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Treffen von Erdogan und Putin Türkei und Russland auf Schmusekurs

Es ist nicht zu übersehen: Die Türkei und Russland nähern sich wieder an. Zum dritten Mal innerhalb von zwei Monaten treffen sich die Präsidenten Erdogan und Putin. Seriöse europäische Medien sehen das mit großer Sorge.

Von: Kai Küstner

Stand: 10.10.2016

Archivbild: Präsident Recep Tayyip Erdogan schüttelt dem Vladimir Putin die Hände | Bild: dpa/ Ivan Sekretarev

Der absolute Beziehungs-Tiefpunkt im November vergangenen Jahres, als ein russischer Jet für kurze Zeit den türkischen Luftraum verletzte und daraufhin abgeschossen wurde, ist mittlerweile überwunden. Auch wenn die politische Elite in der EU sich einigermaßen unbeeindruckt zeigt, viele seriöse europäische Medien verhehlen ihre Sorge angesichts der Wieder-Annäherung nicht.

Schon im Umfeld des Erdogan-Putin-Treffens im August wurde spekuliert, Moskau könne unter anderem versuchen, mit Hilfe der Türkei einen Keil in das Nato-Bündnis zu treiben. Der türkische EU-Botschafter Selim Yenel trat solchen Befürchtungen jetzt entgegen.

"Mir machen diese Einschätzungen Sorge. Ich finde sie lächerlich. Wir hatten vor dem Abschuss des russischen Jets viel bessere Beziehungen zu Russland als jetzt. Damals machte sich keiner Gedanken darüber. Warum jetzt? Wir versuchen die Wiederannäherung."

Selim Yenel, türkischer EU-Botschafter, im ARD-Hörfunk-Interview

Gegen Sanktionen, für Touristen

Yenel warb gleichzeitig um Verständnis dafür, dass die Türkei sich um bessere Beziehungen zu Russland bemühe. Schließlich habe Moskau nach dem Jet-Abschuss empfindliche Sanktionen eingeleitet, habe unter anderem russische Touristen davon abgehalten, in die Türkei zu reisen. Aus EU-Sicht gebe es keinen Anlass zur Sorge.

"Es gibt viele EU-Länder, die sehr viel bessere Beziehungen zu Russland haben als wir. Wir waren immer in Richtung Westen orientiert. Es ist aber nur normal, dass wir gute Beziehungen zu unseren Nachbarn haben wollen. Und Russland ist ein wichtiges Land. Ich verstehe nicht, wieso wir zu diesem Land keine gute Beziehung pflegen sollen."

Yenel

Ungleiche Ziele im Syrien-Krieg

Hatten europäische Politiker vor dem letzten Treffen von Putin und Erdogan im Sommer noch deutlich ihrer Sorge Ausdruck verliehen, war damals gar stellenweise vor einem "Treffen der Autokraten" gewarnt worden, so herrscht diesmal größere Zurückhaltung. Vielleicht auch deshalb, weil sich die EU und Ankara in den vergangene Wochen wieder aufeinander zubewegt hatten. Und weil klar ist, das Russland und die Türkei im Syrien-Krieg nicht die gleichen Ziele verfolgen. Aufmerksam und teilweise auch mit einiger Nervosität beobachtet man die Annäherung der beiden EU-Nachbarn dennoch.


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