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Messe Nürnberg 2011 wird Spielzeug "grün"

Ein Roller aus Bambus, eine ganze Spielzeugstadt aus Holz und Brettspiele aus recycelter Pappe: Ein Schwerpunkt der Spielwarenmesse 2011 sind "Green Toys" - ökologisch wertvolles Spielzeug. Doch weder Verbraucher noch Hersteller wissen genau, was darunter zu verstehen ist.

Von: Franz Engeser

Stand: 04.02.2011 | Archiv

Eine Umfrage des Lehrstuhls für Marketing Intelligence der Universität Erlangen-Nürnberg unter 450 Verbrauchern und 150 Händlern hat ergeben, dass über ein Viertel der Befragten für nachhaltiges Spielzeug mehr Geld ausgeben würde. Vier von fünf Befragten hätten im abgelaufenen Jahr bereits ökologisch wertvolles Spielzeug gekauft. Was "Nachhaltigkeit" allerdings bedeutet, sehe jeder Verbraucher anders: Für manche bedeute es, Spielzeug aus Holz statt aus Plastik zu kaufen, für andere zählt die Langlebigkeit der Waren, eine umweltschonende Verpackung oder auch eine Spielidee, die das Umweltbewusstsein von Kindern fördert.

"Green Toys" auf der Spielwarenmesse 2011

Bambusspielzeug

Nachhaltig produzierte Spielwaren werden auf der Spielwarenmesse 2011 mit einer eigenen Sonderschau gewürdigt. Mit dabei ist unter anderem das Schweizer Unternehmen Xibambam, das seine Spielwaren ausschließelich aus Bambus herstellt. Aus dem schnell nachwachsenden und stabilen Rohstoff produzieren die Eidgenossen nicht nur Baukastensysteme wie den bis zu zwei Meter hohen "FantasyTree" oder Kugelbahnen, sondern auch das Laufrad "Skyrunner".

Bauer spielen

Beim Brettspiel "Farming with Friends" sollen Kinder spielerisch lernen, wie Lebensmittel produziert werden. Die Kartoffel kommt nämlich nur dann aus dem Supermarkt, wenn sie der Bauer im Winter gepflanzt und im darauffolgenden Herbst geerntet hat. Während einer Spielrunde schreitet die Jahreszeit fort, markiert durch eine kleine Sonne: Über das ganze Jahr verteilt müssen die Spieler nun Apfelbäume pflegen, Getreide säen und Brot backen, bevor sie am Jahresende ihren Verdienst

Bahnhof aus Holz

Der Klassiker "Holzeisenbahn" bekommt einen neuen Bahnhof. Erinnert der nicht ein wenig an Stuttgart 21? Spielt so etwa der "nachhaltige" Wutbürger-Nachwuchs? Hersteller Beeboo verspricht jedenfalls ein unbedenkliches Spiel "mit allen Sinnen". Zum Einsatz kämen nur natürliche Materialien, die Aufdrucke bestünden aus wasserlöslichen Lacken.

Buchstaben zum Lernen

Hehre Ziele auch beim KiKa-Lizenzprodukt "Kikaninchen": Man wolle nicht nur Kinder glücklich machen, die Produkte sollen auch mit der "Philosophie und Ethik von Kikaninchen" übereinstimmen, erklärt der Hersteller Simba Dickie. Die Holzspielzeuge tragen das FSC-Gütesiegel, das für die Verwendung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft steht.

Preis für nachhaltiges Spielzeug

Die Messe jedenfalls hat in diesem Jahr ihre fünf Kategorien des Spielzeugpreises "ToyAward" um den "Special Award GreenToys" erweitert. Bei der Hauptpressekonferenz zur Spielwarenmesse kritisierten Fachjournalisten allerdings die für den Sonderpreis nominierten Spielzeuge. Unter anderem tritt eine Plastikraumschiffsbasis mit Solarbetrieb an, während der Bambusroller nicht einmal nominiert wurde. Nach Angaben des Herstellers war die Messe "nicht imstande", das Musterexemplar vom Zoll abzuholen.

Eisenbahn- und Helikoptersteuerung in der Hosentasche

Der Helikopter wird per Smartphone gesteuert.

Wie beinahe in jedem Jahr wird auf der Spielwarenmesse auch dieses Jahr wieder viel elektronisches Spielzeug präsentiert. Neuerdings entdecken die Spielwarenhersteller die Möglichkeiten von iPhone und Co. Ab diesem Jahr lassen sich komplette Modelleisenbahnanlagen des Herstellers Märklin von iPhone oder iPad aus steuern. Die entsprechende Software steht seit kurzem zum Download bereit. Ebenfalls per Smartphone steuern lässt sich die "AR.Drone" des französischen Herstellers Parrot. Der Hubschrauber mit vier Rotoren überträgt dank eingebauter Kamera sogar noch ein Videobild an das Handy des Besitzers. Dafür muss der Spieler aber tief in die Tasche greifen: Knapp 300 Euro kostet der Helikopter.

Spurensicherung im Kinderzimmer

Der Experimentierkasten "Spurensicherung am Tatort" macht Fingerabdrücke sichtbar.

Wem der alte Chemiebaukasten stets zu langweilig war, der interessiert sich vielleicht für "Spurensicherung am Tatort". Mit dem Spiel will Ravensburger an den Erfolg von Fernsehserien wie "CSI" anknüpfen. Der Experimentierkasten enthält alles, was junge Hobbydetektive brauchen, um Fingerabdrücke zu nehmen oder die DNA von Bananen und Äpfeln zu entschlüsseln. Mitentwickelt wurde das Spiel vom Kriminalbiologen Mark Benecke, der aus zahlreichen Fernsehsendungen bekannt ist und den Experimentierkasten auch auf der Spielwarenmesse vorgestellt hat.

50 Jahre und immer noch faltenfrei

Spielzeughersteller Mattel feiert "50 Jahre Ken".

Im eleganten Anzug, aber immer noch mit jugendlichem Gesicht präsentiert sich in diesem Jahr "Ken". 50 Jahre ist es her, dass Plastikblondine Barbie mit Ken einen Freund erhielt. Trotzdem komme auf acht verkaufte Barbies immer noch nur ein Ken, erzählt Silke Baumann vom Hersteller Mattel. Das soll sich nun ändern. Ob die aufwendige Messeshow den Verkaufserfolg von Ken ankurbeln kann, muss sich erst noch erweisen. Die Chancen stehen aber gut, denn während der Spielwarenmesse blickt die gesamte Branche nach Nürnberg.


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