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Hacks, Bots, Wahlmaschinen Der Cyberkrieg ums Präsidentenamt

Experten warnen vor Manipulationen, nun wurde erneut eine Sicherheitslücke in den Wahlcomputern bekannt. Die US-Regierung droht derweil Russland für den Fall einer Cyber-Attacke auf die Präsidentenwahl.

Von: Florian Regensburger

Stand: 07.11.2016

Hillary Clinton und Donald Trump und ein schwarzer Handschuh. | Bild: colourbox.com, Reuters, Montage BR

Wahlmaschinen der Firma Sequoia sind angreifbar. Über einen mobilen Datenspeicher, eine PCMCIA-Karte, kann eine Software auf die Wahlmaschine gebracht werden, welche die Zählung der erfassten Stimmen manipuliert. Die IT-Sicherheitsfirma Cylance demonstriert den Angriff auf den Stimm-Computer, der auch bei der morgigen US-Präsidentschaftswahl zum Einsatz kommt, jetzt in einem Youtube-Video.

Veraltete Wahlmaschinen - und ein unbekannter Gegner

Ähnliche Berichte über manipulierbare Wahlmaschinen gibt es seit Langem. Auch Ende Juli hatte der renommierte IT-Sicherheitsexperte Bruce Schneier in der Washington Post große Sorgen vor der Beeinflussung des Wahlergebnisses durch Hacker geäußert. Nach den Angriffen auf Computersysteme der US-Demokraten mit massenhaft gehackten E-Mails müssten die USA der Tatsache ins Auge sehen, dass jemand "die Computersysteme unserer Nation attackiert, mit der Absicht, unsere Präsidentschaftswahl zu beeinflussen".

Die Wahlcomputer scheinen da ein naheliegendes Ziel für potenzielle Angreifer. Laut einem Bericht des Time Magazine haben 42 US-Staaten Wahlmaschinen im Einsatz, die mehr als zehn Jahre alt sind und entsprechend leicht gehackt werden könnten. Das Vorhandensein einer Sicherheitssoftware sei bei Wahlmaschinen die Ausnahme.

Wahl-Entscheidung durch Wahlmaschinen-Hack unwahrscheinlich

Dass jemand so viele der Geräte hackt, dass dies ausreichen würde, um den Ausgang der Wahl entscheidend zu beeinflussen, ist dennoch unwahrscheinlich: Die Wahlmaschinen sind nicht mit dem Internet verbunden, so dass eine massenhafte Kompromittierung beinahe ausgeschlossen ist – potentielle Angreifer müssten sich zu jedem einzelnen Gerät physischen Zugang verschaffen.

Zudem geben viele, wenn auch nicht alle Typen von Wahlmaschinen, die in den USA zum Einsatz kommen, einen Beleg aus Papier für jede abgegebene Stimme aus. So ließe sich eine manipulierte Software, die zu viele Stimmen für einen der Kandidaten zählt, im Nachhinein entlarven – sofern die Unregelmäßigkeit auffällt.

Social Bots machen Stimmung im sozialen Netz

Doch es gibt auch andere Angriffsmaschen zur Beeinflussung der Wahl, als die Manipulation einzelner Wahlcomputer: Social Bots zum Beispiel – also Software, die automatisiert soziale Medien wie Facebook durchstreunt, um in den einschlägigen Gruppen und Seiten Beiträge zu posten und Stimmung im Sinne des einen oder des anderen Kandidaten zu machen. Laut einer Untersuchung der renommierten Oxford-Universität werden solche Social Bots in großem Stil von der Trump-Kampagne eingesetzt, um in sozialen Netzwerken massiv Stimmung für ihren Kandidaten zu machen.

Wählerverzeichnis des Swing States Arizona gehackt

Im August wurde außerdem bekannt, dass sich Hacker Zugriff auf das Wählerverzeichnis des nicht ganz unwichtigen Swing States Arizona verschafft haben, der bei einem knappen Wahlausgang das Zünglein an der Waage sein könnte. Wie genau die von den Hackern – die laut FBI von Russland aus agiert haben – erbeuteten Informationen über den Wählerbestand Arizonas zur Manipulation der Wahlen eingesetzt werden könnten, darüber lässt sich nur spekulieren. Zum Beispiel wäre denkbar, dass die Stimmen von US-Bürgern, die nicht zur Wahl gehen, auf eine nicht näher definierte Weise unter falschem Namen abgegeben werden.

Doch auch wenn dieses konkrete Szenario unwahrscheinlich erscheint: Allein die Tatsache, dass sich jemand mit nicht unerheblichem Aufwand diese Informationen beschafft, ist Anlass zur Besorgnis.

USA drohen Russland mit Cyber-Vergeltungsschlag

Derweil drohen die USA Russland für den Fall, dass es die Wahlen mittels eines wie auch immer gearteten Cyber-Angriffs beeinflusst. Wie die US-amerikanischen NBC News unter Berufung auf einen hochrangigen Geheimdienstmitarbeiter berichten, könnten die USA mit elektronischen Waffen Russlands Energie- und Telekommunikationsnetz sowie Kommandosysteme des Kreml lahmlegen. Man habe bereits entsprechende Schwachstellen in diesen Systemen ausgemacht, um bei Bedarf sofort zuschlagen zu können.


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