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Lamberts-Reaktion auf Brexit aus Waldsassen "Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird"

Die Schutzverglasung für das Ost-Fenster im York-Münster in Yorkshire kommt aus der Waldsassener Glashütte Lamberts (Lkr. Tirschenreuth). Genauso wie das Jubiläumsfenster, das das Abgeordnetenhaus der Queen zu ihrem Thronjubiläum geschenkt hat. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Hans Reiner Meindl über den Brexit.

Stand: 24.06.2016

York Minster | Bild: pa/dpa/PA Owen Humphreys

Was war Ihr erster Gedanke, als Sie vom Ergebnis gehört haben?

Hans Reiner Meindl: "Ich bin davon ausgegangen, dass Großbritannien in der EU bleibt. Insofern bin ich enttäuscht, weil ich immer an das vereinigte Europa geglaubt habe. Ich glaube nicht, dass es die große wirtschaftliche Katastrophe für die Europäer ist. Ich glaube, die Auswirkungen des Brexit werden für England selbst am größten sein. Ich glaube auch, dass der Absturz des britischen Pfunds eine kurzfristige Angelegenheit ist. Sollte es länger so bleiben, hätte es dramatische Auswirkungen auf unsere Exporte. Wir fakturieren in Euro, wenn das Pfund schwach ist, wird unsere Ware in England einfach teurer."

Sie haben persönliche Verbindungen nach London…

Meindl: "Mein Sohn lebt und arbeitet in London für eine Investmentbank. Aus seiner Sicht ist das eine große Katastrophe. Viele englische Banken werden die Kontakte nach Europa einschränken, es wird dort um Arbeitsplätze für Nicht-Engländer gehen, man wird Arbeitsgenehmigungen beantragen müssen. Er ist völlig niedergeschlagen und sagt, das war das Schlimmste, was sich die Engländer antun konnten. Und er erwartet massive Auswirkungen im Finanzbereich."

Welche Auswirkungen befürchten Sie für Ihre Glashütte?

Meindl: "Zwischen fünf und zehn Prozent unseres Umsatzes gehen nach Großbritannien. England ist ein großer Markt für die Firma, insofern kann das Auswirkungen haben. Wir müssen mal sehen, wie es sich entwickelt. Zur Not müssen unsere englischen Kunden einfach tiefer in die Tasche greifen, um unsere Ware zu finanzieren."

Fazit: Sie sind alles andere als "amused", richtig?

Meindl: "Ich bin nicht amused, sondern enttäuscht. Aber: Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird."

IHK Regensburg rechnet mit Exporteinbußen von rund 30 Prozent

Ostbayerische Unternehmen müssen nach dem Brexit mit rückläufigen Umsätzen bei Exporten nach Großbritannien rechnen. Die Ausfuhren deutscher Firmen in das Vereinigte Königreich könnten laut der Industrie und Handelskammer (IHK) Regensburg um rund 30 Prozent zurück gehen. Am stärksten vom Brexit betroffen sind Unternehmen wie das Elektrotechnik-Unternehmen Dehn und Söhne mit seiner Niederlassung in Neumarkt in der Oberpfalz.


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