NSU-Prozess


1

239. Verhandlungstag Wer spionierte die Tatorte vorab aus?

Haben Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt alle zehn Tatorte der NSU-Morde selbst vorher ausspioniert ? Oder hatten sie doch Helfer vor Ort ? Auch nach der Vernehmung zweier BKA-Beamter am 239.Verhandlungstag ist das nicht ganz klar.

Von: Oliver Bendixen

Stand: 21.10.2015 | Archiv

Oliver Bendixen | Bild: Bayerischer Rundfunk

21 Oktober

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Die beiden Polizisten hatten nach der Enttarnung des NSU die im Brandschutt der zerstörten Wohnung an der Zwickauer Frühlingsstraße gefundenen Adressenlisten und mit Markierungen versehenen Stadtpläne ausgewertet. Besonders aufschlussreich waren dabei die Pläne aus Weimar, Eisenach und Arnstadt - wo die anschriften einiger tatsählcih vom NSU überfallener Banken markiert waren - und die Karten von Nürnberg und München. Mit Kreuzen eingetragen waren hier die Anschriften der türkischen Konsulate, eines Landtagsabgeordneten und Büros von CSU, SPD, FDP und Grünen - auderdem - wie das Bundeskriminalamt feststellte - einige Asylbewerberheim.

Hinweise wie "Haustür steht offen" oder "gute Fluchtmöglichkeit"

Handschriftenvergleiche ergaben später, dass wohl die beiden Uwes wichtige Hinweise gleich auf den Listen notiert hatten - wie "Haustür steht offen!" oder "gute Fluchtmöglichkeit". Das galt auch für den Standort jenes Dönerstandes, an der NSU - mutmaßlich - den dritten in Nürnberg verübten Mord beging.

Wenig Erhellendes zu Befragung von früherer Wohlleben-Freundin

Wenig erhellend war dagegen am Vormittag die Vernehmung eines Kriminalbeamten aus Jena. Der entstammt der alten DDR-Volkspolizei und war bereits sechs Jahre nach Wende im Staatsschutz-Kommissariat der Kripo im Einsatz. Er hatte die undankbare Aufgabe, eine ehemalige Freundin des in München mit auf der Anklagebank sitzenden Ralf Wohlleben zu befragen, nachdem der  als mutmaßlicher NSU-Komplize inhaftiert worden war. Immerhin ergab die Befragung der Frau , dass diese nahezu jeden kannte, der zum Kreis der Thüringer Rechtsextremisten gehörte.

Bei der Befragung , die der Beamte im Auftrag des Bundeskriminalamtes durchgeführt hatte , behauptete sie allerdings , nicht zu wissen, wer das untergetauchte Trio jahrelang versteckt und unterstützt hatte. "Ich glaube, die hatte keine Ahnung", so  zog der Polizist die Bilanz der Vernehmung. Wie intensiv er sich bemühte  das Gedächtnis der angeblich Ahnungslosen zu aktivieren, ist nicht dokumentiert.


1