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Die Weiße Rose Leben und Sterben der Widerstandskämpfer

Am 22. Februar vor 70 Jahren steigt In München eine 21-jährige Studentin auf das Schafott: Sophie Scholl. Ihr folgen ihr Bruder Hans, Christoph Probst, Alexander Schmorell, Willi Graf und Kurt Huber - die Weiße Rose.

Von: Christina Lutz

Stand: 10.01.2014

  • 1. Mai 1939
    Hans Scholl, Weiße Rose | Bild: picture-alliance/dpa

    Hans Scholl (22. September 1918 - 22. Februar 1943)

    Mai 1939

    Der Medizinstudent Hans Scholl

    Der 20-jährige Hans Scholl zieht von Ulm nach München und beginnt ein Medizinstudium. Er freundet sich mit einem Kommilitonen an, mit Christoph Probst. Hans war bereits Ende 1937 mit dem Regime in Konflikt geraten: Weil er sich einer verbotenen, freiheitsliebenden Jugendbewegung angeschlossen hat, wird er verhaftet und angeklagt, aber nicht verurteilt.

  • 5. September 1939
    Sophie Scholl, Weiße Rose | Bild: picture-alliance/dpa

    Sophie Scholl (9. Mai 1921 - 22. Februar 1943)

    5. September 1939

    "Sag nicht, es ist fürs Vaterland"

    "Ich kann es nicht begreifen, daß nun dauernd Menschen in Lebensgefahr gebracht werden von anderen Menschen. (...) Sag nicht, es ist fürs Vaterland", schreibt Sophie Scholl wenige Tage nach Kriegsbeginn. Da ist sie 18 Jahre alt. Im Mai 1942 beginnt sie in München ein Biologie- und Philosophiestudium - und lernt den Freundeskreis ihres Bruders Hans kennen.

  • 1. April 1941
    Alexander Schmorell, Weiße Rose | Bild: picture-alliance/dpa

    Alexander Schmorell (16. September 1917 - 13. Juli 1943)

    April 1941

    "Für den haben alle geschwärmt"

    Voller Leben, voller Ideen ist Alexander Schmorell als er 1941 nach München kommt. "Für den Alex haben alle geschwärmt", erzählt Lilo Ramdohr, eine Zeitzeugin. Alexander Schmorell lernt Willi Graf und Hans Scholl in der Münchner Studentenkompanie kennen.

  • 3. Juni 1942

    3. Juni 1942

    Der Professor und die Studenten

    Die Nazis waren in der Regel keine musischen Menschen, deshalb lernten sich die Mitglieder der Weißen Rose beim Musizieren, Zeichnen - oder bei literarischen Abenden kennen. Professor Wolfgang Jäger, Mitglied der Weißen Rose, erinnert sich im Video an das Kennenlernen zwischen Professor Kurt Huber und Hans Scholl im Haus von Frau Dr. Mertens.

    Quelle: Aus "Die Weiße Rose", 4.6.1969, Bayerisches Fernsehen

  • 27. Juni 1942

    27. Juni 1942

    Das erste Flugblatt

    "Leistet passiven Widerstand!", fordern Hans Scholl und Alexander Schmorell in ihrem ersten Flugblatt, das sie an 100 ausgewählte Adressaten verschicken - Schriftsteller, Professoren, Buchhändler, aber auch Freunde und Studienkollegen. Mit folgenden Worten beginnt das Flugblatt (Video):

    Quelle: Ton aus "Die Weiße Rose", 4.6.1969, Bayerisches Fernsehen, Bild aus "Geschwister Scholl", 27.3.1958

  • 12. Juli 1942
    Flugblatt IV der Weißen Rose | Bild: BR

    12. Juli 1942

    "Wir schweigen nicht!"

    In den folgenden Wochen verfassen Hans Scholl und Alexander Schmorell drei weitere Flugblätter. "Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen, die Weisse Rose lässt Euch keine Ruhe!", so endet das vierte Flugblatt.

  • 1. Dezember 1942
    Willi Graf, Mitglied der Weißen Rose | Bild: SZ-Photo

    Willi Graf (2. Januar 1918 - 12. Oktober 1943)

    Dezember 1942

    Die ganze Verantwortung

    Der Medizinstudent Willi Graf kennt Hans Scholl und Alexander Schmorell von der Münchner Studentenkompanie. "Jeder Einzelne trägt die ganze Verantwortung", schreibt er seiner Schwester Anneliese - erzählt ihr aber nichts von seinem Entschluss, die Weiße Rose von nun an voll zu unterstützen.

