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Scheibchenweise Ungeheuerlichkeiten Chronologie des FIFA-Skandals

Diesen Freitag wählt der außerordentliche Kongress des Fußball-Weltverbands FIFA den Nachfolger des suspendierten Präsidenten Blatter. Der Verband hofft nach Krisenmonaten auf einen Neubeginn. Eine Chronik von Ernst Eisenbichler

Von: Ernst Eisenbichler

Stand: 24.02.2016

  • 27. Mai 2015
    Hotel "Baur au Lac" in Zürich | Bild: picture-alliance/dpa

    Vor dem Nobelhotel "Baur au Lac" werden mehrere hochrangige FIFA-Funktionäre festgenommen.

    27. Mai 2015

    Festnahmen in Zürich

    Zwei Tage vor der Wahl des FIFA-Präsidenten nimmt die Schweizer Polizei in Zürich mehrere hochrangige Funktionäre fest - unter ihnen die Vizepräsidenten Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo. Kurz darauf wird das FIFA-Hauptquartier in Zürich durchsucht und Material beschlagnahmt. Die Schweizer Bundesanwaltschaft erklärt: Es geht um die Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar. Ausgelöst wurden die Festnahmen durch ein Ersuchen der US-Justiz, die insgesamt 14 FIFA-Funktionäre beschuldigt. Die Vorwürfe: Betrug, Erpressung, Geldwäsche.

  • 28. Mai 2015
    Michel Platini | Bild: picture-alliance/dpa

    UEFA-Präsident Michel Platini

    28. Mai 2015

    Platini droht mit Boykott

    UEFA-Präsident Michel Platini verlangt den Rücktritt von FIFA-Boss Sepp Blatter. Politiker wie der englische Premier David Cameron schließen sich dieser Forderung an, Russlands Präsident Wladimir Putin stellt sich dagegen hinter Blatter. Platini kündigt außerdem an, im Fall von Blatters Wiederwahl einen Rückzug der europäischen Mannschaften aus allen FIFA-Wettbewerben zu erwägen. Blatter sagt auf der Eröffnung des Kongresses : "Sie werden mir zustimmen, dass dies beispiellose und schwierige Zeiten für die FIFA sind."

  • 29. Mai 2015
    FIFA-Präsident Sepp Blatter nach seiner Wiederwahl | Bild: Reuters (RNSP)

    Er hat's geschafft - doch Blatter braucht zwei Wahlgänge, um als FIFA-Boss bestätigt zu werden.

    29. Mai 2015

    Blatter im Amt bestätigt

    Trotz des Skandals: Blatter - seit 1998 FIFA-Präsident - wird auf dem Kongress in Zürich wiedergewählt. Im ersten Durchgang erreicht der 79-jährige Schweizer allerdings nicht die erforderliche Mehrheit. 133 Stimmen reichen nicht für die erforderliche Zweidrittelmehrheit, 140 wären nötig - ein Denkzettel für die FIFA-Überfigur. Die Entscheidung muss in einem zweiten Wahlgang fallen, doch der jordanische Herausforderer, Prinz Ali bin al-Hussein, zieht seine Kandidatur zurück.

  • 2. Juni 2015
    Sepp Blatter | Bild: picture-alliance/dpa

    Sepp Blatter erklärt seinen Rücktritt.

    2. Juni 2015

    Der Rückzug

    Die Nachricht ist eine große Überraschung: Joseph Blatter kündigt in einer Pressekonferenz seinen Rückzug an.

  • 2. Juni 2015
    Joseph Blatter | Bild: picture-alliance/dpa

    2. Juni 2015

    Blatter kündigt Rücktritt an

    Doch dann die Überraschung: Vier Tage nach seiner Wiederwahl kündigt Blatter seinen Rücktritt an: "Wir müssen große Reformen einleiten. Ich stelle mein Mandat zur Verfügung." Am selben Tag wird bekannt, dass die US-Bundespolizei FBI angeblich gegen Blatter ermittelt - Details werden nicht genannt. Zuvor hatte die US-Justiz mitgeteilt, dass sie FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke für den halte, der 2008 von einem FIFA- auf ein US-Konto eine Zehn-Millionen-Dollar-Überweisung angewiesen hat. Die FIFA wies umgehend die Verwicklung des zweiten Mannes hinter Blatter in den Korruptionsskandal zurück.

