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Skrupellose Schleuser Flüchtlinge mit Benzinmischungen ruhig gestellt

Münchner Ärzte schlagen Alarm: Schleuser sollen Flüchtlingen eine Benzinmischung verabreicht haben, um sie bei der Bootsfahrt über das Mittelmeer ruhigzustellen. Laut den Medizinern führt das zu lebensbedrohlichen Lungenentzündungen.

Stand: 12.11.2016

Bei Seegang rettet die Besatzung der deutschen Fregatte Schleswig-Holstein am 21.06.2015 rund 148 Kilometer nordwestlich vom libyschen Tripolis 417 Männer, 63 Frauen und 42 Kinder aus einem Holzboot und bringt diese zum Hafen von Salerno in Italien. | Bild: dpa-Bildfunk

Die Münchner Mediziner berichten in der Fachzeitschrift "Lancet" von drei Fällen, in denen Lungenentzündungen wahrscheinlich durch das Trinken von Benzin verursacht worden seien. In einem Fall soll das auch tödlich gewesen sein. Mit den Mischungen würden die Menschen sediert.

Den Wissenschaftlern um Christoph Spinner und Wolfgang Huber vom Uni-Klinikum rechts der Isar in München sei es nach Befragungen von Dolmetschern und Patienten sowie gemeinsamer Auswertung von Patientendaten gelungen, den mutmaßlichen Zusammenhang erstmals zu beschreiben, teilte die Technische Universität München (TUM) mit. Beteiligt waren Wissenschaftler des Klinikums rechts der Isar, des Städtischen Klinikums München und des Jamaica Hospitals New York.

Symptome treten oft erst nach Wochen auf

Mit der Veröffentlichung wollen die Mediziner nach eigenen Worten Ärzte in der ganzen Welt für diese Problematik sensibilisieren. Denn die Symptome wie Fieber und Luftnot ähnelten zunächst denen einer "normalen" durch Bakterien verursachten Lungenentzündung. Auch mit Röntgen- und Computertomographie-Aufnahmen ließen sich Ursache und Gefährlichkeit der Erkrankung nicht feststellen. Außerdem träten die Symptome oft erst nach Wochen auf. Die Sprachbarriere zwischen Geflüchteten und Ärzten mache es zusätzlich schwierig, die wahren Ursachen der Erkrankung herauszufinden.


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