  • 2. Februar 1943

    2. Februar 1943

    Die Niederlage in Stalingrad

    In Stalingrad kapitulieren die deutschen Truppen. Dieses Ereignis stärkt Hans und Sophie Scholl in ihrem Widerstand. Inge Aicher-Scholl, die Schwester der beiden, erinnert sich:

    Quelle: Aus "Die Weiße Rose", 4.6.1969, Bayerisches Fernsehen

  • 3. Februar 1943

    3. Februar 1943

    Parolen an Hauswänden

    Die Aktionen der Weißen Rose werden wagemutiger. Birgit Weiß-Huber, Kurt Hubers Tochter, berichtet:

    Quelle: Aus "Die Weiße Rose", 4.6.1969, Bayerisches Fernsehen

  • 12. Februar 1943
    Professor Kurt Huber, Mitglied der Weißen Rose | Bild: SZ-Photo

    Kurt Huber (24. Oktober 1893 - 13. Juli 1943)

    12. Februar 1943

    Der Tag der Abrechnung naht

    Das sechste und letzte Flugblatt der Weißen Rose wird vom Philosophieprofessor Kurt Huber entworfen. Darin heißt es: "Der Tag der Abrechnung ist gekommen, der Abrechnung unserer deutschen Jugend mit der verabscheuungswürdigsten Tyrannis, die unser Volk je erduldet hat." Es sollte anders kommen.

  • 18. Februar 1943
    Lichthof der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität | Bild: picture-alliance/dpa

    Im Lichthof der Münchner Universität werden Hans und Sophie Scholl entdeckt.

    18. Februar 1943

    Die Verhaftung

    Hans und Sophie Scholl haben einen Koffer voll Flugblätter fast ganz in der Münchner Universität verteilt, als sie noch einmal im Lichthof der Uni ganz nach oben laufen und den Rest der Flugblätter regelrecht nach unten regnen lassen. Der Hausmeister entdeckt die beiden, hält sie fest und übergibt sie der Polizei.

  • 19. Februar 1943
    Sophie Scholl, Weiße Rose | Bild: picture-alliance/dpa

    19. Februar 1943

    Das Geständnis

    Verhört von der Gestapo leugnet Sophie Scholl zunächst. Doch kurz nach ihrem Bruder gesteht auch sie: "In meinem Übermut oder meiner Dummheit habe ich den Fehler begangen, etwa 80 bis 100 solcher Flugblätter vom 2. Stock der Universität in den Lichthof herunterzuwerfen, wodurch mein Bruder und ich entdeckt wurden. Ich war mir ohne weiteres im Klaren darüber, dass unser Vorgehen darauf abgestellt war, die heutige Staatsform zu beseitigen."

    Quelle: Verhörprotokolle von Sophie Scholl

  • 22. Februar 1943
    Gerichtssaal 216 im Münchner Justizpalast | Bild: picture-alliance/dpa

    22. Februar 1943 10:00 Uhr

    Im Gerichtssaal

    Drei Tage nach ihrer Verhaftung beginnt in Saal 216 im Münchner Justizpalast der erste Prozess des Volksgerichtshofs gegen Mitglieder der Weißen Rose. Auf der Anklagebank: Sophie und Hans Scholl sowie der dreifache Vater Christoph Probst. Den Vorsitz hat Roland Freisler, der eigens aus Berlin angereist ist.

  • 22. Februar 1943
    Richter Roland Freisler führte als Vorsitzender des Volksgerichtshofs die Prozesse gegen die Mitglieder der Weißen Rose | Bild: picture-alliance/dpa

    22. Februar 1943 12:00 Uhr

    Der Prozess

    Vor den Augen eines ausgesuchten und linientreuen Publikums führt Richter Roland Freisler einen Schauprozess. Zeugen werden nicht gehört. Die Anklage lautet auf Landesverrat. Sophie Scholl verleugnet ihre Überzeugung nicht: "Was wir sagten und schrieben, denken ja so viele. Nur wagen sie nicht, es auszusprechen."

  • 22. Februar 1943
    Urteile gegen Mitglieder der Weißen Rose | Bild: dapd

    22. Februar 1943 13:30 Uhr

    Die Todesurteile

    Im Namen des Deutschen Volkes ergeht das Urteil gegen Sophie und Hans Scholl sowie Christoph Probst: Todesstrafe.

  • 22. Februar 1943

    22. Februar 1943 16:00 Uhr

    Abschied von den Kindern

    Robert und Lisa Scholl, die Eltern von Hans und Sophie, richten ein verzweifeltes Gnadengesuch an den Volksgerichtshof - vergeblich. Sie dürfen ihre beiden Kinder in der Todeszelle noch einmal sehen. Der Vater schildert die letzten Minuten mit seinen beiden Kindern:

    Quelle: Aus "Die Weiße Rose", 4.6.1969, Bayerisches Fernsehen

  • 22. Februar 1943

    22. Februar 1943 17:00 Uhr

    Das Beil fällt

    "So ein herrlicher sonniger Tag, und ich muss gehen", sagt Sophie Scholl wenige Tage vor ihrem Tod. Sie ist die Erste der drei zum Tode Verurteilten, die ihren Kopf unter die Guillotine legen muss. Minuten später werden Christoph Probst und Hans Scholl geköpft. Erhobenen Hauptes gehen sie in den Tod:

    Quelle: Aus "Zivilcourage und Todesmut", 18.2.1993, BR

  • 12. Oktober 1943

    12. Oktober 1943 10:00 Uhr

    Die Ermordeten

    Das Morden der Nazis geht weiter. Willi Graf stirbt am 12. Oktober 1943 durch das Fallbeil. Es ist das sechste Todesurteil gegen ein Mitglied der Weißen Rose.

    Quelle: Aus "Die Weiße Rose", 4.6.1969, Bayerisches Fernsehen


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