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Pegida schreckt ab Dresden wird gemieden

Jeden Montag marschieren Tausende Pegida-Anhänger in Dresden. Bilder von Hasstiraden und grölenden Radikalen sind um die Welt gegangen und haben das Image der sächsischen Hauptstadt ramponiert. Touristen, Wissenschaftler und Investoren meiden den einstigen Leuchtturm Ostdeutschlands. Alexandra Gerlach hat recherchiert, wie schnell Rassismus und Demokratiefeindlichkeit zum Standortnachteil werden können.

Von: Alexandra Gerlach

Stand: 30.06.2016

Dresden | Bild: BR / Alexandra Gerlach

Weit über hunderttausend Übernachtungen weniger, leere Restaurants und Geschäfte. Kongresse, die abgeblasen werden und Spitzenforscher, die die Uni meiden: das sind die Folgen von „Pegida“ für Dresden. Die fremdenfeindlichen Demonstranten beschädigen nachhaltig das Image der sächsischen Hauptstadt.

Weniger Übernachtungsgäste

Thomas Gaier, Hoteldirektor

Der Blick von der Terrasse des Hotels „Schloss Eckberg“ ist atemberaubend: die berühmte Dresdner Barocksilhouette, das Elbtal, dahinter die Sächsische Schweiz. Mit Stolz zeigt Hoteldirektor Thomas Gaier auch die Luxusherberge selbst: die Suiten und Zimmer am Loschwitzer Elbhang inmitten eines großzügigen Parks waren immer ein Magnet für Gäste aus Deutschland und der ganzen Welt.

Dresden im Mai 2016 - leere Innenstadt

Doch seit einem Jahr gehen die Besucherzahlen erheblich zurück. Denn die selbst ernannte Bürgerprotestbewegung „Patrioten gegen die Islamisierung des Abendlandes“ – kurz Pegida – , ramponiert den Ruf der Stadt. Bilder von Hasstiraden und grölenden Extremisten sind um die Welt gegangen und schrecken ab. Über zwei Prozent weniger Hotelübernachtungen bedeuten auch weniger Einkäufe, Essen, Museumsbesucher, Aufträge an Wäschereien. Angestellte werden entlassen.

"Die Folgen sind massiv, und das stimmt uns alle traurig."

Thomas Gaier, Sprecher der Dresdner Allianz der Hoteliers.  

Image ramponiert

Andreas Fleischer, Event-Manager

Auch die Wirtschaft leidet unter „Pegida“. Investoren werden vom ausländerfeindlichen Klima abgeschreckt. Andreas Fleischer richtet zum Beispiel als Inhaber einer Dresdner Eventagentur seit Jahren ein großes Golfturnier aus. Es lief immer hervorragend. Dann aber schreckte das schlechte Image der Stadt Gäste und Sponsoren ab. Fleischer hat viel Geld investiert, kommt aber nicht gegen den negativen Trend an.

Die Universität Dresden lebt wie alle anderen Unis von einem Austausch an Wissen und internationalen Spitzenkräften. Eine der besonderen Stärken von Dresden ist zudem seine dichte Knowhow-Landschaft von Max Planck-, Fraunhofer-, Leibniz- und Helmholtz-Instituten. In jüngster Vergangenheit aber haben immer wieder namhafte Wissenschaftler den Ruf nach Sachsen abgelehnt, weil sie es sich und ihren Familien nicht zumuten wollen, in einem intoleranten oder gar rassistischen Umfeld zu leben.

Hans Müller Steinhagen

"Ich habe in den letzten Monaten einige Körbe bekommen, die mir weh getan haben. Alles was da schadet, ist am Ende ein Wettbewerbsnachteil für uns."

Hans Müller-Steinhagen, Rektor der TU Dresden.

Die B5 Reportage

Pegida schreckt ab – Dresden wird von Touristen, Forschern und Investoren zunehmend gemieden

Reportage am Sonntag, 03.07.2016, 14:35, B5aktuell

Autorin: Alexandra Gerlach
Redaktion: Susanne Betz


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