13

Rundschau-Reportage aus Spatzenhausen Wie der Terror den Rettungsdienst verändert

Der Amoklauf in München, die Terroranschläge in den letzten Monaten: Nicht nur die Polizei, sondern auch die Rettungskräfte müssen sich auf neue gefährliche Situationen einstellen. Nahe dem Staffelsee wurde nun der Ernstfall geprobt.

Von: Vera Cornette

Stand: 25.09.2016

Terror-Übung des BRK | Bild: BR

„Es ist eine Situation, mit der ich noch nie zu tun hatte“, sagt Michael Benedikt. Der 41-Jährige ist ehrenamtlicher Rettungssanitäter beim Bayerischen Roten Kreuz. „Normalerweise habe ich es mit einem Patienten zu tun, jetzt sind es ganz viele“, so Benedikt.

Michael Benedikt

Er befindet sich mitten in einer Übung des BRK auf einem Truppenübungsplatz der Bundeswehr. Hier werden an zwei Tagen verschiedene Unfall- und Anschlagszenarien simuliert. Der Sonntag ist für Terroranschläge reserviert.

Benedikt und seine Sanitäterkollegin brausen über den Schotterweg, der Kies fliegt nur so weg. „Explosion mit Verdacht auf Anschlag am Schießplatz“, war die Information der Einsatzzentrale per Funk.

Der "Second Hit"

An der Übung...

Statisten mimen verletzte Terror-Opfer


...auf dem Gelände in Spatzenhausen haben an zwei Tagen über 200 Menschen den Ernstfall geprobt: Neben BRKlern waren auch 40 Mimen – also Opferdarsteller – im Einsatz. Am Samstag waren auch Kräfte der Feuerwehr bei der Übung. Es war die größte Katastrophenschutzprobe bisher in der Region.

Wo sonst Bundeswehrsoldaten schießen üben, liegen nun blutig geschminkte Opfer: Der eine atmet nicht mehr, beim anderen tropft das Blut aus einer großen Wunde am Oberschenkel. Zusammen mit den Einsatzkräften sichtet Benedikt die Opfer. Je nach Grad der Verletzung erhalten sie Sichtungskarten mit bestimmten Farben. Während die ersten Patienten abtransportiert werden, erfolgt ein so genannter Second Hit – also ein zweiter Anschlag.

Eine ältere Frau schießt um sich – oder vielmehr: sie hält eine Spielzeugwaffe in Richtung der Menschen. Die BRKler haben die klare Anweisung: Bei Gefahr, bei einer erneuten Attacke sollen sie fliehen. Über die Lautsprecher eines Einsatzfahrzeugs ertönen Schüsse – die ein Übungsleiter über youtube abspielt – und die BRK-Leute rennen weg.

Schwitzend kommt Michael Benedikt zurück. „Sport stand nicht auf dem Programm“, sagt der 41-Jährige und lacht. Sein Übungsleiter hat bei der Nachbesprechung zwar einige Kritikpunkte – so sind beispielsweise die Fluchtwege mit Fahrzeugen versperrt gewesen und viele sind in Richtung der schießenden Frau gerannt, anstatt von ihr – aber im Großen und Ganzen ist er ganz zufrieden mit seiner Truppe.

Und was rät das BRK den Anwohnern? Nicht den Helden spielen, empfiehlt Michael Debertin, Kreisbereitschaftleiter des BRK Garmisch-Partenkirchen. Zudem solle man immer die Möglichkeit zur Flucht suchen. Nur wenn das nicht möglich ist, sollte man sich verstecken. Dünne Wände, wie die von Toiletten, seien dafür allerdings nur bedingt geeignet.

Hightech-Wundverbände

Mehrere Bundesländer haben seit den Anschlägen der letzten Monate die Anforderungen an ihre Rettungsdienste verändert. Entsprechend wurde die Ausrüstung angepasst. Viele der neuen Gegenstände werden bisher vor allem beim Militär eingesetzt und sind im zivilen Bereich neu. Unter anderem geht es um die flächendeckende Ausstattung der Rettungswagen mit sogenannten Tourniquets zum schnellen Abbinden stark blutender Gliedmaßen. Diese könnten zum Beispiel nach einer Bombenexplosion zum Einsatz kommen. Bayern führte zudem Wundverbände ein, die durch einen Wirkstoff lebensbedrohliche Blutungen von sich aus stillen.

Um der Gefahr von Anschlägen zu begegnen, beschloss der Bund zudem die Aufstellung von 61 Medizinischen Task Forces (MTF) bundesweit. Diese Verbände mit Ärzten, Sanitätern und Gerätewagen sollen im "MANV-Fall" - also eines "Massenanfalls von Verletzten" - die Versorgung über Ländergrenzen hinweg sicherstellen. Der Aufbau der MTFs laufe seit 2007 und sei zu 80 Prozent abgeschlossen, teilte ein Sprecher des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn mit.


13

Kommentieren

Werner, Montag, 26.September 2016, 01:43 Uhr

10.

Einige der hier abgegebenen Kommentare sind unterirdisch.

