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Freikauf Warum Betriebe die Behindertenquote nicht erfüllen

Die Wirtschaft brummt. Die Arbeitslosenquote in Bayern ist so niedrig wie seit 20 Jahren nicht mehr. Das könnte auch für behinderte Menschen eine Chance sein. Doch die Arbeitslosenquote bei Behinderten ist viel höher als bei Nicht-Behinderten. Von Tom Fleckenstein

Stand: 07.02.2017

Behinderte am Arbeitsplatz | Bild: BR

Es gibt ein Gesetz für eine Behinderten-Quote: Betriebe ab 20 Mitarbeitern müssen fünf ProzentSchwerbehinderte anstellen. Ansonsten müssen sie eine Abgabe zahlen. Bis zu 320 Euro pro Monat und für jeden nicht besetztem Arbeitsplatz. Ein Viertel der Firmen kaufen sich frei und stellen gar keinen Behinderten an. Aus dem Topf von rund 500 Mio Euro werden die Zuschüße für die Firmen gezahlt, die Behinderte anstellen. Die Integrationsämter, die es in Bayern an 27 Standorten gibt, beraten nicht nur die Menschen mit Handicap auf Jobsuche, sondern auch die Firmen.

Inklusion laut UN-Behindertenkonvention

Auf Jobsuche

Auch zehn Jahre nach der UN-Behindertenkonvention ist die Arbeitslosenquote bei Behinderten viel höher als bei Nicht-Behinderten. Laut der letzten Statistik der Bundesagentur für Arbeit von 2015 liegt die Arbeitslosenquote bei Behinderten bei 13,4 Prozent, bei Nichtbehinderten bei 8,2 Prozent.

ZF Friedrichshafen AG

Doch es gibt auch positive Beispiele, wie die ZF Friedrichshafen AG in Passau, die sich besonders für Mitarbeiter einsetzt, die im Laufe des Erwerbslebens eine Behinderung erlangen.

Hier werden neue Lösungen gesucht mit ergonomischen Arbeitsplatzen und individuellen Pausenregelungen. In der Telefonzentrale arbeitet seit 36 Jahren Herbert Munz, der von Geburt an blind ist.

Auszeichnung vom Bayerischen Sozialministerium

Josef Brunner

Jedes Jahr zeichnet das Bayerische Sozialministerium Betriebe aus, die sich besonders für Behinderte engagieren. Beim "JobErfolg" wurde auch der Mittelständler Josef Brunner aus Bad Birnbach geehrt. Seine Firma übertrifft die Quote um das zehnfache, denn die Hälfte der Belegschaft hat einen Schwerbehindertenausweis.

Trotzdem kann er mit seiner Firma, die Heizungen und Kühlsysteme für Schaltschränke produziert, auf dem Weltmarkt mithalten.

Josef Brunner hat nach einem Gehirntumor ein Gelübde abgelegt: Wenn ich da gesund herauskomme, bau  ich ein Marterl und stelle Behinderte an. Der 61-Jährige hat Wort gehalten. Seine behinderten Festangestellten arbeiten auf dem ersten Arbeitsmarkt, verdienen zwischen Mindestlohn und 13 Euro die Stunde und stehen somit mitten im Leben, mitten in der Gesellschaft. So funktioniert Inklusion.


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