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Organisatoren aus Bayern Rechtsrock: Neonazi-Paradies Thüringen

Thüringen hat ein Problem mit Neonazis und Rechtsrock. Dort finden im bundesweiten Vergleich die meisten Hass-Konzerte statt. BR24-Recherchen belegen: Die Veranstaltungen werden auch von Rechtsextremisten aus Bayern organisiert. Denn hier lohnt sich das Festival-Geschäft nicht mehr.

Von: Jonas Miller

Stand: 28.10.2017 | Archiv

Neonazi-Konzert in Themar | Bild: picture-alliance/dpa

Zehn Kilometer hinter der bayerisch-thüringischen Grenze liegt der Ort Themar. Eine unauffällige Kleinstadt mit 2.800 Einwohnern. Doch Themar hat ein kräftiges Problem: Rechtsextremisten aus dem ganzen Bundesgebiet und dem Ausland strömen seit Monaten immer wieder in den Ort. Neonazis veranstalten dort die größten Rechtsrock-Konzerte in der deutschen Geschichte. Heimlich gefilmte Aufnahmen zeigen, wie die Neonazis dabei ungestört "Sieg Heil" brüllten und kollektiv den Hitlergruß zeigten. Teilnehmer reisten sogar mit Hakenkreuz-T-Shirts an.

Hass-Hochburg Thüringen

Vergangenes Jahr registrierten die Behörden bundesweit insgesamt 223 rechtsextreme Konzert- und Liederabende. Viele der Veranstaltungen fanden in Thüringen statt. Selbst der Verfassungsschutz bewertet das Bundesland als bevorzugten Veranstaltungsraum der rechten Szene. Dass Thüringen zur Rechtsrock-Hochburg wurde, hat vielerlei Gründe.

"Zum einen liegt Thüringen einfach gut innerhalb Deutschlands und ist daher von allen Seiten gut erreichbar. Zum zweiten - und das ist der entscheidende Punkt: Es gibt etablierte Neonazi-Strukturen, die das nicht zum ersten Mal veranstalten, die organisatorisch erfahren und auch ein Stück weit eine Garantie dafür sind, dass solche Veranstaltungen ungestört in Thüringen stattfinden können."

Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss (Die Linke)

Geheimdienstexperten sehen noch einen weiteren Grund. Die Ex-Verfassungsschützer Thomas Grumke und Rudolf van Hüllen sagen, das von der Linken regierte Bundesland sei wegen des weitreichenden Verzichts auf den Einsatz von V-Leuten "für Rechtsextremisten ein kommoder Schutzraum geworden".

Konzert-Veranstalter aus Bayern

Patrick Schröder auf einer rechtextremen Demo 2014 in Bamberg

Die Betreuung der Konzerte bedeutet einen immensen organisatorischen Großaufwand und wird von einem eingespielten Netzwerk übernommen. Wichtige Veranstalter in Thüringen kommen auch aus Bayern. So organisierte unter anderem der aus der Oberpfalz stammende NPD-Funktionär Patrick Schröder ein Rechtsrockkonzert in Themar mit über 1.000 Besuchern.

Ein weiterer Rechtsrock-Organisator in Thüringen ist ein Neonazi-Aktivist aus dem Raum Nürnberg. Er ist unter anderem Mitglied der „Hammerskins“. Die Organisation versteht sich als elitärer Zirkel von Nazi-Skinheads, steht der „White Power“-Bewegung nahe und tritt in Deutschland vor allem im Zusammenhang mit Rechtsrock-Konzerten auf.

Bayern wenig attraktiv für Großkonzerte

In Bayern sinkt die Zahl rechter Musikveranstaltungen derweil stetig. Letztes Jahr registrierten die Behörden kein rechtsextremistisches Konzert im Freistaat und führten das auf ein striktes Vorgehen der Sicherheitsbehörden zurück. Verantwortlich dafür ist aber auch die Krise der bayerischen NPD:

"In Bayern hatten wir schon länger kein großes Musikevent mehr. Das letzte dürfte das (2013) in Scheinfeld gewesen sein. Tatsächlich sind diese ganzen Festivals verschwunden. Der NPD-Bayerntag ist aufgrund der Krise der Partei so klein und unbedeutend geworden, dass es mehr oder minder eine Familienfeier ist."

Thomas Witzgall, Endstation Rechts

Im thüringischen Themar bereiten sich unterdessen die Einwohner auf ein weiteres Rechtsrock-Konzert an diesem Wochenende vor.


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Truderinger, Samstag, 28.Oktober 2017, 11:29 Uhr

12.

Es ist schon bezeichnend, mit welchem Engagement unsere einschlägig bekannten "Nicht-Nazis" versuchen, diese widerlichen Veranstaltungen zu beschönigen, zu verharmlosen oder ganz einfach abzulenken! Aber die Nazikeule verbittet man sich natürlich! Ich verstehe immer seltener, mit welchem Recht! Zumal sie ja auch sowieso nicht erklären können, warum sie die nicht verdient haben!

