NSU-Prozess


4

252. Verhandlungstag, 17.12.2015 "Hat noch jemand Fragen?"

Nach 252 Verhandlungstagen kann niemand behaupten, dass der Vorsitzende Richter ein Anhänger des kurzen Prozesses ist. Am letzten Termin in diesem Jahr war Manfred Götzl aber die Hoffnung anzumerken, dass niemand sich heute noch mit Fragen an den Angeklagten Ralf Wohlleben wenden möge.

Von: Oliver Bendixen

Stand: 17.12.2015 | Archiv

Oliver Bendixen | Bild: Bayerischer Rundfunk

17 Dezember

Donnerstag, 17. Dezember 2015

Die Bundesanwaltschaft, die Verteidiger und die Anwälte der Nebenkläger taten dem Senatsvorsitzenden und sich selbst den Gefallen. Schluss und Ende für 2015: "Die Verhandlung ist für heute beendet und wird am 12. Januar 2016 fortgesetzt."

Zweieinhalb Jahre und kein Ende in Sicht?

Ob der NSU-Prozess - wie bisher erwartet und von fast allen Beteiligten erhofft - im kommenden Jahr wirklich auch zu Ende geht, steht aber dahin. Mit ihren Erklärungen haben die Hauptangeklagten Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben dafür gesorgt, dass noch einmal tief in die Beweisaufnahme eingestiegen werden muss, die eigentlich nach zweieinhalb Jahren Verfahrensdauer schon auf der Zielgeraden war.

Zschäpes Einlassung, von all den Morden immer erst im Nachhinein erfahren zu haben, wirft mehr Fragen auf, als die Angeklagte damit beantwortet hat. Das gilt auch für Ralf Wohlleben, den die Mitangeklagten Carsten S. und Holger G. ja schwer belastet haben - als Beschaffer der berüchtigten Ceska-Pistole und als zentrale Figur beim Untertauchen des NSU-Trios.

Beharrliches Schweigen, eine Erklärung und weitere Zeugen

Ohne die Vernehmung weiterer Zeugen bis hin zu Tino Brandt, dem in der Wolle gefärbten Rechten und Verfassungsschutz-V-Mann, wird sich nicht klären lassen, wer nun glaubwürdig ist - und wer nicht. Und die Entscheidung, welche Verteidigungsstrategie für Beate Zschäpe die Richtige ist, steht ja auch noch aus. Ihr beharrliches Schweigen über zweieinhalb Jahre hat sich jedenfalls nicht zu ihren Gunsten ausgewirkt. Die von ihrem neuen Anwalt des Vertrauens vorgelesene Erklärung aber auch nicht.

Und was Beate Zschäpe nun wusste und was nicht, wird man in diesem Prozess ohnehin nicht erfahren. Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sind tot - als Phantome werden sie aber auch im vierten Jahr mit auf der Anklagebank sitzen.


4