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Münchner Stadtrat will mehr Sicherheit Konzept fürs Oktoberfest muss überarbeitet werden

Die Entscheidung war einstimmig: Der Ältestenrat des Münchner Stadtrats will, dass das Sicherheitskonzept für die Wiesn in enger Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden und der Polizei überprüft wird. Das Ergebnis kann sofort umgesetzt werden.

Von: Julia Binder

Stand: 26.07.2016

Polizisten stehen in München am Eingang zum Oktoberfest (Symbolbild). | Bild: picture-alliance/dpa / Matthias Balk

Eine weitere Entscheidung des Stadtrats ist also nicht nötig, um verbesserte Maßnahmen zu ergreifen. In der von Oberbürgermeister Dieter Reiter kurzfristig einberufenen Sondersitzung wurde am Dienstag auch festgelegt, dass bereits am Donnerstag (28.07.16) eine Arbeitsgruppe mit den Beratungen beginnen wird.

Wiesn soll möglichst sicher sein

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter betont: Es werden alle Maßnahmen getroffen, die die Sicherheitsfachleute für nötig erachten, um das Oktoberfest so sicher wie möglich zu machen. Ihm zufolge wird auch darüber nachgedacht, Taschen- und Rucksackkontrollen zu intensivieren und sogar Rucksäcke auf der Wiesn zu verbieten.

Rucksäcke als Munitionsdepot

Sowohl der Amokläufer von München als auch der Täter in Ansbach, der eine Bombe gezündet hatte, waren mit einem Rucksack unterwegs.
Der 18 Jahre alter Schüler, der am Freitag im Münchner Olympia-Einkaufszentrum mehrere Menschen erschossen hat, führte in seinem Rucksack noch Hunderte Schuss Munition mit sich.
Der Täter von Ansbach hatte den Sprengsatz mit scharfkantigen Metallteilen in seinem Rucksack.

Zaun um die Wiesn für mehr Sicherheit

Münchens zweiter Bürgermeister und Wiesn-Chef Josef Schmid sagte, er sei froh, dass einstimmig beschlossen worden sei, die Weiterentwicklung des Sicherheitskonzepts in die Hände von Fachleuten zu legen.

Laut Schmid werden jetzt mit Hochdruck Gespräche mit den Sicherheitsbehörden und der Polizei geführt. Er werde die Gespräche persönlich leiten.

"Ziel des neuen Konzepts muss es sein, die Zugänge zur Wiesn besser zu kontrollieren. Die Sicherheit der Wiesnbesucher hat oberste Priorität."

Josef Schmid, Wiesn-Chef

Ansbach zeige, wie wichtig effiziente Zugangskontrollen bei öffentlichen Veranstaltungen seien. Das gelte auch für die Wiesn. Man brauche dort eine bessere Kontrolle, wer und was auf das Festgelände komme, sagte Schmid. Wirksame Taschenkontrollen, ein Rucksackverbot und weitere denkbare Maßnahmen seien aber nur möglich, wenn das Festgelände jenseits der Zugänge abgesperrt sei.

"Auch ein Zaun um die Wiesn darf jetzt kein politisches Tabu mehr sein."

Josef Schmid, Wiesn-Chef

KVR sagt derzeit nichts zu Sicherheitsmaßnahmen

Das Münchner Kreisverwaltungsreferat hat sich noch nicht konkret zu verschärften Sicherheitsmaßnahmen geäußert. Laut KVR laufen derzeit Gespräche zum Konzept zwischen allen beteiligten Behörden und Organisationen. Verschiedene Sicherheitsmaßnahmen seien denkbar. Für detaillierte Aussagen sei es zum aktuellen Zeitpunkt aber noch zu früh. In einer Pressemitteilung hat das KVR den Opfern und Angehörigen Anteilnahme ausgedrückt.

"Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Opfern und ihren Familien und Freunden. Wir alle sind entsetzt und schockiert über die schreckliche Tat."

Münchner Kreisverwaltungsreferat

Münchner Polizei ist wachsam

Die Polizei beobachtet und bewertet permanent die Situation und die seit Monaten erhöhte abstrakte Gefahrenlage. Aktuell gibt es nach Aussage der Polizei aber keine konkreten Hinweise auf eine Gefährdung für München.

Für die Großveranstaltungen in München gibt es jeweils Sicherheitskonzepte, in denen verschiedene Szenarien enthalten sind. Die bestehenden Konzepte werden ohnehin kontinuierlich an aktuelle Gefährdungslagen angepasst und weiterentwickelt.

Zahlen und Fakten rund um die Sicherheitskräfte auf der Wiesn

Die Ordner auf dem Oktoberfest werden nach Tarif bezahlt – das bedeutet mindestens 9,40 Euro die Stunde.

Die vorgeschriebene Ausbildung der Ordner besteht aus einem 40-Stunden-Lehrgang der IHK. In den Zelten bekommen die Ordner dann zusätzliche Sicherheitseinweisungen, Rollenspiele inklusive.

Die Wiesn-Ordner werden vom Kreisverwaltungsreferat überprüft nach ihrem Lebenslauf und Führungszeugnis. Zum sofortigen Ausschluss führen Sexualdelikte, Gewaltstraftaten oder die Zugehörigkeit zu rechten Gruppierungen. 1.900 Ordner wurden letztes Jahr so gecheckt.

Seit diesem Jahr tragen die Sicherheitsleute einen Lichtbildausweis.

Während ein großes Bierzelt wie das Löwenbräuzelt 1950 gerade mal sechs Ordner hatte, sind es dieses Jahr 45.

Auf der Wiesn sind die Polizisten immer in Sechser-Teams unterwegs.

