NSU-Prozess


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264. Verhandlungstag, 24.2.2016 Das Waffenarsenal des NSU

20 Handfeuerwaffen, darunter auch vier Kriegswaffen wurden heute im Prozess begutachtet. Wie dieses Arsenal zustande kam, bleibt aber weitgehend ungeklärt.

Von: Julian von Löwis

Stand: 24.02.2016 | Archiv

Julian von Löwis | Bild: BR

24 Februar

Mittwoch, 24. Februar 2016

Bis an die Zähne bewaffnet war der Nationalsozialistische Untergrund. Den Kampf angesagt hatte die terroristische Vereinigung nicht nur Ausländern, die ihrer Rassenideologie nicht entsprachen, sondern auch dem Staat.

Die Fundorte der Waffen: Wohnung und Wohnmobil

Die letzte gemeinsame Wohnung von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe in Zwickau brannte völlig nieder - Zschäpe selbst hatte das Feuer gelegt, das gestand sie in ihrer Erklärung im Dezember 2015. Im Brandschutt konnten einige Schusswaffen sichergestellt werden. Die heute gezeigten Asservate hatten Brandspuren und waren teilweise erheblich beschädigt. Denn auch das Wohnmobil, das Mundlos und Böhnhardt als Rückzugsort für einen Banküberfall in Eisenach nutzen, brannte. Dort wurden neben den Leichen der beiden auch Waffen gefunden.

Wo kommen die Waffen her?

Die Angeklagte Beate Zschäpe und ihr Anwalt Mathias Grasel sitzen am 24.02.2016 im Gerichtssaal im Oberlandesgericht in München (Bayern).  | Bild: picture-alliance/dpa/Tobias Hase zum Artikel 264. Tag im NSU-Prozess Befangenheitsantrag abgelehnt - die Waffen des NSU

Auch der jüngste Befangenheitsantrag der Angeklagten Wohlleben und Zschäpe im NSU-Prozess ist gescheitert. Das Verfahren geht weiter. Der heutige 264. Verhandlungstag stand ganz im Zeichen der Waffen des NSU. Von Thies Marsen [mehr]

Zwei Pistolen des Herstellers Heckler und Koch stammen wohl von der 2007 getöteten Polizistin Michele Kiesewetter und ihrem damals schwer verletzten Kollegen. Beiden Beamten wurde aus nächster Nähe in den Kopf geschossen, anschließend wurden ihnen die Dienstwaffen gestohlen. Die Anklage macht Uwe Böhnhard und Uwe Mundlos für diesen Mordanschlag verantwortlich.

Die für den Prozess bedeutendste Frage lautet: Wie gelangte die Pistole vom Typ Ceska, mit der Mundlos und Böhnhardt insgesamt neun Menschen ermordet haben sollen, in die Hände der mutmaßlichen Täter. Der Mitangeklagte Ralf Wohlleben soll die Pistole besorgt haben, er selbst bestreitet dies aber.

Und woher kam der Rest? Neben den zahlreichen Pistolen und Revolvern hatte der NSU sogenannte Pumpguns sowie mehrere Maschinenpistolen, die unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fallen. Ein Arsenal, das zur Ausrüstung einer Privatarmee ausreichen würde. Da für das Urteil im NSU-Prozess allerdings die Herkunft der Haupttatwaffe die entscheidende Rolle spielt, wird über den Ursprung der restlichen Waffen wohl vieles unbeantwortet bleiben.


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