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Tarifkonflikt Verdi-Warnstreiks legen Flughäfen lahm

An elf deutschen Flughäfen haben die Verdi-Warnstreiks für massive Flugausfälle gesorgt. Allein in München fielen zwei Drittel der Flüge aus. Scharfe Kritik kam von Arbeitgeberseite und Bundesregierung. Morgen soll wieder alles nach Plan laufen.

Von: Alexia Späth und Birgit Grundner

Stand: 27.04.2016

Warnstreiks am Flughafen München | Bild: BR/Grundner

Zehntausende Menschen haben am Mittwoch die ausgeweiteten Warnstreiks im öffentlichen Dienst massiv zu spüren bekommen. Betroffen waren neben München auch die Flughäfen in Frankfurt am Main, Dortmund, Düsseldorf, Hannover und Köln-Bonn. Doch das Chaos hielt sich in Grenzen: Viele Reisende hatten um geplant und sind auf das Auto oder die Bahn umgestiegen. Wer trotz allem fliegen wollte, musste mit Verzögerungen und Wartezeiten rechnen und sich vor der Fahrt zum Airport über den Status ihres Flugs informieren.

Busse nach Nürnberg

Diskussion um Gesundheitsschäden

Bei der der Belegschaft der Sicherheitsgesellschaft gibt es heftige Diskussionen über mögliche Gesundheitsschäden durch die Sprengstoffdetektoren. Die Mitarbeiter fühlen sich nicht ernstgenommen mit ihren Ängsten. Sie forderten bei der Kundgebung in München, die Ursache für die Erkrankungen vieler Kollegen aufzuklären.

Am Münchner Flughafen begann der Streik um 3.30 Uhr. 550 Angestellte aus allen betroffenen Abteilungen hatten ihre Arbeit niedergelegt. 740 Flüge mussten gestrichen werden. Der Streik endete um 13.00 Uhr, statt wie geplant um Mitternacht. 30 Prozent der Schicht bei den Bodenverkehrsdiensten beteiligten sich an dem Ausstand. Nach Gewerkschaftsangaben hatten 80 Prozent der Mitarbeiter der Sicherheitsgesellschaft die Arbeit niedergelegt.

Um planen mussten die Fußball-Fans, die von München aus zum Champions League-Halbfinalspiel des FC Bayern München nach Madrid fliegen wollten. Ihre Flüge wurden gestrichen – deshalb sind sie mit Bussen nach Nürnberg gefahren, dort wurde nicht gestreikt. Mit Verspätung ging es dann weiter nach Spanien – bis zum Anpfiff sollten aber alle im Stadion sein.

Morgen in München wohl wieder alles nach Plan

Noch bis in die Nacht wollen 120 Mitarbeiter der Sicherheitsgesellschaft am Flughafen München streiken. Morgen werden auch sie wieder am Arbeitsplatz sein, der Flugbetrieb sollte wieder normal laufen. Die Lufthansa zum Beispiel hat ihren Sonderflugplan bewusst so gestaltet, dass die Maschinen morgen früh trotz allem am richtigen Platz stehen, sagte eine Sprecherin dem Bayerischen Rundfunk. Mit Auswirkungen des Streiks sei daher nicht mehr zu rechnen.

Ausfälle auch in Frankfurt am Main

Am schwersten betroffen war die Lufthansa, die bundesweit insgesamt 900 Verbindungen zu deutschen und europäischen Zielen absagen musste. Allein in Frankfurt am Main mussten 33.000 Passagiere umdisponieren. Am größten deutschen Flughafen wurden 392 von 1.330 geplanten Flügen annulliert. Dort legten Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste sowie ein kleiner Teil der Sicherheitskräfte, Verwaltungsmitarbeiter und die Feuerwehr die Arbeit nieder. Auch nach dem Ende des Streiks gibt es noch Verzögerungen. Der Flughafenbetreiber Fraport rechnet damit, dass es noch ein bis zwei Tage dauern wird, bis der Flugverkehr wieder reibungslos läuft.

"Wir rechnen mit erheblichen Verzögerungen und Flugausfällen."

Fraport Firmensprecher

Die Lufthansa nannte die Warnstreiks unzumutbar, zumal der Konzern an den Tarifverhandlungen nicht beteiligt ist.

Air Berlin weniger stark betroffen

Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin musste alle innerdeutschen Verbindungen bis 12.00 Uhr, also insgesamt 90 Flüge streichen. Langstreckenflüge wurden über Nürnberg abgewickelt, Interkontinentalflüge mit Ziel München dorthin umgeleitet. Auch andere Fluggesellschaften waren betroffen.

Forderungen liegen weit auseinander

Anlass für die Warnstreiks sind die laufenden Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst. Verdi fordert für die 2,1 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes sechs Prozent mehr Geld und eine Anhebung der Ausbildungsvergütung um 100 Euro pro Monat. Die Arbeitgeber boten zuletzt drei Prozent mehr verteilt auf zwei Jahre. Die nächste Verhandlungsrunde für den öffentlichen Dienst ist für den 28./29. April vorgesehen.

Arbeitgeberpräsident Kramer: Millionenschäden

Angesichts des massiven Ausfalls fordert Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer Verdi auf, den Warnstreik sofort zu beenden.

"Diese sogenannten 'Warnstreiks' sind unverhältnismäßig."

Ingo Kramer

Eine auf zwei Drittel des Tages ausgelegte Arbeitsniederlegung, die große Teile des gesamten Flugverkehrs behindere, sei kein Warnstreik, sondern "ein Streik, der mit wirtschaftlichen Millionenschäden verbunden ist und nicht mehr als 'Warnung' verstanden werden kann."

