NSU-Prozess


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119. Verhandlungstag Zeuge beschreibt Täter als klein und gelockt

Im NSU-Prozess warf heute am 119. Verhandlungstag eine Täterbeschreibung Fragen auf. Bei dem Zeugen handelte es sich um den Vater der jungen Frau, die 2001 in Köln Opfer eines Bombenattentates wurde.

Stand: 05.06.2014 | Archiv

Polizeibeamte kehren nach einen Bombenanschlag auf ein Lebensmittelgeschäft am 19.01.2001 in der Probsteigasse in Köln herumliegende Scherben zusammen.  | Bild: picture-alliance/dpa

Die Tochter des Deutsch-Iraners war schwer verletzt, das Geschäft der Familie zerstört worden. Zuletzt war man davon ausgegangen, dass einer der beiden Komplizen der Hauptangeklagten Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt oder Uwe Mundlos, den Sprengsatz in einer Christstollen-Dose in dem Lebensmittelgeschäft deponiert hatten. Doch zu dieser Theorie passt die heute vor dem Münchner Oberlandesgericht abgegebene Täterbeschreibung nicht. Sie weicht deutlich vom Aussehen der beiden mutmaßlichen Haupttäter ab.

Wer war der mutmaßliche Bombenleger?

So soll es ein kleiner, sehr schmaler Mann mit Locken gewesen sein, der damals in das Kölner Geschäft kam. Er habe in dem Laden einen Runde gedreht und etwas kaufen wollen. An der Kasse sei ihm dann aufgefallen, dass er sein Portemonnaie vergessen habe. Daraufhin soll er den Laden verlassen haben, um Geld zu holen. Seinen Korb mit einer Christstollendose lies er zurück und kam nie wieder.

Die junge Deutsch-Iranerin hatte die Dose Wochen später geöffnet, wodurch die Sprengladung detonierte. Die damals 19-jährige Schülerin erlitt im Gesicht und an der rechten Hand Verbrennungen zweiten Grades. Die herumfliegenden Splitter verursachten Dutzende Schnittverletzungen am ganzen Körper. Die junge Frau lag wochenlang auf der Intensivstation. Ihr Gesicht wurde von plastischen Chirurgen wiederhergestellt.

Anschlag war lange nicht Rechtssextremen zugeordnet worden

Erst seit dem Auffliegen des NSU im November 2011 wissen die Ermittler um die Hintergründe der Tat. Im Brandschutt der letzten Wohnung des Trios in Zwickau fanden sich entsprechende Hinweise. Die Bundesanwaltschaft wirft dem NSU zehn Morde und einen weiteren Sprengstoffanschlag 2004 in der Kölner Keupstraße vor. Das Motiv fast aller Taten soll Fremdenhass gewesen sein.


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