1

Verfolgungwelle in der Türkei Haftbefehl gegen Fußballstar Sükür

Die türkische Staatsanwaltschaft hat die Festnahme von Hakan Sükür angeordnet. Er ist eines der größten Fußball-Idole des Landes. Der im Ausland lebende Sükür sei Gülen-Anhänger und damit "Mitglied einer bewaffneten Terrororganisation". Eine Deutsche, der auch eine solche Mitgliedschaft vorgeworfen wurde, ist nun wieder frei.

Stand: 12.08.2016

im Trikot | Bild: dpa-Bildfunk

Wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldet wird auch Sükürs Vater Selmet gesucht. Es heißt, auch eine Anmeldung bei Interpol zur internationalen Fahndung nach dem Sportstar werde vorbereitet. Die Maßnahme steht im Zusammenhang mit dem Putschversuch gegen den türkischen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan vor vier Wochen.

Weil Erdogan den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen als geistigen Führer und Hauptverantwortlichen für den Putsch sieht, hat er allen den Kampf angesagt, die er für Anhänger Gülens hält. Tausende Polizisten, Militärangehörige, Lehrer wurden verhaftet, vor kurzem kamen die Unternehmer dran, jetzt geht es offenbar um Fußballer.

Fußballstar hatte AKP als "feindlich" kritisiert

Im Juni begann in Istanbul ein Prozess gegen Sükür, dem vorgeworfen wird, Präsident Erdogan und dessen Sohn Bilal beleidigt zu haben. Dem Verfahren blieb Sükür fern. Schon im Februar waren ihm beleidigende Äußerungen gegenüber Präsident Erdogan vorgeworfen worden. Sükur saß einst als Abgeordneter für Erdogans Partei AKP im Parlament. 2013 verließ er die Partei.

Sükür soll sich in den USA aufhalten

Nach der Verkündung des Haftbefehls wurde Sükür weder in seinem Haus in Istanbul, noch in seinem Geburtsort Adapazan in der Provinz Sakarya angetroffen. Medienberichten zufolge hat der "Bulle vom Bosporus" bereits im vergangenen Jahr zusammen mit seiner Familie das Land verlassen. Er soll in den USA leben.

Politische Karriere nach der Fußball-Laufbahn

Aderlass bei Diplomaten

Von den 208 Karrierediplomaten, die nach dem Putschversuch aus dem Ausland in die Heimat zurückberufen wurden, sind 32 nicht heimgekehrt. Diese Zahl nannte jetzt der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu.

Der 44-jährige spielte beim Spitzenkub Galatasaray Istanbul. Er ist Rekordtorschütze des türkischen Nationalteams. Bei der WM 2002 erzielte Sükür gegen Südkorea nach elf Sekunden Spielzeit das schnellste Tor der WM-Geschichte.

Deutsche wieder frei

Der Staatssekretär im Außenwärtigen Amt, Markus Ederer, hat den Fall auf seiner Türkei-Reise am vergangenen Montag gegenüber der Regierung in Ankara angesprochen - nun heute kam die 48-jährige deutsche Staatsbürgerin mit türkischen Wurzeln frei. Ihr wurde eine Mitgliedschaft in der Gülen-Bewegung vorgeworfen. Das Außwärtige Amt begrüßte die Freilassung und will sich weiter dafür einsetzen, dass bei der Aufarbeitung des Putschversuches rechtsstaatliche Prinzipien gewahrt werden. Für die Bundesregierung ist mit der Freilassung eine politisch heikle Angelegenheit vorerst geklärt. Text: Sebastian Kraft

Nach seiner Fußball-Karriere wechselte Sükür in die Politik. Als er die Regierungspartei vor drei Jahren verließ erklärte er, die Gülen-Anhänger, die die Regierung unerschütterlich unterstützt hätten, nun als Feinde zu betrachten, sei "nichts als Undankbarkeit". Die jetzige Maßnahme der Erdogan-Administration gilt als Retourkutsche des türkischen Präsidenten.

Gülen meldet sich zu Wort

Der im US-Exil lebende Prediger Fethullah Gülen will nur dann in die Türkei zurückkehren, wenn ihn ein unabhängiges internationales Ermittlungsgremium für schuldig befindet. "Wenn ein Zehntel der Anschuldigungen gegen mich belegt werden, verspreche ich, in die Türkei zurückzukehren und die härteste Strafe zu erdulden", schrieb Gülen in einem Kommentar in der französischen Tageszeitung "Le Monde".

Die türkische Regierung geht davon aus, dass die US-Behörden über die Auslieferung Gülens keine juristische, sondern eine politische Entscheidung fällen werden. Das sagte Justizminister Bekir Bozdag.

"Die ganze Welt weiß, wer der Täter ist. Ihn nicht auszuliefern, hieße in einem Fall wie diesem natürlich, die Freundschaft Fethullah Gülens über die Freundschaft der Türkei zu stellen."

Bekir Bozdag, Justizminister Türkei


1

Kommentieren

Erich, Freitag, 12.August 2016, 17:28 Uhr

1. Türkische Probleme,

sollten in der Türkei gelöst werden.