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Syrien-Konflikt Schuldzuweisungen der Großmächte

Es ist wieder ein Rückschlag für Syrien: Die USA haben die direkten Gespräche mit Russland über eine Waffenruhe in dem Bürgerkriesland abgebrochen. Nun schieben sich beide Länder gegenseitig die Schuld zu.

Stand: 04.10.2016

Ruinen in Syrien | Bild: picture-alliance/dpa

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, wies am Abend jegliche Schuld am Scheitern der Syrien-Gespräche zurück. Washington habe das Abkommen vom September nicht erfüllt, erklärte sie. Nun versuche man, Russland die Verantwortung zuzuschieben.

Moskau gab dagegen den USA die Schuld am Scheitern der Verhandlungen "Washingtons Tatenlosigkeit hat dazu geführt, dass sich die Kämpfer neu formieren konnten, Waffen erhalten haben und ihre Ressourcen mobilisiert haben."

Drama in Aleppo

Nach zwei Wochen heftiger Kämpfe um die syrische Stadt Aleppo hatten die USA ihre Gespräche mit Russland über eine Feuerpause am Montag für beendet erklärt. Die Geduld mit den Russen sei "am Ende", hieß es aus dem Weißen Haus. Es gebe nichts mehr, "worüber die USA und Russland noch sprechen können", sagte der Sprecher Josh Earnest. Die US-Regierung hatte bereits seit Tagen mit einem Abbruch gedroht, sollte Russland seine Luftangriffe auf Aleppo nicht einstellen.

Hilflosigkeit bei der UNO

Ungeachtet der verfahrenen Situation wollen die Vereinten Nationen weiter nach einer politischen Lösung für das Bürgerkriegsland suchen und noch heute Beratungen über einen Resolutionsentwurf aufnehmen. Darin sollen Russland und die USA aufgerufen werden, eine sofortige Waffenruhe in Aleppo sicherzustellen und alle Kämpfe dort zu beenden.

Die UNO würde das syrische Volk "niemals dem Schicksal eines endlosen Gewaltkonfliktes überlassen", sagte der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura. Eine neue Syrien-Resolution, über die im UN-Sicherheitsrat beraten wurde, lehnte Russland bereits ab.

Besorgnis in der Bundesregierung

Der deutsche Vizekanzler Gabriel sieht den Abbruch der Gespräche kritisch und wertete das als ein Zeichen gemeinsamer Hilflosigkeit. Schweigen helfe niemand, sagte er. Gabriel, der zur Zeit Gespräche im Iran führt, appellierte an die iranische Führung, sich für einen Waffenruhe in Syrien einzusetzen.

Er habe klargemacht, dass in Deutschland niemand Verständnis dafür habe, dass dort Krankenhäuser bombardiert würden und die Zivilbevölkerung leide. Alle, die die syrische Regierung unterstützen - "und dazu zählt eben auch der Iran" - hätten eine Mitverantwortung dafür, die Waffen zum Schweigen zu bringen. Das habe er klar und offen angesprochen. "Ich glaube, der Iran kennt seine Verantwortung da auch", sagte Gabriel.


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