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Trauerfeier für die Erdbebenopfer "Wir haben hier alles verloren! Wo bist Du, Gott?"

Es ist der Tag der Trauer in Italien. Landesweit wehen die Flaggen auf halbmast. In Ascoli Piceno gedenkt das Land bei einem Staatsbegräbnis der vielen Toten des jüngsten Erdbebens. Beim Trauergottesdienst sagte der Bischof in einer bewegenden Predigt: "Er vermisse Gott im Unglück".

Von: Markus Epping

Stand: 27.08.2016

Trauerfeier für die Erdbebenopfer am 27.08.2016 in Ascoli Piceno | Bild: pa/dpa/Massimo Percossi

Die zentrale Trauerfeier für die Erdbebenopfer in Italien hat in einer einfachen Turnhalle stattgefunden. Die Särge mit den Toten standen vorne aufgereiht. Freunde und Verwandte hatten sich dazwischen gesetzt. Der Bischof von Ascoli Piceno Giovanni D'Ercole wandte sich direkt an die Trauernden.

"Liebe Freunde! Heute wende ich mich vor allem an Euch. Ihr seid meine Freunde geworden. In diesen Tagen haben wir zusammen gelitten, zusammen gehofft und geweint. Aber jetzt ist der Moment der Hoffnung"

Giovanni D'Ercole, Bischof von Ascoli Piceno

Noch ein besonderer Moment dann, als der Bischof erzählt, dass auch er Gott im Unglück vermisst hat.

"Herr, Du sagst doch immer nur das Gleiche! Wir haben hier alles verloren, verstehst Du das? Wo bist Du? Aber ich habe keine Antwort bekommen."

Giovanni D'Ercole, Bischof von Ascoli Piceno

Bürgermeister will "Wiederaufbau in Rekordzeit"

Zur Trauerfeier waren auch die Spitzen des italienischen Staates gekommen. Prädident Sergio Mattarella natürlich und Regierungschef Renzi, dazu viele Einwohner des Bebengebiets, Retter und Helfer, alle vereint in der Trauer.

Vor der Trauerfeier hatte Präsident Mattarella die zerstörten Dörfer besucht. In Amatrice ließ er sich von Bürgermeister Sergio Pirozzi die Ruinen zeigen, unter anderem die Schule und die Kirche.

Der Bürgermeister nutzte die Gelegenheit und legte ein Wort für sein Dorf ein.

"Ich habe gesagt, Präsident, Sie haben eine außergewöhnliche Chance. Sie können der erste Präsident werden, der einen Wiederaufbau in Rekordzeit schafft."

Amatrices Bürgermeister Sergio Pirozzi

Nicht nur Amatrices Bürgermeister fordert, die Dörfer wieder aufzubauen. Auch Italiens Regierung setzt alles daran. Das Ziel heißt: Wiederaufbau an alter Stelle, auf keinen Fall neue Retortenstädte, wie sie zum Teil in L’Aquila entstanden sind, nach dem Beben 2009 dort.

Suche mit Bagger, Schaufel, Händen

Die Helfer im Bebengebiet setzen währenddessen ihre Suche in den Trümmern fort. Am Morgen fanden sie zwei weitere Leichen. Ein Feuerwehrmann aus Amatrice war dabei.

"Bei uns ist einer mit einem Bagger. Aber wenn wir sicher sind, dass in der Nähe irgendwo ein Körper ist, dann arbeiten wir nur noch mit Schaufel und den Händen."

Ein Feuerwehrmann aus Amatrice

Oft ist es schwierig, die Leichen anschließend zu identifizieren, viele wurden erdrückt. Für die Angehörigen eine zusätzliche Belastung, wenn sie die Toten nur schwer wieder erkennen.

"Viele liebe Menschen verloren"

Manchmal ist es zusätzlich schwierig, die Toten überhaupt zu beerdigen. In Pescara di Tronto droht der Friedhof abzusacken. Der Vize-Bürgermeister muss Alternativen suchen.

"Wir schauen jetzt, ob wir hier in Pescara noch Gräber nutzen können, dort, wo die Erde noch stabil ist. Sonst schauen wir halt in der Umgebung. Denn wir haben viele liebe Menschen verloren, viele Freunde."

Der Vize-Bürgermeister von Pescara di Tronto

Die Suche nach Überlebenden in den Bergdörfern ist praktisch vorbei. Zu gering die Chancen, noch jemanden zu retten. Schritt für Schritt hat die nächste Phase begonnen: Die Helfer tragen die Schuttberge ab.


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Kommentieren

Herzbua, Sonntag, 28.August 2016, 12:59 Uhr

10. Erdbeben

Die Worte des Bischofs sehe ich als rhetorische Frage, auf die man keine Antwort bekommt ( bekommen kann ), die gott- und kirchenkritischen Kommentare lassen tief blicken und sind Gottseidank und sicher nicht repräsentativ. Der Mensch hat sich die Erde untertan gemacht und hat sie mehrfach und heftig missbraucht. Und nur ein völliger Traumtänzer macht Gott dafür verantwortlich, daß der Mensch a) in bekannten Erdbebengebieten baut und b) viele Millionen von Mitteln, die der Staat zur Verfügung stellt, anderweitig verwendet und nicht einmal Neubauten damit erdbebensicher macht. Vielleicht funktioniert nach der Tragödie endlich auch die Kontrolle besser.

  • Antwort von HP, Sonntag, 28.August, 20:26 Uhr

    Die einzig Kontrolle, die in Italien reibungslos funktioniert, ist die Kontrolle der Maffia über nahezu alle Wirtschaftsvorgänge und somit auch über staatliche Zuschüsse zu erdbebensicheren Bauvorhaben, da auch über die Bauwirtschaft.

wieso Gott, Sonntag, 28.August 2016, 08:57 Uhr

9. Erdbeben in Italien

Warum wird hier über Gott diskutiert? Silvio Berlusconi hat doch vor 7 Jahren mit seinem unermesslichem Reichtum schließlich auch allen geholfen.

Reinhold , Samstag, 27.August 2016, 23:02 Uhr

8. Gott?

Wer fragt den noch nach Gott?
MERKEL ist gefragt, ja wo ist sie?
Hier passiert gerade eine wahre Tragödie mitten in Europa und die EU (Merkel, Junker, Schulz) haben nichts dazu zu sagen?
Hat keine Priorität.....

ein mehr als Enttäuschter, Samstag, 27.August 2016, 21:44 Uhr

7.

Im übrigen ist dieses Konto z. Z. das einzige, da Caritas International die deutsche Katastrophenhilfe in Zusammenarbeit mit mehreren großen Hilfsorganisationen koordiniert. Bei den anderen Organisationen laufen die Spenden unter Allgemein, nur bei C. I. war es explizit "Erdbebenhilfe Italien".

Andreas Hofer, Samstag, 27.August 2016, 20:40 Uhr

6. Gott

Wo ist Gott? Da müssen wir unsere christlichen Parteien und unsere Kirchenfürsten fragen, denn die haben regelmäßig Kontakt. Die kassieren sogar Steuern / Blutgeld für ihren Hokuspokus. Keiner getraut sich mal Beweise von diesen Herrschaften einzufordern. Bin gespannt wie viele hunderte von Jahren die noch damit durchkommen.