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Waffenkurier legt Geständnis ab Geldprobleme als Motiv

Der mutmaßliche Waffenkurier, der mit einem Auto voller Kalaschnikows, Sprengstoff und Handgranaten nach Paris unterwegs war, hat vor einem Gericht in München ein Geständnis abgelegt. Offensichtlich hatte er Geldprobleme.

Von: Lisa Weiß

Stand: 23.09.2016

Prozess gegen Waffenlieferant | Bild: BR/Christine Müller

Nicht viel mehr als zwei Ziegen waren ihm zuhause in Montenegro geblieben – Vlatko V. hatte Geldprobleme, als er in einen weißen Golf stieg und sich auf eine Reise durch Europa machte. Die Reise endete auf einem Autobahnparkplatz in der Nähe von Bad Feilnbach in Oberbayern. Und die Polizisten, die ihn kontrollierten, trauten vermutlich ihren Augen nicht. Das Auto war voller Waffen, sagt Gerichtssprecherin Andrea Titz:

"Mehrere Sturmgewehre, Pistolen, Revolver, Sprengstoff und zwei Handgranaten. Aufgrund der Programmierung seines Navigationsgeräts geht man davon aus, dass er nach Paris wollte und diese Waffen einem unbekannten Abnehmer zur Verfügung stellen wollte."

Andrea Titz, Gerichtssprecherin Amtsgericht München

Wofür waren die Waffen vorgesehen?

November 2015: Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Schweigeminute nach den Anschlägen in Paris

Nur wenige Tage später richteten Islamisten im Pariser Konzerthaus Bataclan ein Blutbad an, schossen auf Menschen in Cafes und Restaurants – mit ganz ähnlichen Waffen, wie sie Vlatko V. transportiert hatte. Sollten die Waffen zu den Attentätern geliefert werden? Oder waren sie für einen späteren Anschlag in Paris vorgesehen? Staatsanwalt Wolfram Schütz sagt dazu:

"Also wir können keine konkreten personellen Verbindungen nachweisen. Was eben auffällt ist, dass bei dem Anschlag, der in sehr engem zeitlichen Zusammenhang mit der Festnahme des Angeklagten in Paris stattgefunden hat, Waffen und Sprengmittel verwendet wurden, wie wir sie auch beim Angeklagten auffinden konnten."

Wolfram Schütz, Staatsanwalt

Was wusste der Ziegenbesitzer aus Montenegro?

Die Staatsanwaltschaft hat in ihrer Anklageschrift dem Mann einen besonders schweren Fall des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und Beihilfe zur Vorbereitung einer schweren staatsgefährdeten Gewalttat zur Last gelegt. Also übersetzt: Vlatko V. soll von einem geplanten Anschlag gewusst haben und Waffen dafür liefern. Doch wie viel wusste der Ziegenbesitzer aus Montenegro wirklich? Sein Anwalt Markus Frank sagt:

"Meiner Meinung nach handelt es sich bei meinem Mandanten um eine unbedarfte Person, dessen finanzielle Situation ausgenutzt wurde."

Markus Frank, Verteidiger des Angeklagten

Im Zweifelsfall für den Angeklagten

Staatsanwalt Wolfram Schütz

Vlatko V. hätte 2.000 Euro für seine Kurierfahrt bekommen sollen – genug, um seine offenen Stromrechnungen zu bezahlen. Das gab der Angeklagte heute zu: Er habe davon gewusst, dass er Waffen transportierte, aber nicht, wofür sie bestimmt waren – in seinen Vernehmungen behauptete er noch. Er habe nach Paris gewollt, um den Eiffelturm zu sehen. Dem Geständnis vorausgegangen war eine Vereinbarung zwischen allen Prozessbeteiligten. Der vorsitzende Richter hatte nämlich klargestellt, dass  es schwierig werden könnte, wirklich eine konkrete Verbindung zu den Anschlägen von Paris oder anderen Anschlagsversuchen nachzuweisen. Entsprechend zufrieden war Verteidiger Markus Frank:

"Das Gericht hat eben dargelegt, dass es den Vorwurf zur Beihilfe zur Vorbereitung einer staatsgefährdenden Straftat nicht sieht, auch hinsichtlich des angenommenen besonders schweren Fall sah das Gericht Bedenken. Es hat daraufhin einen Deal angeboten und wir haben den Deal angenommen."

Markus Frank, Verteidiger des Angeklagten

Der Deal bedeutet in diesem Fall: Der Angeklagte legt ein Geständnis ab und muss dafür mit einer Strafe zwischen drei Jahren und neun Monaten bis zu vier Jahren und drei Monaten rechnen. Der Prozess wird möglicherweise schon nächste Woche zu Ende gehen. Aber wer die Hintermänner waren, wofür die Waffen bestimmt waren – all diese Fragen könnten ungeklärt bleiben.


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