwörungstheorien nicht selten nach ein und demselben Muster gestrickt sind: Angeblich unwiderlegbare Beweise zeigten auf, dass eine Gruppe von Verschwörern versuche, mit einer bestimmten Methode ein gemeinsames Ziel – die Weltherrschaft – zu erreichen. Das Online-Angebot spielt mit diesem Muster und gibt den Usern die Möglichkeit, Videos mit neuen Verschwörungstheorien zu bauen – und diese über die sozialen Medien zu teilen.

Das Online-Angebot besteht aus vier Bausteinen:

1 – Die Verschwörer

Im Mittelpunkt jeder Weltverschwörungs-Theorie stehen (Klein)Gruppen mächtiger Individuen, die hinter den Kulissen die Fäden ziehen. Im satirischen Zugang des Videobaukastens, der im Hinblick auf die Mechanismen von Verschwörungstheorien aufklärenden Charakter hat, sind diese Gruppen: Hauskatzen, Zahnärzte, Clowns und Schlagerstars. Alle vier haben eines gemein: Sie sind nicht, wer sie vorgeben, zu sein. Sie haben eine Agenda und belügen und manipulieren das Volk auf gleichsam raffinierte wie böswillige Art und Weise, um ihre Machtposition immer weiter auszubauen. Sie haben versteckte übermenschliche Kräfte und eindeutig böswillige Absichten. Dabei machen sie sich zunutze, dass es in einer zunehmend komplexen Welt vielen Menschen leichtfällt, sich von der Idee eines allmächtigen, allgegenwärtigen Feindes verführen zu lassen.

2 - Das Ziel

Verschwörungstheorien beinhalten meist ein konkretes Ziel, das die Verschwörer erreichen wollen. In den meisten Fällen wollen sie bestimmte gesellschaftliche Strukturen erzwingen und die persönliche Freiheit des Einzelnen massiv einschränken. Alles dreht sich um ihre Gier nach Macht, Geld und absoluter Kontrolle. Die Ziele, die die vier Verschwörer-Gruppen im Online-Angebot verfolgen, sind: Reduktion der Weltbevölkerung, persönliche Bereicherung, Abschaffung der Demokratie oder der dritte Weltkrieg. Verschwörungstheoretiker monieren nicht selten, dass der Öffentlichkeit diese offensichtlichen Ziele in der Regel gar nicht auffallen. Warum? Eine richtige Weltverschwörungstheorie liefert auch die Antwort auf diese Frage – siehe Baustein 3.

3 - Die Methode

Verschwörer versuchen mit ganz unterschiedlichen Mitteln, ihre Ziele zu erreichen. Als durchtriebene und übermächtige Widersacher der Gesellschaft könnte diese nicht anders, als ihnen auf den Leim zu gehen. Gezielte Attentate, biologische Kampfstoffe, gekaufte Medien und Politiker, Gedankenkontrolle, Hypnose, Entführungen und Doppelgänger, sogar Kriege, die unter Vorspiegelung falscher Tatsachen angezettelt werden – bei der Beschreibung der konkret zur Anwendung kommenden Methoden lassen Verschwörungstheoretiker ihrer Kreativität freien Lauf. Die Ziele mögen oft identisch sein, aber der Weg zum Ziel - die Methode - macht eine Verschwörungstheorie erst einzigartig, anziehend und einladend. Im Online-Angebot stehen drei Klassiker zur Auswahl: Manipulation der Medien, biologische / technische Mittel bzw. die Unterwanderung von Macht-Strukturen.

4 – Der Beweis

Keine Verschwörungstheorie kommt ohne Beweisführung aus. Allerdings berufen sich Verschwörungstheoretiker in den seltensten Fällen auf empirisch überprüfte wissenschaftliche Fakten. Oft bezieht man sich auf andere Verschwörungstheorien, die selbst schon keinen seriösen Hintergrund haben, oder nennt historische Beispiele mit ähnlichen Vorzeichen, die aber nur auf den ersten Blick tatsächlich etwas mit der Theorie zu tun haben. Diese "Beweise“ dienen hauptsächlich dazu, einen Rahmen des Möglichen, des Vorstellbaren um ihre Theorie zu bauen. Die User/innen des Online-Angebots können aus den Bausteinen geheime Studie, offizielles Schweigen, historische Beispiele oder eliminierte Zeugen auswählen.

Insgesamt sind 192 satirische Verschwörungsvideos mit insgesamt mehr als 400 Minuten Content möglich, die ab dem 19. Juni im Web und auf mobilen Endgeräten unter http://www.dieweltherrschaft.net frei kombiniert werden können.

"Die Weltherrschaft“ im BR

Das Onlineprojekt "Die Weltherrschaft“ ist unter anderem Thema bei BR24, im Web, in der App und in Social Media.

Die Rundschau Nacht berichtet am 20. Juni, 00.10 Uhr über das Projekt "Die Weltherrschaft".

Bayern 2, das Kultur- und Informationsradio des Bayerischen Rundfunks, widmet dem Thema Verschwörungen und Verschwörungstheorien einen ganzen Tag. Am 21. Juni beschäftigt sich unter anderem die Sendung Notizbuch ab 10.05 Uhr mit der Frage, wie Verschwörungen in die Gesellschaft und in die Familien hineinwirken.

In der radioWelt ab 17.05 Uhr schildert BR-Social-Media-Experte Stefan Primbs, wie die neue redaktionelle Einheit "BR Social Listening und Verifikation“ arbeitet, deren Kernaufgabe es ist, Gerüchte, Fake News und Propaganda im Internet zu enttarnen.

Der Zündfunk enthüllt ab 19.05 Uhr nicht ganz ernst gemeint, dass der Bayxit – der Austritt Bayerns aus Deutschland – längst beschlossene Sache ist.

Die Sendung "Dossier Politik" schließlich sendet ab 21.05 Uhr einen Mitschnitt der Podiumsdiskussion "Qualitätsjournalismus? Jetzt erst recht!", die der Bayerische Rundfunk am selben Tag im Funkhaus veranstaltet.

Dokumentarfilm im Herbst

Der zweite große Teil des Projekts, ein umfassender Dokumentarfilm zum Thema, wird zurzeit produziert und am 12. September um 22.30 Uhr im BR Fernsehen ausgestrahlt.

Das Projekt "Die Weltherrschaft" ist eine Koproduktion von BR, ORF, ARTE, SRF, ORF-E, Junge Römer GmbH und Metafilm, gefördert von Fernsehfonds Austria, Filmfonds Wien und Bildungsministerium für Bildung und Zukunftsfonds Österreich (Online-Angebot).


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