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Süße Botschaft Teilen lernen an Sankt Martin

Am 11. November wird traditionell dem heiligen Sankt Martin von Tours gedacht: Mit Laternenumzügen, Martinisingen und Martinsgebäck. Gerade das Gebäck unterscheidet sich von Ort zu Ort, hat aber eines gemeinsam: Es ist als süßes Symbol gedacht.

Author: Anja Bischof

Published at: 11-11-2015 | Archiv

Sankt Martins-Laternen | Bild: picture-alliance/dpa

Tagelang haben die Kinder des Bayreuther Kinderhauses Windrad Lieder für den Laternenlauf eingeübt. Wenn es dunkel wird am Nachmittag ziehen sie mit ihren Eltern und Erzieherinnen durch die Straßen. Dabei geht es ihnen gar nicht nur um das Martinssingen und ihre bunten Laternen.

"Das Schönste am Laternenumzug sind die Martinsmännchen!"

Kind aus dem Kinderhaus Windrad

Das Martinsmännchen

Der Laternenumzug endet in der nahe gelegenen Kirche, wo die Schulkinder das Stück vom Heiligen Sankt Martin aufführen.  Dann folgt der Höhepunkt des Tages: Am Ausgang darf sich jedes Kind ein Martinsmännchen nehmen. Die lächelnden Männchen sind etwa so groß wie zwei Kinderhände und aus süßem Hefeteig ausgestochen und gebacken. Erzieherin Heike Steinlein kennt die Martinsmännchen schon aus ihrer eigenen Kindheit.

"Ich vermute, dass wir mit den Martinsmännchen üben sollen, wie man teilt. Früher gab es immer ein Männchen für zwei Personen und so musste man das Männchen teilen. So, wie der Martin seinen Mantel geteilt hat. Heute bekommt jeder ein Männchen. Er kann es ja dann mit nach Hause nehmen und dort noch mit jemandem teilen."

  Heike Steinlein, Erzieherin

Individuelles Martinsgebäck

Manche Kinder bekommen heute Martinsmännchen, andere Kinder in Franken erhalten ein Martinshörnchen und wieder andere Martinsbrötchen. Der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, Thomas Zimmer, ist selbst Bäcker. Jede Bäckerei stellt ihr eigenes Martinsgebäck her. Und das hat nicht zuletzt mit dem Zeitaufwand zu tun.

"Ein Männchen ist weitaus aufwendiger zu formen und zu gestalten. Wenn es um die Symbolik geht, ist es leichter, wenn man Martinsbrötchen hat, die man rationeller herstellen kann. Ich sehe es bei uns, wenn wir 300 Martinsmännchen auszustechen haben, ist das ein ziemlich großer Vorgang."

  Thomas Zimmer, Bäcker aus Bayreuth

Egal, welches Gebäck den Kindern am Martinstag in die kalten Hände gedrückt wird: Alle sind aus süßem Hefeteig gebacken und alle eint die Symbolik des Teilens. Es ist außerdem Brauch, diese Gebäckstücke nicht nur für den Sankt Martins Tag zu backen. Bis in den Advent hinein liegt das Martinigebäck in den Auslagen mancher Bäckereien.

Die Martinsgans

Die Martinsgänse

Traditionell gibt es in vielen Gasthäusern im November auch die Martinsgans auf der Speisekarte. Die Tradition der Martinsgans geht übrigens – einer von vielen Überlieferungen nach – darauf zurück, dass Martin zum Bischof geweiht werden sollte. Aus Eitelkeit versteckte er sich aber in einem Gänsestall. Weil die Gänse ihn durch ihr Schnattern verrieten, geht es ihnen am Tag des heiligen Sankt Martin an den Kragen.

"Wir kennen ja auch die Martinsgänse. Deshalb gibt es auch die aus Hefeteig ausgestochenen Gänse, die darauf hinweisen, was für eine Jahreszeit wir haben. Martini, die Gänse werden geschlachtet und gegessen – das ist alles die Vorbereitung auf die Adventszeit."

Thomas Zimmer, Bäcker aus Bayreuth

Die Martinsbrötchen

In der Bäckerei Dumler-Griesenbrock in Kulmbach hat Holger Griesenbrock schon früh am Morgen zahllose Backbleche voller Martinsgebäck in den Ofen geschoben. 3.200 Martinsmännchen mit zwei Schokotropfen als Augen sind entstanden und zahllose duftende Martinsbrötchen. 

"Die macht man schön rund, dann kommt vor dem Backen ein Schnitt oben rein, dann werden sie goldgelb gebacken. Und wenn sie aus dem Ofen kommen, haben sie oben einen feinen Schlitz. Damit die Kinder sie gut teilen können."

Holger Griesenbrock, Bäcker aus Kulmbach

Es ist vor allem den Bäckereien und Kindergärten zu verdanken, dass die Tradition des Sankt Martins Umzuges, des Singens und des Gebäcks die Jahrzehnte überdauert. Im vierten Jahrhundert hat der heilige Martin von Tours seinen Mantel mit einem Bettler geteilt. Wie könnte diese auch heute aktuelle Botschaft des Teilens den Kindern einprägsamer vermittelt werden, als mit Martinsliedern und einem Gebäckstückchen aus süßem, weichem Hefeteig.

Rezept für Martinsbrötchen (von Holger Griesenbrock)

Rezept für etwa 11 Stück
Zutaten: 
500 g Mehl
100 g weiche Butter
60 g Zucker
1 Ei
200 g Milch
35 g Frisch-Hefe
5 g Salz
etwas Vanille und Zitronenabrieb

So geht`s:
Alle Zutaten in eine Schüssel geben und zu einem Teig verkneten. Aus dem Teig eine Kugel formen und zugedeckt an einem warmen Ort 20 Minuten ruhen lassen. Dann den gegangenen Teig in etwa elf kleine Kugeln teilen. Daraus runde Brötchen formen. 30 bis 40 Minuten gehen lassen. Mit einer Mischung aus Milch und Ei bestreichen. Dann mit einem scharfen Messer oben einmal einschneiden. Bei 180 Grad Umluft in etwa 30 bis 35 Minuten goldgelb backen. Abkühlen lassen und mit einem lieben Menschen teilen.
Guten Appetit!

Rezept Martinsbrötchen File format: PDF Size: 23,84 KB


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