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Dem seltenen Tier auf der Spur Bachmuschelsuche im Ostallgäu

Saumuschel hieß sie früher, heute ist die Bachmuschel zu einem ganz seltenen Tier geworden und vom Aussterben bedroht. Nur noch an wenigen Orten findet man die Muscheln im Wasser. Dabei ist sie ein Zeichen dafür, dass es einem Bach richtig gut geht.

Von: Rupert Waldmüller

Stand: 24.08.2016

An der Lobach bei Seeg im Ostallgäu gibt es eines der wenigen Bachmuschelvorkommen im Allgäu. Um rauszufinden, ob und wie viele der seltenen Tiere es da noch gibt, steigen Freiwillige dort zur Zeit mit Neoprenanzug, Sichtkasten, Taucherbrille und Schnorchel ins kalte Wasser und suchen nach den Tierchen. Einer von ihnen ist Michael Schneider. Er steht im Neoprenanzug mitten in der Lobach, taucht seinen Sichtkasten ins Wasser und versucht, durch die Glasscheibe am Boden seiner Holzkiste eine Bachmuschel zu entdecken. Tatsächlich ist das gar nicht so leicht:

"Oft denkt man: Oh, da sitzt eine! Und dann holt man es raus und stellt fest, es ist nur ein Stein. Die Bachmuscheln sind zum größten Teil im Substrat verborgen - und nur ein Drittel guckt raus. Das kann man dann sehen, wenn man Glück hat."

Michael Schneider

Unterstützt wird der Biologe und Bachmuschelforscher von zehn Freiwilligen aus Seeg und Umgebung. Als Mitglied beim Seeger Bund Naturschutz hilft Peter Däxle gern mit bei der Suche nach dem seltenen Tier:

"Man muss richtig lernen, die Muscheln zu suchen. So einfach ist es gar nicht. Man sieht sie nicht auf Anhieb. Also man braucht schon mehrere Versuche, um überhaupt irgendetwas zu sehen und etwas zu finden."

Peter Däxle

Ein schlechtes Zeichen, wenn der Indikator für sauberes Wasser fehlt

Mit Sichtkästen, manchmal auch mit Taucherbrille und Schnorchel suchen die Helfer den Bach und seine Nebenflüsse ab. 100 Stunden lang waren sie schon im Wasser unterwegs und haben viele Kilometer Bach abgesucht.

"Ich habe leider nur Muschelreste entdeckt, aber keine echte Bachmuschel. Das ist seht Schade. Das wäre ja ein Highlight für so einen Helfer eine echte, lebende Bachmuschel zu finden und dann sie aufzuspüren."

Peter Däxle

Ganze sechs lebende Exemplare haben die Bachmuschelsucher bis jetzt im Bach entdeckt. Im gesamten Landkreis Ostallgäu gibt es nur noch an zwei bis drei Stellen Bachmuscheln. Früher war das ganz anders:

"Die hießen auch Saumuscheln, weil sie in so großer Zahl vorkamen, dass man sie den Schweinen verfüttert hat."

Michael Schneider.

Ohne die ehrenamtlichen Helfer wäre die Bachmuschelsuche in der Lobach viel zu aufwändig und teuer. Sarah Sagemann von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt ist deshalb froh, dass die Freiwiligen so engagiert bei der Sache sind:

"Es ist ja bekannt, dass es hier früher größere Vorkommen gab. Und wir sind natürlich auch daran interessiert zu erfahren, was denn die Gründe sein könnten, dass der Bestand so abgenommen hat die letzten Jahre."

Sarah Sagemann

Begradigte Flüsse, erodierende Ufer, zu viel Mineralien durch Dünger im Wasser - das können Gründe für das Verschwinden der Bachmuschel sein, sagt der Experte. Nur da, wo die Bachmuschel noch vorhanden ist, ist die Wasserwelt noch in Ordnung. 

"Wenn man die Bachmuschel findet, heißt das: Das ist gut für die Fische, für andere Wasserlebewesen, Wasserinsekten – also das ist schon toll, die Bachmuschel zu haben. Auch für die Gemeinde, wo es vorkommt, ist ja vielleicht durchaus auch ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem man Werbung für sich machen kann."

Sarah Sagemann

Deshalb hofft auch Helfer Peter Däxle darauf, dass er noch einige der seltenen Tiere in der Lobach finden wird:

"Das ist ja eine ganz seltene Bachmuschel, die in Bayern nur ein paar mal vorkommt. Und wenn wir die in den Lobach hätten, wäre das natürlich für alle Naturliebhaber eine schöne Sache, diese Muschel zu pflegen und auch weiter zu verfolgen."

Peter Däxle


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