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Gutachter über Attentäter "Ein extremer Geist"

Der Attentäter von Ansbach wurde in Lindau untersucht. Das ARD Politmagazin report München und das BR Politikmagazin Kontrovers kennen Details aus dem psychologischen Gutachten.

Von: Stefan Meining, Anna Tillack

Stand: 27.07.2016

Ansbacher Attentäter | Bild: BR

Erstellt wurde das Gutachten Anfang Februar in Lindau. Dort wurden dem Syrer "glaubhafte Suizidabsichten für den Fall einer Abschiebung" attestiert. Er habe keine Lust mehr auf Freizeitaktivitäten jeglicher Art und interessiere sich nur noch für seinen Computer. Außerdem verneine er, Zukunftspläne und Hoffnungen zu haben."

Mehr dazu heute um 21:00 Uhr in Kontrovers im BR Fernsehen

Der Schluss des Gutachters: Der Syrer und spätere Attentäter habe "ein hochgradiges Suizidrisiko".

"Herr ... ist ein extremer Geist und es ist ihm durchaus zuzutrauen, dass er selbst seinen Selbstmord noch spektakulär in Szene setzt. Er hat nach dem Tod seiner Frau und seines sechs Monate alten Sohnes nichts mehr zu verlieren. Seine Begleiterin, welche die Begutachtung erbeten und terminiert hatte, habe ihn schon mit einer Flasche Benzin in der Tasche auf dem Weg in das Ausländeramt angetroffen und ihn noch aufhalten können."

Zitat aus dem Gutachten

"Ich habe starke Kritik an der Regierung geübt"

In der Untersuchung kam wohl auch der Syrer selbst ausführlich zu Wort, verifiziert werden können seine Aussagen allerdings nicht. Demnach sei sein Vater ein wohlhabender Mann, er selbst habe zwei Geschwister und habe begonnen, Jura zu studieren.

Politisch habe er sich via Facebook sehr stark engagiert.

"Ich habe starke Kritik an der Regierung geübt. Deshalb war ich schon 2008 für sechs Monate inhaftiert. In der Zeit der Haft wurde ich auf verschiedenste Weise gefoltert."

Aussagen des Syrers in der Untersuchung

Sein Vater, ein wohlhabender Mann, habe ihn freigekauft. Danach sei weiter Druck auf seine Familie ausgeübt worden, weswegen er "bis 2011 keine politische Aktion mehr wagte".

Frau und Kind starben nach seinen Aussagen

Bei einer Demonstration wurde er nach seinen Aussagen wieder verhaftet und in der Folge gefoltert. Wieder kaufte nach seinen Angaben sein Vater ihn frei, anschließend zog er mit Frau und Kind nach Aleppo.

"Leider schlug schon bald eine Rakete in unser Haus ein und tötete meine Frau und mein Kind."

Aussagen des Syrers in der Untersuchung

Im Krankenhaus sei er von einer kleinen Gruppe, die Al Kaida nahestehe, entführt worden.

"Sie wollten mich einschüchtern, durchschossen meine Waden (Pat. zeigt Narben) und schlachteten vor meinen Augen einen Menschen, um mir ihre Brutalität zu beweisen."

Aussagen des Syrers in der Untersuchung

Flucht über die Türkei

Nach den Aussagen im Gutachten floh der spätere Attentäter in die Türkei, kam dann nach Serbien und Bulgarien.

"Da ich unter gar keinen Umständen mehr nach Bulgarien zurück möchte fand ich einen Bekannten, der mich mit dem Auto nach Deutschland fuhr."

Aussagen des Syrers in der Untersuchung

Zu möglichen Verbindungen zu Islamisten hat sich der Attentäter nicht geäußert. Auch genaue Zeitangaben machte er gegenüber dem Gutachter nicht.


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