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Anleitung zum Bombenbau Ein Jahr und vier Monate Haft für IS-Sympathisanten

Weil er eine Anleitung zum Bombenbau auf Facebook verbreitet hat, muss ein Sympathisant der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ein Jahr und vier Monate ins Gefängnis. Der Angeklagte war der Anleitung zur Begehung einer schweren staatsgefährdenden Straftat beschuldigt.

Stand: 27.09.2016

Dschihadistenprozess vor dem Amtsgericht München | Bild: BR/Julia Binder

Das Münchner Amtsgericht hat diese Freiheitsstrafe nicht zur Bewährung ausgesetzt. Denn der IS-Sympathisant ist bereits 25 Mal vorbestraft, vor allem wegen Eigentumsdelikten. Auch sein Geständnis werteten Staatsanwalt und Richter eher als taktisch. Eine klare Distanzierung zur Ideologie des sogenannten Islamischen Staats fehlte, so der Richter in seiner Urteilsbegründung.

"IS in Europa nicht ok"

Der Angeklagte gab in seiner Vernehmung an, die Bombenbauanleitung sowie in Deutschland verbotene Symbole des IS im Drogenrausch via Twitter und Facebook geteilt zu haben. Generell finde er "nicht alles ok", was der IS macht. "Wenn sie es in Syrien machen, ist es ok. Aber wenn sie es in Europa machen, dann nicht", so der 46-Jährige.

Verwahrloste Unterkunft eines Drogensüchtigen

In der verwahrlosten Einzimmerwohnung des seit Jahrzehnten Heroin abhängigen Mannes hatten Polizeibeamte Festplatten, Computer und Handys sichergestellt. Darauf fanden sie gewaltverherrlichende Filme und Videosequenzen, islamistische Kampfgesänge, eine Herstellungsanleitung für Giftstoffe sowie Videos von Enthauptungen, Erschießungen und Hinrichtungen, schilderte eine Polizistin in ihrer Zeugenvernehmung.

Wie im Terrorcamp gelernt

Die Anleitung zum Bombenbau, die er im Internet verbreitete, war durchaus alltagstauglich, bestätigte ein Gutachter. Und sie rief eindeutig zum Mitmachen auf. Die Leser sollen – so steht es in der 88 Seiten starken Schrift – von der Erfahrungen des Autors, der wohl in einem Terrorcamp ausgebildet wurde, nicht nur profitieren. Sie werden in der Anleitung auch zur Weiterverbreitung und Fortschreibung aufgefordert.

Cyber-Dschihadist

Boris H. aus München war vor rund zwei Jahren in der inzwischen geschlossenen salafistischen Moschee Darul-Quran zum Islam konvertiert. Der 46-Jährige selbsterklärte Islamist postete in sozialen Netzwerken auch das Kennzeichen der verbotenen Terrormiliz IS.

Ferner seien auf seinem Twitter- und seinem Facebook-Account im öffentlich einsehbaren Bereich regelmäßig Nachrichten mit Bezug zum IS und anderen radikalen Gruppen zu finden gewesen. Boris H. gilt aus Sicht der Ermittler deshalb als ein Cyber-Dschihadist, der andere Menschen mit radikalen Gedanken infizieren könnte, indem er IS-Propaganda verbreitet hat.


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