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Gustl Mollath Chronologie der Ereignisse

Sieben Jahre saß Gustl Mollath gegen seinen Willen in der Psychiatrie. Das Landgericht Nürnberg-Fürth hatte seine Unterbringung angeordnet, dann erfolgte die Wiederaufnahme des Verfahrens. Das Urteil: Freispruch.

Stand: 24.11.2014

  • August 2001
    Gustl Mollath | Bild: SWR/Report Mainz

    August 2001

    Angebliche Körperverletzung

    In der Wohnung des Ehepaars Mollath kommt es zum Streit. Gustl Mollath zufolge geht es mal wieder um die angeblichen Schwarzgeldgeschäfte seiner Frau, die ihn zunehmend belasten. Petra Mollath behauptet, ihr Mann sei handgreiflich geworden, habe sie geschlagen, gebissen und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt. Gustl Mollath bestreitet das. Zu einer Anzeige kommt es zunächst nicht.

  • Mai 2002
    Zwei Männer tragen eine Umzugskiste | Bild: picture-alliance/dpa

    Mai 2002

    Trennung

    Petra Mollath zieht aus der gemeinsamen Wohnung in Nürnberg aus.

  • Juni 2002
    Paragrafensymbole auf Schreibmaschine | Bild: picture-alliance/dpa

    Juni 2002

    Angebliche Freiheitsberaubung

    Gustl Mollath hält seine Frau angeblich anderthalb Stunden lang gegen ihren Willen in der ehemals gemeinsamen Wohnung fest. Das behauptet zumindest Petra Mollath. Gustl Mollath bestreitet die Vorwürfe.

  • Juni 2002
    Ärztliches Attest | Bild: picture-alliance/dpa

    Juni 2002

    Attest

    Eine Nürnberger Ärztin stellt Petra Mollath ein Attest aus. Darin nimmt sie Bezug auf die angebliche Körperverletzung vom August 2001. In dem Attest behauptet die Ärztin, Petra Mollath bereits zwei Tage nach dem angeblichen Übergriff untersucht zu haben.

  • November 2002
    Ein Strafgesetzbuch | Bild: picture-alliance/dpa

    November 2002

    Petra Mollaths Anzeige

    15 Monate nach der angeblichen Körperverletzung erstattet Petra Mollath Anzeige gegen ihren inzwischen getrennt von ihr lebenden Ehemann.

  • Mai 2003
    Schild der Nürnberger Staatsanwaltschaft | Bild: picture-alliance/dpa

    Mai 2003

    Anklage

    Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth erhebt Anklage gegen Gustl Mollath. Die Vorwürfe lauten gefährliche Körperverletzung und Freiheitsberaubung.

  • September 2003
    Justiz Nürnberg-Fürth | Bild: BR-Studio Franken

    September 2003

    Prozess

    Vor dem Amtsgericht Nürnberg beginnt die Hauptverhandlung gegen Gustl Mollath.

  • Dezember 2003
    Logo der Hypo Vereinsbank | Bild: picture-alliance/dpa

    Dezember 2003

    Gustl Mollaths Anzeige

    Gustl Mollath erstattet Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth. Seiner Frau, weiteren Mitarbeitern der Hypo Vereinsbank und 24 Kunden wirft er Steuerhinterziehung, bzw. Beihilfe dazu vor.

  • Februar 2004
    Aufgeschlagener Leitz-Ordner | Bild: picture-alliance/dpa

    Februar 2004

    Nichtbeachtung

    Die Staatsanwaltschaft lehnt Mollaths Anzeige ab, ohne den Vorwürfen nachzugehen. Begründung: Es gebe nur einen pauschalen Verdacht. Mollaths Angaben seien zu unkonkret, um die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens zu rechtfertigen.

  • September 2004
    Zimmer mit Bett in einer Psychiatrie | Bild: picture-alliance/dpa

    September 2004

    Untersuchung

    Das Amtsgericht Nürnberg erlässt einen Beschluss, wonach Gustl Mollath für maximal fünf Wochen in einer Psychiatrie untergebracht wird, damit ein Gutachten über seinen Geisteszustand erstellt werden kann.

  • Januar 2005
    Autoreifen in Regal | Bild: picture-alliance/dpa

    Januar 2005

    Autos beschädigt

    Anfang des Jahres werden mehrere Autoreifen zerstochen und Pkws beschädigt. Fast alle Autobesitzer sind in irgendeiner Form in den Fall Mollath involviert. Indizien deuten darauf hin, dass Gustl Mollath der Täter war. Beweise dafür gibt es aber nicht.

  • Dezember 2005
    Justizvollzugsbeamter | Bild: picture-alliance/dpa

    Dezember 2005

    Psychiatrie

    Das Amtsgericht Nürnberg beschließt, den Fall an das Landgericht zu übertragen. Begründung: Es sei zu erwarten, dass der Angeklagte Gustl Mollath in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht werde.