  • 3. Juni 2015
    Montage: Jack Warner, Nicolas Leoz, Alejandro Burzaco, Hugo Jinkis, Mariano Jinkis, José Margulies auf der "Red Notice" von Interpool | Bild: dpa-Bildfunk

    Auf der Fahndungsliste der Interpol

    3. Juni 2015

    Interpol greift ein

    Interpol teilt mit, dass es sechs der 14 Beschuldigten auf der Liste der meistgesuchten Personen führt - unter ihnen Ex-FIFA-Vizepräsident Jack Warner (Trinidad und Tobago) und Nicolas Leoz (Paraguay), Ex-Chef des Kontinentalverbandes von Südamerika (CONMEBOL). Außerdem stehen auf der Liste die drei Argentinier Alejandro Burzaco, Hugo Jinkis und Mariano Jinkis, die zusammen mehr als 100 Millionen Dollar Schmiergelder für Medien- und Verwertungsrechte an Fußballturnieren gezahlt haben sollen, sowie der brasilianische Rundfunkmanager José Margulies.

  • 4. Juni 2015
    Chuck Blazer | Bild: picture-alliance/dpa

    Chuck Blazer

    4. Juni 2015

    Ex-FIFA-Mann gesteht Korruption

    FBI-Kronzeuge Chuck Blazer, ehemals im FIFA-Exekutivkomitee, gibt zu, dass er und andere Mitglieder Bestechungsgelder bei der Vergabe der WM 2010 in Südafrika akzeptiert hatten. Auch vor der Vergabe für die WM 1998 sei es zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Des Weiteren behauptet Jack Warner, die FIFA habe seine Independent Liberal Party auf Trinidad im Wahlkampf 2010 finanziell unterstützt. Außerdem ermittelt nun Australien wegen möglicher Korruption bei seiner gescheiterten Bewerbung für die WM 2022. Auch darin soll Warner verwickelt gewesen sein.

  • 5. Juni 2015
    18. November 2009: Thierry Henry beim WM-Relegationsspiel Irland - Frankreich | Bild: picture-alliance/dpa

    Frankreichs Thierry Henry: Freude über die in letzter Minute geschaffte Quali für die WM 2010

    5. Juni 2015

    Entschädigung für Irland

    Die FIFA räumt ein, dem irischen Verband 2009 als Entschädigung für den nach einem ungeahndeten Handspiel verpassten WM-Einzug einen Kredit über fünf Millionen Dollar gewährt zu haben. Mit der Zahlung sollte ein juristisches Verfahren nach dem Playoff-Spiel zwischen Irland und Frankreich abgewendet werden. Die Partie hatte 2009 in der Fußballwelt für Entrüstung gesorgt: In der Verlängerung besorgte Frankreichs Verteidiger William Gallas den Ausgleichstreffer zum 1:1 - und sicherte seinem Team damit die WM-Teilnahme 2010 in Südafrika, während Irland aus dem Wettbewerb flog.

  • 7. Juni 2015
    Jérôme Valcke und Sepp Blatter | Bild: picture-alliance/dpa

    FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke und Sepp Blatter

    7. Juni 2015

    Der Name Blatter fällt

    Im FIFA-Korruptionsskandal fällt erstmals konkret der Name Blatter. Die südafrikanische "Sunday Times" veröffentlicht eine E-Mail von FIFA-Generalsekretär Valcke aus dem Jahr 2007, in der Blatter mit der Zahlung der zehn Millionen US-Dollar aus Südafrika über die FIFA in die Karibik in Verbindung gebracht wird. Die südafrikanische Regierung und die FIFA beharren bisher darauf, dass die zehn Millionen für Entwicklungshilfe-Programme in die Karibik überwiesen worden seien. US-Behörden gehen aber davon aus, dass es sich um Bestechungsgelder für die Vergabe der WM 2010 in Südafrika handelte.

  • 9. Juni 2015
    Jack Warner | Bild: picture-alliance/dpa

    Jack Warner

    9. Juni 2015

    Haiti-Hilfsgelder abgezweigt?

    Nach Informationen der BBC steht Jack Warner nun auch im Verdacht, Hilfsgelder für Opfer des Erdbebens auf Haiti zur Seite geschafft zu haben. Der BBC zufolge brachte Warner fast 672.000 Euro von der FIFA und dem koreanischen Fußballverband für den Wiederaufbau der stark zerstörten Insel auf. Um wie viel Geld es bei möglichen Unregelmäßigkeiten ging, teilte die BBC nicht mit. Die US-Justiz beschuldigt Warner, den Ex-Chef des Fußballverbandes für Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik (CONCACAF), der Korruption, Verschwörung sowie des organisierten Verbrechens.