Fürs Oktoberfest werden nur noch Beamte eingesetzt, die sich freiwillig melden. Das bringt nur noch Polizisten auf die Wiesn, die den Trubel dort mögen.  

Täglich sind bis zu 300 Polizeibeamten auf der Wiesn, 200 weitere sind um das Gelände herum postiert.

Pro Schicht legen die Polizisten bis zu 12 Kilometer zurück.

Die Polizeibeamten bekommen vor der Wiesn noch eine spezielle Einweisung und Übungseinheiten.

Vor Zeltöffnung kontrolliert jeden Morgen die Hundestaffel der Polizei die Zelte – nach Sprengstoff.

2015 sind insgesamt 19 Videokameras auf der Wiesn installiert. Der Einsatz von Videotechnik hat sich bewährt, da die Polizei Einsätze besser koordinieren konnte.

Zur Wiesn wird die Münchner Polizei national und international unterstützt: Auch 2015 sind Beamte aus Berlin, Köln und Frankfurt sowie aus Österreich, der Schweiz, Belgien, Norwegen und Spanien in gemeinsamen Fahndungsteams mit den Münchner Kollegen im Einsatz. An einigen Tagen unterstützen auch Beamte aus Italien und Frankreich die Streifen auf dem Oktoberfest.


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Vicky, Mittwoch, 27.Juli 2016, 15:03 Uhr

14. Nachvollziehbar

Ich halte das Vorgehen und das Ansinnen für durchaus nachvollziehbar und für absolut gerechtfertigt, dass das Sicherheitskonzept nochmals überprüft wird. Auch ein Rucksackverbot liegt im Bereich des Möglichen... aber nur, wenn es genug Schließfächer in München gibt, in denen man seinen Rucksack dann einschließen kann. Denn viele haben darin auch ihr Nachtpackerl drin.
Ein Zaun rund um das Gelände empfinde ich als schwierig... was passiert wenn das Gelände geräumt werden muss, oder eine Massenpanik wie in Düsseldorf ausbricht? Reichen die Fluchtwege dann aus, wenn das Gelände eingezäunt ist?
Ich denke wir benötigen mehr gut ausgebildete Sicherheitskräfte (möglichst ohne schwarze Bomberjacken und ohne eine Gesichtsbehaarung das man denkt man hätte einen Affen vor sich stehen) und mehr Überwachungskameras. Und stellt diese Bilder zeitgleich als Webcam online... tausende von Augen sehen mehr, als ein paar in einer Polizeizentrale

Udo Pablitschko, Dienstag, 26.Juli 2016, 23:07 Uhr

13. Sicherheit für wenige und Terrorrisiko für viele. Na denn PROST !

Frage;
Wer kann denn mit überarbeiteten Sicherheitskonzepten wirklich geschützt werden ? Doch höchstens ein paar "Prominente" mit ein paar Bodygards
(als "Kugelfang") um sich herum !

Leute, geht halt hin und betrachtet den "teueren Zirkus" doch einfach mal als intensiven Nevenkitzel !

Oder, bleibt daheim und kommt einfach mal bei einem "häuslichen Unfall"(Wahrscheinlichkeit -statistisch- viel größer als bei einem Terroranschlag !)
ums Leben !

Bleibt nur zu hoffen, dass nicht wieder ein psychisch gestörter Vollidiot nach den im Koran versprochenen 77 Jungfrauen schielt und sich bei
seinen doch ansonsten so unheimlich friedlichen "Glaubensbrüdern" als Held und Märtyrer präsentiert.

noddeat, Dienstag, 26.Juli 2016, 22:39 Uhr

12. Und nächstes Jahr Kleidungsverbot?

Weil die Terroristen waren verkleidet unterwegs. Deshalb aus Sicherheitsgründen Eintritt nur für Nackte!

Cosi , Dienstag, 26.Juli 2016, 21:05 Uhr

11. Schmalspurislamisten!

Das wollen diese IS doch das wir uns in die Hose machen.
Wenn man das Brennglas auf diese Typen hält sind das alle verkappte Menschen und arme Würstchen.
Die fühlen sich nur stark wenn sie anderen Klein machen oder Angst machen .
Schaut euch doch Frankreich an .Die sagen"Jetzt wird erst recht gefeiert.

Bitte liebe Medien benennt diese Verbrecherbande nicht (Staat ) das sind sie nicht die IS .Das ist zu viel Ehre. Nennt sie einfach nur IS oder Terrorvereinignug IS .

  • Antwort von focus, Mittwoch, 27.Juli, 08:51 Uhr

    Gut dass wenigstens Leser auf diese längst fällige Idee Kommen. Presse und Politik können sich ja nur mit einem davorgesetzten "der sogenannte..." ausdrücken - wie damals bei der sogenannten DDR.

  • Antwort von Cosi, Mittwoch, 27.Juli, 17:38 Uhr

    @Focus
    Danke für ihr Feedback ds freut mich sehr.

Gabriele W., Dienstag, 26.Juli 2016, 20:33 Uhr

10. dieses Jahr keine Wiesn

Wir haben alle Hotelbuchungen storniert und fahren nicht. Unsere Kids auch nicht. Unsere Londoner auch nicht.

Keine Wiesn unter diesen Umständen. Schon die Kontrollen für Deutsche - alles nur wegen dieser Islamistischen Krake.

  • Antwort von Vicky, Mittwoch, 27.Juli, 15:05 Uhr

    Das ist das absolut falsche Zeichen!! Ich werde mir meinen Spass an der Wiesn nicht nehmen lassen... totgefahren werden kann ich auch auf der Gasse oder Autobahn und die Chance ist höher als ein terroristischer Anschlag