  • August 2006
    Urteil im Fall Mollath | Bild: BR

    August 2006

    Urteil

    Das Landgericht Nürnberg-Fürth spricht Gustl Mollath vom Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung und Freiheitsberaubung frei. Trotzdem ordnet es die Unterbringung in einer Psychiatrie an, weil er gemeingefährlich sei. Das Gericht stützt sich auf ein Gutachten, in dem ein Sachverständiger Mollath eine wahnhafte psychische Störung bescheinigt. Der Gutachter erstellt seinen Bericht, ohne Gustl Mollath jemals persönlich untersucht zu haben.

  • Februar 2007
    Das Gebäude des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe | Bild: picture-alliance/dpa

    Februar 2007

    Revision abgelehnt

    Der Bundesgerichtshof lehnt Mollaths Revisionsantrag als unbegründet ab.

  • Dezember 2011
    Beate Merk in der Plenarsitzung des Landtags (04.12.12) | Bild: picture-alliance/dpa

    Dezember 2011

    Merks Dementi

    Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) weist in einer Plenarsitzung des Landtags Spekulationen zurück, wonach Mollath zu Unrecht untergebracht sei.

  • März 2012
    Beate Merk | Bild: picture-alliance/dpa

    März 2012

    "Kein Anfangsverdacht"

    Ministerin Merk sagt im Rechtsausschuss des Landtags, Mollaths Vorwürfe gegen die Hypo Vereinsbank hätten keinen begründeten Anfangsverdacht für staatsanwaltschaftliche Ermittlungen ergeben.

  • November 2012
    Revisionsbericht der HVB im Fall Mollath | Bild: picture-alliance/dpa

    November 2012

    Revisionsbericht

    Ein interner Revisionsbericht der Hypo Vereinsbank aus dem Jahr 2003 wird neun Jahre später publik. Darin kommt die Bank zu dem Schluss, dass einige von Mollaths Vorwürfen in puncto Schwarzgeld zutreffen. Daraufhin fordern die Freien Wähler Merks Rücktritt. Die Ministerin lehnt einen Rücktritt ab. Da der Fall Mollath aber nicht aus den Schlagzeilen kommt, kündigt sie aber an, den Sachverhalt komplett neu aufrollen zu lassen. Die Ministerin veranlasst bei der Generalstaatsanwaltschaft, dass ein Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens gestellt wird.

  • Februar 2013
    Aktenstapel (Symbolbild) | Bild: colourbox.com

    13. Februar 2013

    Fehler zugegeben

    Die Nürnberger Justiz räumt im Fall Mollath erstmals handwerkliche Fehler im Urteil von 2006 ein. Eine Justizsprecherin bestätigt dem Bayerischen Rundfunk, es seien Daten vertauscht worden und Schreibfehler unterlaufen.

  • Februar 2013
    Deckblatt Wiederaufnahmegesuch | Bild: Gerhard Strate

    21. Februar 2013

    Wiederaufnahme beantragt

    Mollath-Anwalt Gerhard Strate beantragt offiziell die Wiederaufnahme des Verfahrens beim Landgericht Regensburg. In einer Erklärung, die dem Bayerischen Rundfunk vorliegt, heißt es: "Am Ende dieses Verfahrens wird die vollständige Rehabilitierung Mollaths stehen." Der Anwalt führt in der Begründung zum Wiederaufnahmeantrag allein zehn Amtspflichtverletzungen des damaligen Richters am Landgericht Nürnberg-Fürth auf.

  • März 2013
    Regensburger Justizpalast | Bild: picture-alliance/dpa

    18. März 2013

    Staatsanwaltschaft will Wiederaufnahme

    Die Regensburger Staatsanwaltschaft reicht ihren Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens ein. Darin argumentieren die Ermittler, inzwischen seien neue Zeugen und Beweise aufgetaucht. Diese ließen den Fall in einem anderen Licht erscheinen.

  • April 2013
    Akten im Mollath-Untersuchungsausschuss | Bild: picture-alliance/dpa

    24. April 2013

    U-Ausschuss kommt

    Alle Fraktionen im Bayerischen Landtag stimmen für einen Untersuchungsausschuss. Dieser soll klären, ob Justiz und Finanzbehörden im Fall Mollath Fehler gemacht haben. Zum Ausschuss-Vorsitzenden wird Florian Herrmann (CSU) bestimmt, sein Stellvertreter ist der Freie-Wähler-Abgeordnete Florian Streibl.

  • Mai 2013
    halb offene Tür des Untersuchungsausschusses | Bild: picture-alliance/dpa

    14. Mai 2013

    Ausschuss nimmt Arbeit auf

    Der Untersuchungsausschuss nimmt seine Arbeit auf. Mehrere Mitarbeiter von Finanzbehörden, Justiz und der Hypo-Vereinsbank sind in den kommenden Wochen als Zeugen geladen und müssen den Abgeordneten Rede und Antwort stehen. Mollath hatte Ende 2003 Strafanzeige wegen vermuteter Schwarzgeldverschiebungen seiner Frau für ihre Kunden bei der HypoVereinsbank erstattet. Die Anzeige verlief jedoch im Sande, obwohl Mollaths Vorwürfe nach heutigem Stand zum Teil begründet waren.