  • 11. Juni 2015
    Walter De Gregorio | Bild: picture-alliance/dpa

    FIFA-Mediendirektor Walter De Gregorio

    11. Juni 2015

    Blatter-Sprecher geht

    Weiterer Schlag für Blatter: FIFA-Mediendirektor Walter De Gregorio verlässt den Weltfußballverband mit sofortiger Wirkung, bleibt aber als Berater bis Ende des Jahres. Der ehemalige Schweizer Journalist kam 2011 zur FIFA. Er hatte in dem Jahr für das Kampagnenteam für eine Wiederwahl von FIFA-Präsident Blatter gearbeitet. De Gregorio gilt als dessen enger Vertrauter.

  • 14. Juni 2015
     FIFA President Joseph Blatter  | Bild: picture-alliance/dpa

    14. Juni 2015

    Rückzug vom Rückzug?

    Blatter erwägt angeblich nun, seinen Posten doch nicht aufzugeben. Nach einem Bericht der Zeitung "Schweiz am Sonntag" wollen Fußballverbände aus Asien und Afrika verhindern, dass der 79-Jährige - wie von ihm angekündigt - vorzeitig zurücktritt. Der FIFA-Präsident fühle sich über die Unterstützungsbekundungen geehrt und schließe in der Tat nicht aus, sein Amt fortzuführen, zitiert die Zeitung einen Informanten, der Blatter nahe stehe. Der DFB fordert dagegen Blatters Rücktritt "so schnell wie möglich". Zuvor hatte das EU-Parlament seinen sofortigen Rückzug gefordert.

  • 17. Juni 2015
    Schriftzug | Bild: dpa-Bildfunk

    17. Juni 2015

    Mehr als fünfzig Verdachtsfälle von Geldwäsche

    Es wird bekannt, dass die Schweizer Staatsanwaltschaft in über 50 Fällen dem Verdacht von Geldwäsche bei der Vergabe der Fussball-WM an Russland und Katar nachgeht. Auch Blatter könnte befragt werden. Die Ermittlungen können noch Jahre dauern.

  • 2. Juli 2015
    Jeffrey Webb | Bild: picture-alliance/dpa

    Jeffrey Webb

    2. Juli 2015

    USA stellen Auslieferungsantrag

    Die USA stellen Auslieferungsantrag für die sieben im Mai in der Schweiz festgenommen FIFA-Funktionäre: Jeffrey Webb (Cayman-Inseln), Eugenio Figueredo (Uruguay), Eduardo Li (Costa Rica), Julio Rocha (Nicaragua), Costas Takkas (Großbritannien), Rafael Esquivel (Venezuela) José Maria Marin (Brasilien). Die US-Behörden ermitteln wegen des Verdachts der Annahme von mehr als 100 Millionen Dollar Bestechungsgelder. Dafür sollen die Verdächtigen den mutmaßlichen Bestechern Medien-, Vermarktungs- und Sponseringrechte zugeschanzt haben. Diese Straftaten sollen in den USA abgesprochen worden sein.

  • 25. September 2015
    Sepp Blatter | Bild: picture-alliance/dpa

    Das Ende von Blatters Karriere wird im September 2015 eingeläutet.

    25. September 2015

    Strafverfahren

    An diesem Tag passiert etwas, das die wenigsten noch erwartet hatten. "Die Bundesanwaltschaft der Schweiz hat gegen den Präsidenten der FIFA ein Strafverfahren wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie - eventualiter - wegen Veruntreuung eröffnet", steht über dem Schreiben. Es soll das Ende der Blatter-Herrschaft einläuten.

  • 26. Februar 2016
    FIFA-Zentrale in Zürich | Bild: dpa-Bildfunk

    FIFA-Zentrale in Zürich

    26. Februar 2016

    Wahl

    Die Fifa wählt einen neuen Präsidenten. Es gibt zwei Favoriten und drei Zählkandidaten. Scheich Salman bin Ibrahim Al Khalifa (Bahrain) oder UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino (Schweiz) wird die Fifa künftig führen. Prinz Ali bin Al Hussein (Jordanien), Jérôme Champagne (Frankreich) und Tokyo Sexwale (Südafrika) dürfen höchstens auf ein paar Stimmen hoffen.


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