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Urwahl hat begonnen Grüne suchen ihre Spitzenkandidaten

Unter dem Motto "Basis ist Boss" sollen ab sofort die Parteimitglieder entscheiden, wer die Grünen in den Bundestagswahlkampf führt. Beim kleinen Parteitag in Berlin brachten sich die Spitzenpolitiker schon mal in Stellung.

Von: Janina Lückoff

Stand: 10.09.2016

Die Kandidaten Hofreiter, Özdemir, Göring-Eckardt und Habeck | Bild: picture-alliance/dpa

Im ungewohnten Format kamen die Grünen-Delegierten zusammen: Hufeisenförmig die Sitzordnung, in der Mitte die Bühne, die es den Rednern unmöglich machte, sich hinter einem Pult zu verstecken. Von einem "Experimentallabor" sprachen manche. In dem lieferten sich die potentiellen Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl einen fairen Wahlkampf-Auftakt und machten deutlich: Auf die Inhalte kommt es an.

Flüchtlingspolitik: Attacken auf Horst Seehofer

Auf männlicher Seite wollen Parteichef Özdemir, Fraktionschef Hofreiter und der stellvertretende Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Habeck, antreten. Bei den Frauen galt lange Fraktionschefin Göring-Eckardt als gesetzt. Parteichefin Peter hatte gestern bekannt geben, nicht kandidieren zu wollen. Dafür meldete die brandenburgische Kommunalpolitikerin Karas ihre Bewerbung an. Ihr fehlt aber noch das notwendige Votum eines Kreis- oder Landesverbands. Eine Rede hielt sie auf dem Länderrat nicht.

Parteichef Özdemir forderte in seiner Rede eine Gerechtigkeitsdebatte und legte dabei den Finger in eine grüne Wunde: Den Streit um die Wiedereinführung der Vermögenssteuer.

"Dann geht es doch nicht primär darum, ob 51 Prozent bei den Grünen gegen 49 Prozent bei den Grünen für oder gegen die Vermögenssteuer sind. Hier sitzen doch intelligente Leute, dann muss es doch möglich sein, dass wir uns in dieser Frage nicht spalten, sondern ein gemeinsames Ergebnis beim nächsten Bundesparteitag hinkriegen."

Cem Özdemir

An die Delegierten appellierte er, auf die Parteiflügel einzuwirken. Mit Blick auf die Integrationspolitik forderte Özdemir einen Ideenwettbewerb zwischen den Parteien: Es gehe darum, wie man es schaffen könne, dass aus einer Million Flüchtlinge eine Million gut integrierte neue Bürgerinnen und Bürger würden. Das Erscheinungsbild der Großen Koalition habe da schon viel mit dem "Streithansel Horst Seehofer zu tun". Der tue jetzt so, als habe er mit dieser Flüchtlingspolitik nichts zu tun.

"Abrissbirne der Demokratie"

Auch Fraktionschefin Göring-Eckardt richtete die ersten Worte ihrer Rede in Richtung CSU:

"Dass aber Herr Seehofer anfängt, die AfD zu kopieren, mit den gleichen Sprüchen, mit den gleichen Angriffen auf Minderheiten, mit den gleichen Angriffen auf Menschen, die woanders herkommen, das ist fatal und Herr Seehofer ist die Abrissbirne der Demokratie. Das muss man ihm ins Stammbuch schreiben."

Katrin Göring-Eckardt

Die Grünen seien nun die Partei, die Freiheit, Offenheit und Demokratie verteidige: "Mit dem Grundgesetz in der Hand", wie Göring-Eckardt betonte. Nicht mehr nur gegen die AfD, sondern auch gegen Seehofer. 

"Dafür sind wir gegründet worden"

Habeck betonte in seiner Rede den dramatischen Wandel, den wir derzeit erlebten und warf der Bundesregierung vor, keine Lösungen zu haben. Deshalb müssten die Grünen Antworten liefern - und dabei zurückgehen zu den Wurzeln:

"Es geht darum, gesellschaftliche Mehrheiten herzustellen. Und gesellschaftliche Mehrheiten stellt man nur dann her, wenn man mit der Gesellschaft interagiert, also nicht mit acht oder zehn Prozent der Gesellschaft. Sondern mit DER Gesellschaft. Und wenn es die CDU und die SPD aus traditionellen Gründen nicht können, ja dann, verdammte Hacke, ist es Aufgabe der Grünen, es einzulösen. Dafür sind wir gegründet worden."

