14

Ortsbesuch in Neubiberg Wie Flüchtlinge mit den Einheimischen leben

Bei einem Abschiedsfest treffen sich Helfer und Asylbewerber aus Ländern wie dem Senegal und Syrien am Rand von Neubiberg. Wie geht es den Flüchtlingen, wie den Einheimischen? Ein Ortsbesuch.

Von: Lisa Weiß

Stand: 26.07.2016

Frau mit Kind in einer Flüchtlingsunterkunft | Bild: picture-alliance/dpa

Senegalesen, Syrer und Deutsche sitzen bunt gemischt auf den Bierbänken vor der Traglufthalle am Rand von Neubiberg. Es ist das Abschiedsfest von  Helferkreis und Asylbewerbern, in wenigen Tagen soll die aufblasbare Halle abgebaut werden. Ahmad Muhammad, 27 Jahre alt, aus Syrien, ist seit sechs Monaten in Deutschland, fast genau so lang lebt er in der Traglufthalle. Insgesamt waren seine Erfahrungen positiv, sagt er: "Hier in Deutschland finde ich die Leute sehr nett und toll."

Ahmad Muhammad zieht jetzt ins nahe Höhenkirchen-Siegertsbrunn um, bekommt ein Bett in einem richtigen Haus. Der gelernte Krankenpfleger macht gerade ein Praktikum auf der Intensivstation eines Münchner Krankenhauses, er hofft jetzt auf ein bisschen mehr Ruhe: Es seien viele Leute hier in der Traglufthalle und ein Zimmer habe sechs Personen, das sei ein bisschen schwierig.

Wenig Privatsphäre

Immer sechs Leute wohnen in den abgetrennten Kabinen, die nach oben offen sind. Es ist relativ laut, erzählen die Bewohner. Privatsphäre gibt es kaum. Rund 200 Flüchtlinge lebten zuletzt noch in der Traglufthalle, sagt Sepp Steinlehner vom Helferkreis. Ausschließlich Männer. Anfangs waren auch Familien und Frauen in der Halle untergebracht - sie wurden aber so schnell wie möglich in feste Unterkünfte verlegt, sagt Steinleder.

"Wir haben vom Helferkreis am Anfang auch Bedenken gehabt, aber es hat sich erstaunlich gut entwickelt. Wir haben am Anfang öfter mal Probleme und Zoff gehabt, aber das war mit den Familien auch nicht einfach, weil die haben so auf ihre Kinder, auf ihre Familie geschaut. Da hat's auch öfter was geben, zwischen den Familien. Das war eigentlich danach bei den  Männern besser."

Sepp Steinlehner

Denn da war vieles schon eingespielt: Das Verhältnis zwischen Flüchtlingen und Securities, dem Helferkreis, der Polizei. Sepp Steinlehner hat den Eindruck: Die Vorbehalte gegen die Traglufthallen-Flüchtlinge seien in Neubiberg mit der Zeit deutlich weniger geworden. Auch der Neubiberger Bürgermeister Günter Heyland von den Freien Wählern sagt: Die Traglufthalle hat auch Vorteile gebracht, besonders, als die Unterkünfte in der ganzen Region fehlten:

"Wir hatten das Glück, dass bei uns die Turnhalle, die von drei Sportvereinen und Schulen genutzt wird, nicht belegt war, hängt natürlich damit zusammen, dass wir eine der Gemeinden sind, die eine Traglufthalle auf eigenem Gebiet stehen hat und dann war die Notwendigkeit nicht gegeben, dass bei uns eine Halle sozusagen konfisziert wird."

Günter Heyland

Mittlerweile hat sich die Lage längst entspannt, nur noch sehr wenige Flüchtlinge sind in Traglufthallen untergebracht, heißt es aus dem bayerischen Sozialministerium. Auslaufende Mietverträge für Traglufthallen werden nicht verlängert, man versuche, laufende Verträge zu kündigen, so das Ministerium. Ein Teil der Flüchtlinge aus Neubiberg wird aber trotzdem wieder in eine Traglufthalle im benachbarten Unterhaching umziehen müssen, sagt der Helferkreis. Insgesamt zieht Sepp Steinlehner vom ein ganz positives Fazit über die Zeit mit der Traglufthalle

"Man hat ja gesagt, die Traglufthalle ist nur für ein Jahr gedacht und viel mehr hält's auch nicht aus. Gerade sanitäre Anlagen sind langsam einfach marode geworden. Da hat es immer wieder Probleme gegeben, aber im Großen und Ganzen ist es als Massenunterkunft nicht schlecht."

Sepp Steinlehner

Feste Unterkunft ist geplant

In Neubiberg soll nach dem Abbau der Traglufthalle eine feste Unterkunft für Flüchtlinge gebaut werden - mit etwa 300 Plätzen. Bis die fertig wird, dauert es allerdings noch. Aber hier in Neubiberg feiern alle erst einmal das Ende der Traglufthalle und den Abschied der Flüchtlinge.


14