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Augsburger Stadtrat Theatersanierung darf ohne Kostendeckel beginnen

Der Augsburger Stadtrat hat heute den dritten Grundsatzbeschluss zur Generalsanierung des Theaters Augsburg mit großer Mehrheit und lediglich sechs Gegenstimmen verabschiedet. Kritiker wollen einen Bürgerentscheid anstoßen.

Stand: 29.09.2016

Stadttheater Augsburg | Bild: Bayerischer Rundfunk

Mit dem Beschluss des Stadtrats ist der Konzeptplanung für Sanierung und Modernisierung des Großen Hauses und Neubauten grundsätzlich mit allen Kostenauswirkungen zugestimmt worden. Damit ist der offizielle Startschuss für die Bauplanungen gegeben. 183 Mio Euro soll die Generalsanierung nach jüngsten Schätzungen kosten, 106 Mio Euro schießt der Freistaat zu.

Ausschreibungen sollen bald starten

Außerdem soll schnellstmöglich ein Vergabe-Verfahren für das Gesamtareal eingeleitet werden, um auch hierfür mit einer Ausschreibung starten zu können. Zudem wird es aufgrund eines neuen Löschwasserbeckens archäologische Untersuchungen geben müssen. Diese sollen zeitnah abgeschlossen werden. Bis ein endgültiger Projektbeschluss verabschiedet werden kann, werden laut Gerd Merkle, dem Chef des Baureferats, noch weitere Grundsatzbeschlüsse folgen.

Theater soll in Martinipark im Textilviertel ziehen

Das Augsburger Kongresszentrum soll nun doch nicht  zur langfristigen Ausweichspielstätte fürs Theater werden. Das hätte die Kongresshalle zu sehr blockiert, etliche lukrative Tagungen und Veranstaltungen hätten abgesagt werden müssen. Stattdessen soll das Theater samt Verwaltung in den Martinipark im Textilviertel ziehen.

Gegener wollen Bürgerentscheid

Die Kritiker der geplanten Sanierung wollen einen Bürgerentscheid anstoßen: Wie ein Sprecher der "Initiative kulturelle Stadtentwicklung" auf Anfrage des BR bestätigte, hat das von der Inititiative angestrebte Bürgerbegehren die nötige Zahl der Unterschriften erreicht.

Die gesammelten Unterschriften, rund 11.000 an der Zahl, sollen in der kommenden Woche an die Stadt Augsburg übergeben werden. Mindestens fünf Prozent der Wahlberechtigten müssen zustimmen, damit ein Bürgerbegehren erfolgreich ist.

Kritiker befürchen Kostensteigerung

Im April hatten die Sanierungsgegner eine entsprechende Unterschriftensammlung gestartet. Die Fragestellung für das Bürgerbegehren lautet: "Sind Sie dafür, dass die Stadt Augsburg die Sanierung des Theaters trotz angespannter Haushaltslage über Neuverschuldung finanziert?" Denn die Initiativen-Unterstützer befürchten, das die Stadt sich mit dem Großprojekt übernimmt. Die Kosten für den Bau und die Interimsspielstätten seien voraussichtlich nicht einzuhalten, so ein Sprecher der Sanierungsgegner:

"Wenn schon die Suche nach Übergangsspielstätten sich so chaotisch anlässt und zu erheblichen Kostensteigerungen führt, lässt die eigentliche Baumaßnahme das Schlimmste befürchten."

Sprecher der Sanierungsgegner

Die Initiative befürwortet stattdessen, dass der Spielbetrieb bis auf weiteres im Großen Haus weiter geführt wird und so auf teure Übergangsspielstätten verzichtet werden kann. Allerdings hat die Feuerwehr angesichts der völlig unzureichenden Brandschutzvorkehrungen einen weiteren Betrieb im Großen Haus bereits untersagt. Dass das gerechtfertigt ist, zweifelt die Initiative an.

Sanierung ohne Neuverschuldung?

Der mögliche Bürgerentscheid spielte bei der Entscheidung des Stadtrats keine Rolle, da die Unterschriftenlisten noch nicht bei der Stadt eingegangen sind. Die Stadt prüft derzeit, ob über ein neues Finanzierungsmodell eine Sanierung des Theaters auch ohne Neuverschuldung möglich ist. Damit wäre das Bürgerbegehren möglicherweise hinfällig, weil es ausdrücklich eine Neuverschuldung in seiner Fragestellung ausschließt.

Das marode Theater: ein Blick hinter den Vorhang


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