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Weniger Gewerbesteuer von Audi VW-Dieselskandal reißt Loch in Ingolstadts Finanzen

Der VW-Dieselskandal bedeutet für die Stadt Ingolstadt das Ende der fetten Jahre. Nach Schätzungen der Stadtkämmerei wird von Audi bis 2020 deutlich weniger Gewerbesteuer kommen. Die Verantwortlichen rechnen mit rund 70 Millionen Euro jährlich - das wären 40 Prozent weniger als bisher.

Stand: 29.08.2016

Fahnen mit Audi-Logo vor Konzernzentrale in Ingolstadt | Bild: picture-alliance/dpa

Für Ingolstadt geht es ans Eingemachte: Die nahezu schuldenfreie Stadt werde bald ihr Finanzpolster angreifen müssen – aber das seien ja immerhin fast 300 Millionen Euro, sagte Franz Fleckinger, der Leiter der Stadtkämmerei.

Die Gewerbesteuer für Audi und MAN wird vom VW-Konzern in Wolfsburg überwiesen, dessen Gewinn wegen des Dieselskandals eingebrochen ist. Die Vorauszahlungen habe VW schon Ende 2015 auf null gestellt, sagte der Ingolstädter Stadtrat Hans-Joachim Werner.

Wo Ingolstadt jetzt sparen will

Vorsorglich hat Ingolstadt eine Haushaltssperre von 15 Prozent für bestimmte Ausgaben erlassen. Bauinvestitionen, Straßenbau, Personal- und Sachausgaben sind gedeckelt, einzelne Vorhaben werden verschoben. Besonders gespart werde bei Schul-Ausbauten, beklagt der Ingolstädter Stadtrat Hans-Joachim Werner (SPD). Immerhin: Es gibt keinen Einstellungsstopp, das neue Kunstmuseum soll wie geplant gebaut werden, und das neue Hallenbad ist soeben neu eingeweiht worden. Die Stadträte wollen auch an sich selber sparen: Bei Stadtratssitzungen gibt's statt belegten Brötchen nur noch Brezen.

Abgefedert wird der Einbruch der Gewerbesteuer in Ingolstadt  durch die hohe Einkommenssteuer-Umlage. Neben 44.000 Audianern sind in Ingolstadt etwa 8.000 Menschen bei Zulieferern beschäftigt. Die Kaufkraft der Einwohner liegt über dem bayerischen Durchschnitt, die Arbeitslosigkeit mit gerade mal 2,0 Prozent darunter.

In den fetten Jahren habe Ingolstadt von Audi mehr als 100 Millionen Euro Gewerbesteuer-Nachzahlung erhalten - mit einem gesetzlichen Zinszuschlag von 6 Prozent. In den nächsten Jahren sei aus Wolfsburg sicher weniger zu erwarten, sagte Hans-Joachim Werner. Der SPD-Stadtrat zeigte sich aber optimistischer als der Kämmerer: "Die Rücklagen sollen 2019 aufgebraucht sein. Aber ich gehe jede Wette ein, dass es länger reicht."


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bauernfreund , Montag, 29.August 2016, 12:53 Uhr

1. Steuereinnahmen

Die Stadt Ingolstadt hat in den letzten Jahren die Hand aufgehalten. Wo sind die Steuermehreinnahmen geblieben? 44.0000 Arbeiter bei Audi zahlen doch auch Lohnsteuer, die Sonderzahlungen noch gar nicht gerechnet. Vollbeschäftigung und ein Immobilienmarkt, der aufgrund hoher Gehälter steigt und steigt. Das ist Jammern auf hohem Niveau. Andere Kommunen wären froh gewesen über die bisherigen Einnahmen. Die Prestigeobjekte könnten ja auch mal kleiner ausfallen.