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Hochwasser vermeiden Bistum Passau setzt auf Biodiversität bei der Waldwirtschaft

Die meisten Wälder sind Forstbetriebe, deren Bestand einen wirtschaftlichen Nutzen hat. Natürliche Wälder gibt es wenig, dabei sind sie für die Artenvielfalt wichtig. In den Wäldern des Bistums Passau wird nun verstärkt darauf geachtet, dass fünf Prozent der Waldbestände natürlich bleiben.

Von: Sebastian Grosser

Stand: 19.07.2016

Unberührte Natur ist in Bayern fast verschwunden. Dabei sind naturbelassene Wälder eine wichtige Grundlage für das Leben von etwa 10.000 Tier- und Pflanzenarten, sagt Karl Haberzettl vom Bund Naturschutz. Er fordert: weniger Forstwirtschaft, mehr Urwald, mehr Biodiversität.

Kirche nutzt Wald "schöpfungsorientiert"

Ein solches Biotop findet sich bei Thurmannsbang. Das kleine Waldstück gehört dem Bistum Passau, einem der größten Forstbetriebe in Niederbayern. Das Holz aus diesem Abschnitt dient nicht als lukrative Einnahmequelle. Die Kirche nutzt den Wald hier, wie sie sagt: "schöpfungsorientiert". Konkret heißt das: Ein Teil des Kirchenwaldes bleibt so, wie er von Natur aus ist. Die Bäume wachsen, altern und sterben hier. Diese Art von Waldnutzung ist nachhaltig, weil Totholz einen hohen Nährstoffgehalt hat und damit Keimboden für junge Baumtriebe ist.

Totholz gegen Hochwasser

Das Totholz übernimmt eine weitere wichtige Aufgabe: Es saugt Unmengen von Wassern auf. Förster Matthias Drexler reißt ein Stück Rinde von einem toten Baumstamm ab.

"Wenn man eine Probe von totem Holz nimmt und das dann zusammendrückt, wird die Schwammwirkung und Wasserspeicherkapazität von totem Holz sichtbar."

Matthias Drexler, Förster im bischöflichen Ordinariat (rechts)

Landwirtschaftliche Flächen haben diese Wirkung nicht, wie Karl Haberzettl vom Bund Naturschutz ergänzt.

"Ich nehme nicht gern Simbach als Beispiel. Aber sicherlich trägt der Wald mit seiner Speicherkapazität dazu bei, dass Hochwasser oder Starkregenfälle besser gebremst werden und nicht so schnell in die Fläche fließen, wie es in vielen Bereichen jetzt der Fall ist."

Karl Haberzettl vom Bund Naturschutz

Für den Klimaschutz sind Biotope gleich doppelt nützlich. Als einer der größten CO2-Speicher wandeln sie Schadstoffe in saubere Luft um. Das Bistum Passau will dazu einen Beitrag leisten. Mit staatlicher Unterstützung und mit Gottes Segen, wie es dort heißt.


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Räudiger Ungläubiger, Dienstag, 19.Juli 2016, 11:35 Uhr

2. Das sind nur die Mindestanforderungen

"Mit staatlicher Unterstützung und mit Gottes Segen"
Genau, das Geld darf natürlich vom pösen Staat kommen, um dessen Gesetze (z. B. Arbeitnehmerregelungen) sich die Kirche sonst einen Dreck schert.

Übrigens müssen 10% des öffentlichen Waldes naturnah bleiben, in Privatwäldern 5%.
Das heißt, das Bistum erfüllt hier, wenn überhaupt, nur die Minimalanforderungen.

Aber das Ganze lässt sich natürlich wunderbar als Schöpfungsbewahrung verkaufen.

Prof. Dr. Karl Prantl (1849-1893), Dienstag, 19.Juli 2016, 09:06 Uhr

1.

(Forstwissenschaftler u. Botaniker (Kryptogame, spez. Farne), Prof. f. Botanik an der Centralforstlehranstalt f. d. Königreich Bayern in Aschaffenburg, ordentl. Prof. der Botanik a. d. Universität Breslau u. Direktor d. Botanischen Gartens)
Sehr gutes Vorhaben. Der BN würde zwar gerne 10 % der Fläche natürlich belassen, aber i. O.
Was sich mir aber nicht erschließt, ist das hier: "Das Totholz übernimmt eine weitere wichtige Aufgabe: Es saugt Unmengen von Wassern auf. ... Wenn man eine Probe von totem Holz nimmt und das dann zusammendrückt, wird die Schwammwirkung und Wasserspeicherkapazität von totem Holz sichtbar." Wie Matthias Drexler mit der Probe zeigt, ist das Totholz schon ziemlich vollgesogen. Es nimmt bestimmt noch ein wenig Wasser auf, aber meiner Meinung nach ist der größte Wasserspeicher der Waldboden und das benetzbare Blattwerk der Bäume. Gleichwohl ist Totholz eine wichtige Nährstoffquelle und fördert die Artenvielfalt. Grüße