Bsirske: Tarifverhandlungen beschleunigen

Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière kritisierte die massiven Streiks an den Flughäfen und in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes als "völlig unangemessen". Damit träfe man nur Unbeteiligte.

"Für die Bestreikung ausgerechnet von wichtigen Flughäfen und Berliner Kliniken gibt es keinen vernünftigen Grund. ... Das ist umso ärgerlicher, da der bisherige Verhandlungsverlauf dafür keinen Anlass geboten hat."

Thomas de Maizière, Innenminister

Verdi-Chef Frank Bsirske verteidigte die Ausweitung der Warnstreiks. Der Sinn sei es, die Tarifverhandlungen zu beschleunigen. Er warf den Arbeitgebern vor, dass das Angebot ein Reallohn-Verlust bedeute. Da die drei Prozent in zwei Stufen angeboten würden und jede der beiden Erhöhungen erst jeweils im Juni wirksam werden solle, betrage es auf zwei Jahre gerechnet nur 1,8 Prozent.


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Grainer, Mittwoch, 27.April 2016, 21:48 Uhr

4. Streik

Einen schönen guten Abend, ich habe soeben die Nachrichten verfolgt.
Ich muss mich immer ein wenig wundern, da Ich niemanden Kenne der Früh mit dem Flugzeug auf Arbeit fliegt.
Die Berichterstattung ist sehr mangelhaft, da es sich bei den Flügen um Privat Unternehmen handelt.
Für die Zuschauer ist es eher wichtig zu wissen wie die Öffentliche Hand dies Finanzieren will, und gedenkt den Lohn den es braucht zu Überleben gerecht zu werden.
Aber auf Arbeit würde ich auch gerne mal Fliegen.
MIT FREUNDLICHEN GRÜßEN

Josef schmucker, Mittwoch, 27.April 2016, 19:39 Uhr

3. Verdi Streik

Diese Sogenannten Warnstreiks haben nichts mehr mit normalen Streiks zu tun. Das ist Erpressung. Die Verhandlungen laufen doch noch. Leute die das ganze Jahr für Ihren Urlaub gearbeitet und gespart haben, sollen dann am Flughafen umplanen. Hab keinerlei Verständnis wenn das in unbeteiligten ausgeht. 6% zu fordern bei 0 Inflation ist eh Hohn. Die sollten alle mal in die freie Wirtschaft gehen.

  • Antwort von A.NO Nüm, Mittwoch, 27.April, 20:23 Uhr

    @Josef schmucker

    Schön das es IHNEN gut geht.

    Auf die Anderen wird ge...i..en

Thomas Borchert, Mittwoch, 27.April 2016, 14:40 Uhr

2. *lach* ja ja, der Herr Thomas de Maizière

Zitat: "Für die Bestreikung ausgerechnet von wichtigen Flughäfen und Berliner Kliniken gibt es keinen vernünftigen Grund."
Genau Herr de Maizière!
Und welchen vernünftigen Grund gab es, dass Sie Bundesinnenminister wurden?
Ahh, ja wegen des "Sachsensumpf" wo Sie durch Unterlass, also so ne Art von Streik glänzen konnten?
LG Thomas Borchert

  • Antwort von A. No Nüm, Mittwoch, 27.April, 19:54 Uhr

    @Thomas Borchert
    Berichtigung:
    Der Herr heißt Tomas die Misere

Das Leihschwein, Mittwoch, 27.April 2016, 08:21 Uhr

1. Warum eigentlich Streiken die Staatskasse müßte doch prall gefüllt sein

Milliarden an Griechenland ein Ende ist nicht abzusehen - Milliarden für Flüchtlinge ein Ende ist nicht abzusehen - Milliarden für Autokonzerne obwohl die Milliarden Gewinne erwirtschaften - Milliarden für die korrupte Rüstungsindustrie - Milliarden für die Bankenrettung - legale Steuerhinterziehung deutscher Konzerne sogar in EU Länder wie Holland und Luxemburg - US Konzernen die in Deutschland Milliardengewinne erwirtschaften zahlen ganz legal keine Steuern - all diese Steuerpreller haben aber Anspruch auf Milliarden Subventionen aus der Staatskasse.

  • Antwort von Unverständlich, Mittwoch, 27.April, 10:53 Uhr

    Sie Schlaumeier, warum sitzen Sie nicht da wo man diese Milliarden verhindern könnte. Unsere Staatsangestellten und Beamten verdienen ja so wenig, dass man meint man müsste noch sammeln gehen für diese Leute. Wenn die Staatskasse mal nicht prall gefüllt ist, gibt es dann für diese Beschäftigten auch Gehaltskürzungen ? wie in der freien Wirtschaft sogar mit Einverständnis der Gewerkschaften der Fall. Denn Gewerkschaftsfunktionären geht es doch nur um Populismus und nicht um Verhältnismäßigkeit.

  • Antwort von allewetter, Mittwoch, 27.April, 11:36 Uhr

    Recht haben SIe.
    Wohin mit den Milliarden,nur nicht an die Beschäftigten.
    Das Gejammer der öffentl. Arbeitgeber ist einfach lächerlich.
    Seit Jahren wird der Öffentliche Dienst kaputt gespart.
    Die Stellen die nicht besetzt werden können wie in München,sind eine Folge der miesen Bezahlung.Wer kann schon in München mit einem Bruttoverdienst von 2050€ leben?
    Dies ist das Facharbeitergehalt in Entgeltgruppe 4