Es wird von den Verfassern vegessen, dass es schon sei Jahren in Deutschland immer wieder zu Amokläufen kommt, die absolut nichts mit einem islamistischen Hintergund zu tun haben. Einige Beispiele: Amtsgericht Euskirchen, Winnenden, Eching und Freising, Bad Reichenhall, .......
Soweit ich mich erinnere, wurde damals in Reichenhall vom Täter auch auf die Einsatzkräfte geschossen. Es ist also nicht verkehrt, auch so eine Situation zu üben.
Vermutlich sind diese Amokläufe aber von der "Lügenpresse" erfunden worden.

Nach meinem Wissen war das Terrorszenario nur eines von 3 Übungen. Die weiteren waren der Einsturz einer Lagerhalle und ein Brand - mit Evakuierung der Passagiere - auf einem Ausflugsschiff auf dem Staffelsee.
Es wäre schön, wenn der BR auch darüber berichtet hätte.

Thomas Borchert, Sonntag, 25.September 2016, 23:26 Uhr

9. Ömm.. sorry, aber wieso geht mir der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf,

dass es sich hierbei um Vorbereitungen für einen möglichen Krieg bzw. Kriegsvorbereitungen handelt?
Erst die große Nato Übung an der russischen Grenze, wo man die Fahrzeuge in Polen usw. ließ, dann werden Wir aufgefordert 10 Tage Nahrungsmittel zu bunkern und jetzt übt man beim „RD“ einen Massenanfall von verletzten Personen mit so ein bisschen Peng Peng und wegrennen, was als „Second Hit“ beschrieben ist, dass im Zeichen des Terrors stattfinden soll?
Interessant ist was als nächstes für Übungen folgen könnten, wozu man „Die Bundeswehr macht's mit Lollis“ bei Google eingeben muss, um im Ärzteblatt zu erfahren, wie es im Kriegsfall gemacht wird.
LG Thomas Borchert

Leopold, Sonntag, 25.September 2016, 22:05 Uhr

8. Was wird aus den Terroropfern und deren Familien?

Wie will sich die Regierung um Terroropfer und deren Verwandte kümmern?
Die Regierung Merkel ließ Massen von Flüchtlingen unkontrolliert einreisen und hat weitere Flüchtlinge eingeladen. Unter den netten freundlichen Flüchtlingen werden auch einige IS-Kämpfer mit erbeuteten syrischen Pässen sein, die später für regelmäßige Terroranschläge sorgen werden. Wohin sollen die IS-Kämpfer vor den Russen sonst fliehen als nach Deutschland? Wird die Regierung den Weisenkindern von Terroropfern eine ordentliche Rente bezahlen oder verweist man sie nur an das Sozialamt? Wie werden Schwerstbehinderte von Bombenanschlägen versorgt? Müssen die Verwandten von Terroropfern die teuere Bestattung plus 19% Mehrwertsteuer selbst bezahlen? Sollte man die Bestattung von Terroropfern wenigstens nicht von der Mehrwersteuer befreien?

Holger, Sonntag, 25.September 2016, 22:01 Uhr

7. Gegen spontane unerwartete Angrife nutzt es kaum was.

Versetzen Sie sich mal in einen Flüchtling der sich in seinem Heimatdorf tausende USD für die Schlepper von Verwandten und Freunden ausgeliehen hat und dabei versprochen hat es mit hohen Zinsen zurückzuzahlen. Jetzt melden sich seine Freunde und Verwandten täglich auf seinem Smartphone und fragen, ob er schon bei BMW arbeitet, dass sie das ausgeliehene Geld dringend brauchen, um Arzt und Medizin für ihre schwer kranke Frau oder Kind zu bezahlen. Was soll er machen, wenn er keine Ausbildung hat oder sogar ein Analphabet ist? Eine traurige aussichtslose Situation. Wohl auf die Fotos im Internet von Frau Merkel umarmt von Flüchtlingen in einem Asylwohnheim und das versprochene Asyl ohne Obergrenze reingefallen. Er kann ohne das ausgeliehene Geld als Versager und Kreditbetrüger nicht mal in seine Heimat zurückkehren. Kein Wunder wenn er eines Tages ausrastet und seine Gastgeber mit einem Messer angreift. Davor kann keine Polizei schützen.

Manfred, Sonntag, 25.September 2016, 21:11 Uhr

6.

„Normalerweise habe ich es mit einem Patienten zu tun, jetzt sind es ganz viele“

Ähmmm... Also große Unglücke (wie z.B. das Zugunglück in Bad Aibling) gibt es ja nun leider hin und wieder, eine Situation mit vielen Verletzten sollte also nichts Neues sein. - Wieso man dafür nun ausgerechnet den "Terror" hernimmt....

  • Antwort von Leo Bronstein, Sonntag, 25.September, 23:35 Uhr

    @ Manfred
    >> Also große Unglücke (wie z.B. das Zugunglück in Bad Aibling) gibt es ja nun leider hin und wieder, eine Situation mit vielen Verletzten sollte also nichts Neues sein. - Wieso man dafür nun ausgerechnet den "Terror" hernimmt....<<

    .
    Versteh ich auch nicht.
    Vielleicht weil es andere Dimensionen sind?

    Bad Aibling - 12 Tote 85 Verletzte
    IC Unglück Eschede - 101 Tote, 194 Verletzte

    Nizza - 86 Tote 300 Verletzte
    Paris Bataclan - 130 Tote 352 Verletzte
    Anschläge London 2005 - 56 Tote 700 Verletzte
    Madrid 2004 - 191 Tote 2051 Verletzte