Vanessa , Samstag, 28.Oktober 2017, 11:10 Uhr

11. Rechte haben Rockkonzert, Antifa hat Kongress, das wird die Demokratie überleben

Jeder braucht sein Freizeit-Hobby. Die jungen Aktivisten aus der Antifa werden ihre betuchten Eltern auf die Uni schicken, nach der Uni werden sie im Aufsichtsrat eines Konzerns oder Bank sitzen und die CSU oder sogar die rechtskonservative AfD wählen. Was wird aus den jungen Neonazis? Lebenslange Harz IV - Empfänger?

  • Antwort von Truderinger, Samstag, 28.Oktober, 11:25 Uhr

    Hakenkreuz und Hitlerkreuz als Hobby? Alles klar bei Ihnen?

  • Antwort von Kats, Samstag, 28.Oktober, 11:27 Uhr

    Wenn Sie Rechte, Neonazis so verharmlosen müssen Sie sich nicht wundern,
    wenn Sie auf einmal " im Reich " aufwachen.
    Haben Ihre Eltern und die Schule bei Geschichte total versagt ?
    Gut, dass andere besser informiert sind und auch wissen, was die
    rechten "Rattenfänger" anrichten.

Oscar, Samstag, 28.Oktober 2017, 11:01 Uhr

10. Konzert

...vielen Dank für den Tipp. Auf geht's!

  • Antwort von Julia , Samstag, 28.Oktober, 11:35 Uhr

    Wie viel kostet der Eintritt und wann fängt es an? Gibt es irgendwo im Net eine live Übertragung? Ich muß es sehen oder wenigstens hören!

Daniela , Samstag, 28.Oktober 2017, 11:00 Uhr

9. Alles was verboten und illegal ist macht den jungen Leuten erst richtig Spaß.

Wenn man die Telnahme an so einem Konzert anordnen würde, dann geht fast niemand hin.

Dieter, Samstag, 28.Oktober 2017, 10:19 Uhr

8. "Osten"

Es geht überhaupt nicht um Hass oder nur um Flüchtlinge, sondern darum, dass man den Ostdeutschen, die durch die Wende verloren haben infolge kaputter Lebensläufe nicht dieselbe Aufmerksamkeit und Herzlichkeit für ihre Situation geschenkt hat, wie jetzt den Flüchtlingen. Stattdessen wird ihnen mit Verachtung begegnet. Wenn ich im Westen lebe, sichere und gut bezahlte Arbeit habe und dann noch Haus und Geld geerbt habe, kann ich mir Großherzigkeit natürlich leisten, das ist dann wirklich nichts, worauf man sich was einbilden kann. Das ist das eigentlich erbärmliche.
Die Menschen haben schlicht und ergreifend Sorgen davor, wie es ihren Kindern und Enkeln dereinst in einer afrikanisch-arabisch-muslimischen Mehrheitsgesellschaft ergehen wird. Das sind mein Eindruck, wenn ich mich mit Leuten unterhalte und das im Westen genauso wie im Osten.
M.f.G.

  • Antwort von Kats, Samstag, 28.Oktober, 10:48 Uhr

    @ Dieter
    Warum nur verbreiten Sie Tag für Tag Ihre Islamophobie ?
    Klares Denken zeichnet Sie nicht mehr aus.
    Wieviele Muslime gibt es im Osten ?
    Die Gründe für Rechtsextremismus sind vielfältig , Ihre Betrachtungsweise ist mehr
    als reduziert.

  • Antwort von winfried, Samstag, 28.Oktober, 10:57 Uhr

    @Dieter ... Ich bin voll und ganz Ihrer Meinung, und ich komme viel im europäischen Osten herum(BG, CZ, H, PL, SLO, SK, SRB). Dort beobachte ich zunehmenden Unmut bzgl. der afrikanisch-arabisch-muslimischen (Unter?)Wanderung. Übrigens, Wahlergebnisse belegen das.

  • Antwort von Truderinger, Samstag, 28.Oktober, 11:24 Uhr

    Winfried, auch ich bin oft im Osten unterwegs, allerdings offenbar nicht auf denselben Versammlungen wie Sie!

  • Antwort von Alexander K., Samstag, 28.Oktober, 11:28 Uhr

    Die Kommentare von Dieter, Erich und solch anderer haben an Professionalität zugelegt, kommen mehr und mehr seriös rüber. Da werden durchaus Zustände erwähnt, denen ich ohne weiteres Zustimmen kann. Allerdings wird dann immer wieder den Menschen nach dem Mund geredet, um die eigene Intension und die eigenen Ziele zu verstecken (Strategem heißt das).

    Man muss nicht unbedingt die sogenannten rechten Konzerte verbieten. Immerhin gibt es einen Anteil an der Bürgerschaft, die eben rechts-orientierte Auffassungen haben. Beachte: Die Bürgerschaft besteht aus Menschen.

    Was verhindert werden muss, ist dass sich das Gedankengut, das durchaus negative Folgen im weitesten Sinne haben kann, in den gesamten Bürgerschaftskörper frisst und ihm letztendlich schadet. Schaden tut es dem Bürgerschaftskörper, nicht dem elitären Kopf ...