  • Juni 2013
    Filiale der HypoVereinsbank in München, aufgenommen mit Zoomeffekt | Bild: picture-alliance/dpa

    3. Juni 2013 22:45 Uhr

    HVB unter Druck

    Ein Anleger belastet einen ehemaligen Mitarbeiter der Hypo-Vereinsbank (HVB) schwer. In der ARD-Sendung "Die Story" berichtet er von Schwarzgeldgeschäften seines Vaters. Dabei hätte ihm just jener HVB-Banker geholfen, den Gustl Mollath in seiner Anzeige seinerzeit namentlich erwähnt hatte. Zugleich wird bekannt, dass die Hypo-Vereinsbank im Auftrag der Nürnberger Staatsanwaltschaft bereits am 16. April durchsucht wurde. Einen Zusammenhang zum Fall Mollath wollte ein Justizsprecher aber nicht bestätigen.

  • Juni 2013
    Beate Merk | Bild: picture-alliance/dpa

    14. Juni 2013

    U-Ausschuss endet

    Der Untersuchungsausschuss vernimmt die letzten Zeugen. Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) und der heutige Schwabacher Oberbürgermeister Matthias Thürauf (CSU) sagen aus. Ehe Thürauf Rathauschef wurde, war er als Staatsanwalt mit dem Fall Mollath befasst. Ministerin Merk vollzog im November 2012 eine Kehrtwende, indem sie bei der Staatsanwaltschaft einen Wiederaufnahmeantrag anordnete. Zuvor hatte sie das Verhalten der Behörden vehement verteidigt.

  • Juli 2013
    Titelseite des Beschlusses des Landgerichts Regensburg | Bild: Landgericht Regensburg

    24. Juli 2013

    Gericht lehnt Wiederaufnahme ab

    Das Landgericht Regensburg weist die von der Staatsanwaltschaft und Mollaths Verteidigung eingereichten Anträge auf Wiederaufnahme als unbegründet zurück. Zwar seien Fehler gemacht worden, diese seien aber nicht so gewichtig, dass sie eine Wiederaufnahme rechtfertigen würden. Damit bleibt Gustl Mollath bis auf weiteres in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht.

  • August 2013
    Gustl Mollath | Bild: picture-alliance/dpa

    6. August 2013

    Ein freier Mann

    Überraschende Entscheidung des Oberlandesgerichts Nürnberg: Gustl Mollath ist ab sofort ein freier Mann - das Verfahren gegen ihn wird neu aufgerollt. Mit der Entscheidung hebt der 1. Strafsenat eine Entscheidung des Landgerichts Regensburg auf.

  • Juli 2014
    Die Fassade des Gebäudes in dem die Regensburger Justizbehören ihren Sitz haben | Bild: picture-alliance/dpa

    7. Juli 2014

    Neuer Prozess

    Der Strafprozess wird am Landgericht Regensburg neu aufgerollt. Für Gustl Mollath gilt wieder die Unschuldsvermutung.

  • August 2014
    Gustl Mollath | Bild: picture-alliance/dpa

    14. August 2014

    Freispruch

    Das Landgericht Regensburg spricht Gustl Mollath erwartungsgemäß von den Vorwürfen frei. Die Reifenstechereien seien ihm nicht nachzuweisen gewesen, so die Begründung. Davon, dass Mollath seine Ex-Frau verprügelt hat, ist die Kammer aber überzeugt. Aufgrund des sogenannten Verschlechterungsverbots war nichts anderes als ein Freispruch zu erwarten gewesen.

  • August 2014
    Mollath geht in Revision | Bild: Bayerischer Rundfunk

    21. August 2014

    Mollath legt Revision ein

    Eine Woche nach dem Urteil des Landgerichts Regensburg im Wiederaufnahmeverfahren legt Gustl Mollath Revision ein. Noch unklar ist, ob eine Revision überhaupt möglich ist. Darüber muss der Bundesgerichtshof entscheiden.

  • Dezember 2015
    Außenaufnahme des Bundesgerichtshofes (BGH) in Karlsruhe | Bild: picture-alliance/dpa/Uli Deck

    Dezember 2015

    Revision abgelehnt

    Der Bundesgerichtshof verwirft den Revisionsantrag von Mollaths neuem Verteidiger. Das Urteil im Wiederaufnahmeverfahren am Landgericht Regensburg ist damit rechtskräftig.

  • März 2019
    Das Gebäude des Landgerichts München | Bild: dpa/Matthias Balk

    20. März 2019

    Mollath will Millionen

    Gustl Mollath zieht gegen den Freistaat Bayern vor Gericht. In einem Zivilprozess fordert er Amtshaftungsansprüche in Millionenhöhe – etwa 1,8 Millionen Euro für 2747 Tage in der Psychiatrie. Bekommen hat er bisher 70.000 Euro. Das Landgericht München I führt die Verhandlungen.


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