NSU-Prozess


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NSU-Prozess Der Fahrplan steht - unter Vorbehalt

In zwei Wochen könnte der NSU-Prozess endgültig auf die Zielgerade einbiegen. Dann sollen die Schlussvorträge der Verteidiger beginnen, der letzte Zwischenschritt vor dem Urteil, so hat es das Münchner Oberlandesgericht am Mittwoch bekräftigt.

Von: Thies Marsen

Stand: 28.02.2018 | Archiv

Gerichtssaal des Oberlandesgerichtes in München, NSU Prozess | Bild: picture-alliance/dpa

Ausgerechnet die Verteidigung hat den Beginn der eigenen Schlussvorträge im NSU-Prozess zuletzt immer wieder verzögert. Letzte Woche war der Wahlverteidiger der Hauptangeklagten Beate Zschäpe, Mathias Grasel, erkrankt, sein Vertreter Herrmann Borchert verhindert - das Gericht vertagte die Verhandlung daraufhin um eine Woche. Gestern wiederum meldeten sich Zschäpes Altverteidiger zu Wort. Sie beantragten einmal mehr die Entbindung von ihrer Mandantin, die ihnen das Vertrauen entzogen hat und mit der sie deshalb seit Jahren kein Wort mehr gewechselt haben.

Zschäpe-Anwälte wollen ihre Mandantin loswerden - und umgekehrt

Die Bundesanwaltschaft betonte heute in einer Stellungnahme, dass sie diesen Antrag des Anwalt-Trios Anja Sturm, Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl für völlig grundlos und unangebracht hält. Das Gericht muss darüber nun in den nächsten Tagen entscheiden. Allerdings hat der Strafsenat vergleichbare frühere Anträge von Sturm, Stahl und Heer und auch von Beate Zschäpe, die ihre Altverteidiger ebenfalls am liebsten los werden würde, abgelehnt. Unwahrscheinlich also, dass sich die Richter nun anders entscheiden werden.

Wohlleben-Verteidigung will nochmals Zeugen laden

Ebenfalls wenig Chancen auf Erfolg hat ein Antrag, den die Verteidiger des mutmaßlichen Mordwaffenlieferanten Ralf Wohlleben gestern gestellt haben. Sie wollen wieder in die Beweisaufnahme einsteigen und einen Zeugen aus der Neonaziszene vernehmen lassen, um nachzuweisen, dass die berüchtigte Pistole der Marke Česká 83, mit der der NSU neun Migranten ermordete, auch von jemand anderem als ihrem Mandanten hätte geliefert werden können. Erst vor wenigen Wochen hat das Oberlandesgericht einen ganz ähnlichen Antrag bereits abgelehnt.

Verteidiger-Plädoyers in zwei Wochen?

Derzeit deutet alles daraufhin, dass das Gericht an seinem Plan festhält, am 13. März mit den Verteidiger-Plädoyers zu beginnen. Mehrfach fragte der vorsitzende Richter Manfred Götzl heute bei Zschäpes Wahlverteidiger Grasel nach, ob er bis dahin bereit sei, seinen Schlussvortrag zu halten - was Grasel allerdings nicht eindeutig beantworten wollte. Zschäpes zweiter Neuverteidiger Herrmann Borchert, der heute - wie fast immer - nicht im Prozess anwesend war, hat offenbar schon im Vorfeld signalisiert, dass er in zwei Wochen plädieren kann.

Vermutlich wird der Senat danach eine Pause einlegen, um Zschäpes Altverteidigern die Gelegenheit zu geben, ihr eigenes Plädoyer fertigzustellen und dabei auch die Ausführungen ihrer Vorredner zu berücksichtigen. Danach sind die Verteidiger der anderen Angeklagten dran und zwar voraussichtlich in folgender Reihenfolge:  André E., Holger G., Ralf Wohlleben und Carsten S. Diese Angaben sind allerdings - wie immer im NSU-Prozess - ohne Gewähr.


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