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Neue Produkte Google zapft neue Daten-Schätze an

Google hat gestern Abend eine Reihe neuer Produkte vorgestellt: unter anderem einen smarten Lautsprecher als lauschende Schaltzentrale für das Smart Home, sowie erstmals ein komplett selbst entwickeltes Smartphone. Googles Daten-Schatz dürfte damit noch wertvoller werden.

Von: Florian Regensburger

Stand: 05.10.2016

Neue Google-Produkte Google Home (r.), Google Chromecast Ultra (m.) und Wifi-Router (l.) | Bild: dpa-Bildfunk

Google Home heißt der neue smarte Lautsprecher des Suchmaschinen-Riesen, der längst viel mehr ist als ein Lautsprecher. Das Gerät kann Musik wiedergeben, dient aber auch als Schaltzentrale im Smart Home – dem vernetzten Zuhause. Der digitale Assistent kann, gepaart mit einer intelligenten Sprachausgabe-Software, Befehle des Nutzers entgegennehmen. So lassen sich vernetzte Hausgeräte wie die Heizung und das Licht oder Unterhaltungsgeräte und Internetdienste steuern.

Bedienzentrum des Menschen im Google-Universum

Smarte Lautsprecher

Google Home tritt in Konkurrenz zu Amazons smartem Lautsprecher Echo. Kürzlich wurde bekannt, dass auch Samsung an einem ähnlichen System namens Scoop arbeiten soll. Apple wird ebenfalls nachgesagt, ein derartiges Gerät vorstellen zu wollen. Erst gestern hatten die Marktanalytiker der Firma Gartner intelligenten Lautsprechersystemen ein künftiges Milliardengeschäft vorausgesagt.

Google Home soll also zum ultimativen Bedienzentrum des Menschen im Google-Universum aus Informations- und Unterhaltungsdiensten wie der Google-Suche, Youtube und Google Music sowie entsprechenden Geräten wie Smartphone, Tablet und vernetzten Hausgeräten werden. Damit das alles funktioniert, muss Google Home allerdings ständig lauschen, um Sprachbefehle entgegenzunehmen. Und wohl auch, um das Nutzerverhalten zu analysieren, so wie Google das schon tut, wenn es etwa die Suchanfragen seiner Nutzer auswertet und die Nachrichten beim E-Mail-Dienst Google Mail mitliest.

Smartphones inklusive unbegrenztem Cloud-Speicher

Besucher begutachten die neuen Google-Smartphones der Pixel-Reihe bei der Produktvorstellung in San Francisco.

Mit den Nachfolgern der Nexus-Geräte, der neuen Smartphone-Reihe Pixel, die erstmals komplett von Google ohne einen Hardware-Partner entwickelt wurde,  schlägt das Unternehmen in die gleiche Kerbe: Pixel-Nutzer erhalten etwa unbegrenzten Speicher in der Google-Cloud. Google will es ihnen leicht machen, möglichst viele ihrer Daten wie auch Fotos und Videos auf die Google-Server zu laden, anstatt sie auf dem eigenen Gerät zu belassen.

Noch mehr: "Mit der Funktion 'Intelligenter Speicher' werden Fotos, die über einen längeren Zeitraum nicht angesehen wurden, automatisch vom Handy entfernt und in den Cloud-Speicher gelegt", wirbt Google etwa in einer Pressemitteilung. Selbstverständlich könne der Nutzer selbst entscheiden, ob er die Funktion auch nutzen möchte.

Nutzer bezahlen mit ihren Daten

Das alles hilft dem Konzern, wie Google es gern ausdrückt, seine Dienste noch besser zu machen – besser in dem Sinne, dass man Nutzern zum Beispiel für sie relevantere Suchergebnisse anhand ihrer dem Unternehmen bekannten Interessen liefern kann. Und besser in dem Sinne, dass Google viele seiner Internet-Dienste kostenlos anbieten kann, weil man über die gesammelten Nutzerdaten mit zielgerichteter Werbung gut verdient.

Datenschützer freut das naturgemäß alles weniger: Der Daten-Schatz, den Google mit seinen zig verschiedenen Onlinediensten und Geräten anhäuft, ist enorm. Und durch Google Homes Mikrofon - inmitten von Wohn- oder Schlafzimmer - dürfte er weiter anwachsen. Die Nutzerprofile, die Google so erhält, werden um so präziser, je mehr Google-Dienste Menschen nutzen und lassen sich so für noch zielgerichtetere und noch profitablere Werbung einsetzen.

Die Praxis in den USA und das deutsche Datenschutzrecht

Die entsprechende Praxis in den USA geht, was die Zusammenführung von Daten aus verschiedenen Diensten desselben Unternehmens angeht, weit über das in Deutschland und Europa erlaubte hinaus - weit außerhalb des Zugriffsbereichs der hiesigen Datenschützer. Und: Auf den viel zitierten "gläsernen Verbraucher" mit all seinen persönlichen Interessen samt Musikgeschmack, politischer Überzeugung und sexueller Orientierung haben in den USA neben den Unternehmen selbst auch staatliche Behörden weitgehende Zugriffsrechte, die mit deutschem und europäischem Recht nicht im Einklang stehen.


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