Robert Habeck

Zurück zu den Wurzeln, daran erinnerte auch Fraktionschef Hofreiter - und an die Erfolge, die die Grünen bereits erzielt hätten:  

"In der Vergangenheit haben uns auch viele gesagt: Das mit der Atomkraft, das schafft ihr nie. Die Konzerne sind viel zu mächtig und ihr seid nur eine kleine Fünf-Prozent-Partei. Und ihr habts bloß ein paar Bastler und ein paar Spinner auf eurer Seite. Und was ist? Wir haben es geschafft!"

Anton Hofreiter

 Welcher der Kandidaten es nun schafft in das Spitzen-Duo, das entscheidet die Grünen-Basis. Bis Mitte Oktober können sich noch weitere mögliche Bewerber melden; bis Mitte Januar stimmen dann die rund 59.000 Mitglieder darüber ab, wer die Grünen in den Bundestagswahlkampf führt. Der Startschuss ist heute gefallen: Die Delegierten des Kleinen Parteitags verabschiedeten den entsprechenden Antrag einstimmig.


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Jörg, Samstag, 10.September 2016, 23:32 Uhr

8. Das sind die Grünen Asyl-Maximierer, die den Staat in Schwierigkeiten bringen.

Warum wollen die Grünen jeden Flüchtling aufnehmen egal von wo und egal warum er kommt? Kann mir das bitte jemand verraten?

Trueteam, Samstag, 10.September 2016, 20:37 Uhr

7. Grüne

Jetzt wird der Grundstein gelegt, ob die Grünen sich weiter in die Mitte entwickeln und eine realistische Politik machen wollen ( s. Kretschmann-Kurs). Oder sich lieber einen Hofreiter Kurs anschließen, der außer Linkerpropaganda und rot-rot-grün nichts zubieten hat.

Mannie, Samstag, 10.September 2016, 18:29 Uhr

6. Grün ist die Heide

Wenn die Grünen dem Wähler vermitteln können, dass sie
a) Deutschland nicht zum Sozialamt der Welt weiterentwickeln wollen und
b) ihre Attribute -Gängeln - Bevormunden - Abzocken - loswerden, können sie die 5 %-Hürde überwinden.
Dabei ist es unerheblich, wer Spitzenkandidat ist.
Hilfreich wäre es sicherlich, zu ihren Ur-Themen zurückzukommen.
Ihr Ende wird es sein, wenn sie weiterhin versuchen, Familie, Schule und Beruf ihre Ideologien aufzuzwingen.

Barbara, Samstag, 10.September 2016, 15:14 Uhr

5. Frau Göring-Eckardt eine Theologin?

Wieviele Semester Theologie hat sie denn studiert? Und Herr Hofreiter sollte sich einmal einen ordentlichen Friseur suchen! Mit langen Haaren alleine gewinnt man auch keine Wahlen!

  • Antwort von Wolf, Samstag, 10.September, 15:45 Uhr

    Barbara,sind sie in den 70. Jahren des letzten Jahrhunderts steckengeblieben? Diese seichten Sprüche kenn ich noch aus meiner Schulzeit:
    Lass dir mal die Haare schneiden....geh doch nach drüben wenns dir hier nicht passt..... Blablabla.....meist vorgetragen von unseren Altnazi-Oberlehrern....

  • Antwort von Barbara, Samstag, 10.September, 18:14 Uhr

    Eine Schulzeit für Wölfe? Wo gibt es das? Wölfe gehen nicht zur Schule!

R.B., Samstag, 10.September 2016, 12:15 Uhr

4. Die Grünen

Es bleibt zu hoffen, dass diese Partei endlich mal auf Bundesebene einen gehörigen "Wahldenkzettel" erhält, vielleicht werden sie ja dann wach und kehren zu ihren originären Werten zurück. Diese Partei hat sich dermaßen negativ und neo-liberal verändert, dass sie sich schon deshalb schämen müsste diesen Namen zu tragen. Die Umwelt, Landwirtschaftsminister, etc. die diese Partei bisher hatte zeichnen sich vor allem durch nichts aus. Ausnahme: Fischer als AM. Aber in keiner Regierung wurde so massiv in den "Niedriglohnsektor" investiert wie zu Zeiten von Schröder und den Grünen. Die Nachfolgeregierungen konnten sich nur dafür bedanken und ins gleiche Horn stoßen. Ich würde mir für diese Partei ein "FDP-Szenario" wünschen. Und mit Fr. Göring-Eckardt braucht es keine weitere Theologin, man sieht ja was dabei herauskommt.