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Voll auf Zucker Foodwatch-Studie zu Getränken

Die Mehrheit der in Deutschland verkauften Erfrischungsgetränke enthält zu viel Zucker. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Verbraucherorganisation Foodwatch am Vormittag vorgestellt hat.

Von: Arne Meyer-Fünffinger

Stand: 24.08.2016

Erfrischungsgetränke ohne Zucker und ohne Süßstoff | Bild: foodwatch Pressematerial

Der Aufwand, den die Verbraucherorganisation für diese Pressekonferenz betrieben hat, ist schon bemerkenswert. Neben dem Podium hat Foodwatch 463 Softdrink-Flaschen aufgebaut, davor einen Berg aus Würfelzucker.

"Dieser Zuckerberg - das sind 22,3 Kilo Zuckerwürfel. Diese stecken in den untersuchten Produkten."

Dario Sarmadi, Foodwatch

Bis zu acht Prozent Zucker

Cola-Getränke, Limonaden, Saft-Schorlen und Energy-Drings hat die Organisation untersuchen lassen. Ergebnis: Deutlich mehr als die Hälfte der Produkte, 274 und damit fast 60 Prozent, enthielten mehr als fünf Prozent Zucker. Deutlich mehr als ein Drittel der Getränke hatte sogar einen Zuckergehalt von mehr als acht Prozent. Das entspricht sechseinhalb Stücken Würfelzucker in einem 250 Milliliter-Glas. Den Vogel schoss allerdings ein Energy-Drink aus dem Hause Pepsi ab. Der Name: "Rockstar Punched Energy und Guava".

"Das ist die größte Zuckerbombe, die wir finden konnten: Per 100 Milliliter 16 Gramm. Zum Vergleich: Coca Cola Classic, der Inbegriff des zuckerigen Getränks, mit gerade mal 10,6. Also 50 Prozent mehr Zucker als die gleiche Menge Coca Cola. In einer Dose stecken in diesem Energy-Drink 26 Zuckerwürfel."

Oliver Huizinga, Foodwatch

Schlechte Ergebnisse für Pepsi & Co.

Die Getränke des Herstellers PepsiCo haben generell bei diesem Test schlecht abgeschnitten. Sie enthielten im Vergleich überdurchschnittlich viel Zucker. Aber auch Saftschorlen von Fritz, Rewe und Capri-Sonne stellten die Tester nicht zufrieden. Bemerkenswert ebenfalls: Lediglich sechs der untersuchten Getränke enthielten weder Zucker noch Süßstoffe. Problematisch sind diese Untersuchungsergebnisse insofern, weil mit zunehmendem Konsum das Risiko für Fettleibigkeit und Diabetes Typ 2 steigt.

"Wer trinkt denn dieses ganze Zeug hier, diese wunderbaren sogenannten Erfrischungsbomben? - Jugendliche. Australien, Schweden, Frankreich berichten von einem ähnlichen Trend. Jugendliche werden immer dicker."

Wieland Kiess, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Uniklinikum Leipzig

Zuckersteuer in Großbritannien

In Großbritannien müssen Hersteller von überzuckerten Getränken deswegen ab 2018 gewissermaßen eine Strafabgabe entrichten. Foodwatch fordert eine solche jetzt auch für Deutschland. Kommen wird sie aber vorerst wohl nicht.

Bundesregierung sieht keinen Handlungsbedarf

Eine Strafabgabe nach britischem Vorbild für Hersteller von Getränken, in denen zu viel Zucker enthalten ist? Die Bundesregierung lehnt so eine – wie sie es nennt – Steuerung des Konsums mit Hilfe dieser Maßnahme ab. Christian Schmidt, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft betonte deshalb, sein Ziel sei es, die Menschen von einem gesunden Lebensstil zu überzeugen, der Schlüssel dazu liege in der Ernährungskompetenz.

"Ich setze auf Transparenz, Information und Ernährungsbildung, am besten als eigenes Schulfach."

Christian Schmidt

Ähnlich sieht das die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten. Durch Verbote und Bevormundung lasse sich kein Bewusstseinswandel in der Ernährung erreichen, so die NGG.


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