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Oktoberfestattentat und NSU Auslandskontakte der Ausländerhasser

Die Gewalttaten rechter Extremisten richten sich meist gegen Ausländer. Gegen diejenigen, die nicht ins Weltbild passen - damals wie heute. Wenn es um eigene Kontakte geht, haben die Terroristen weniger Berührungsangste.

Von: Christoph Thees

Stand: 31.01.2015 | Archiv

Auslandskontakte der Terroristen | Bild: BR

Gundolf Köhlers besonderes Interesse an Waffen war schon einige Zeit vor dem Oktoberfestattentat offenkundig. Deutschland ist da kein leichtes Betätigungsfeld. Anders die Schweiz: Das Schweizer Waffenrecht galt als besonders lax. Köhler soll mehrfach in die Schweiz gereist sein, um Waffen und Waffenteile zu beschaffen. Auch die NSU-Terroristen zog es kurz nach ihrem Abtauchen in die Schweiz. Die Zielfahnder des thüringischen Landeskriminalamts hörten im April 1998 einen Anruf von Uwe Mundlos bei einem Jenaer Unterstützer ab. Der Anruf kam von einer Telefonzelle in der Nähe des Genfer Sees. Waren die Untergetauchten auf der Suche nach Waffen? Spätestens im Jahr 2000 hielten Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt tatsächlich eine aus der Schweiz stammenden Waffe in der Hand. Es war die Ceska 83, die der Mordserie des NSU den Namen gab.

Grenzenlos aktiv

Waffen sind ein Grund für Auslandsreisen von Neonazis. Ein anderer sind grenzübergreifende Kontakte zu Kameraden. Sowohl beim Oktoberfestattentat als auch beim NSU gibt es zum Beispiel Hinweise auf Kontakte nach Italien. So soll Karl-Heinz Hoffmann vor dem Oktoberfestattentat laut BND-Informationen mit italienischen Rechtsextremisten im Libanon über Anschläge in Deutschland und Italien gesprochen haben. Hoffmann bestreitet das und nennt die BND-Akte eine Fälschung. (http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/kontrovers/oktoberfest-attentat-geheimdienst-100.html)

Südtirol - ein beliebtes Ziel für Neonazis

Auch beim NSU-Umfeld gibt es geheimdienstliche Informationen über Kontakte nach Italien. Konkret geht es dabei um den mutmaßlichen Waffenbeschaffer Ralf Wohlleben. Auf diese Informationen stützt sich unter anderem die Bundesanwaltschaft in ihrer Anklageschrift. Darin ist von zwei Neonazi-Treffen in Südtirol die Rede, an denen Wohlleben teilgenommen haben soll. Die Abgeordneten des bayerischen Landtags haben diese Informationen ebenfalls ausgewertet. Im Abschlussbericht des bayerischen NSU-Untersuchungsausschusses heißt es dazu: "Im Oktober 2007 hat u. a. Ralf Wohlleben an der 5. Woche der Konferenz und der Exkursionen zum Gedenken an Andreas Hofer" der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (JLO), des italienischen Südtiroler Kameradschaftsrings (S.K.R.) und der Skinheads Tirol – Sektion Meran teilgenommen. Von dieser Veranstaltung wurde die bayerische Polizei bereits mit Mail vom 18.10.2007 durch die Quästur Bozen informiert." Wohlleben allerdings bestreitet auf Nachfrage des Bayerischen Rundfunks, jemals in Südtirol gewesen zu sein, er habe demzufolge auch nicht an diesem Treffen teilgenommen.


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