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Tagung des DGB Bayern Industrie 4.0 - das neue Gesicht der Arbeit

Welche Folgen hat der technische Wandel für Arbeitsplätze und Beschäftigte, und lässt sich dieser Wandel sozialverträglich gestalten? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Tagung des DGB Bayern.

Von: Klaus Boffo

Stand: 25.10.2016

Digitalisierung der Arbeitswelt | Bild: picture-alliance/dpa| Klaus-Dietmar Gabbert

Das Neue an Industrie 4.0 ist nicht die Automatisierung. Vielmehr ist es die Vernetzung von Maschinen und Steuerungsanlagen über Betriebsgrenzen hinweg.

Gesamtwirtschaftlich werde es in den kommenden Jahren keine riesigen Sprünge in der Stundenproduktivität geben, sagt Gerhard Bosch, Professor an der Uni Duisburg-Essen. Prognosen aus den USA, denen zufolge Tätigkeiten wie die des Friseurs, des Dachdeckers oder des Kochs zu über 80%  durch Maschinen ersetzbar würden, seien blanke Horrorszenarien.

Bosch lenkt die Aufmerksamkeit  vielmehr auf die Plattform-Ökonomie – oft verharmlosend „Share-economy“ genannt. Das Geschäftsmodell der Ubers (Taxidienstleister), Airbnbs (Anbieter von Unterkünften), myhammers (Handwerkerportal) usw. beschreibt  der Arbeitssoziologe so:

"Diese Ebene der Plattformen ist sozusagen ein Wegelagerer. Mit relativ geringen eigenen Kosten schöpfen sie zwischen 20 und 30 % der Gesamtkosten ab, machen also riesige Gewinne, und es werden im Moment sämtliche Märkte darauf abgeklopft, ob sie plattform-ökonomie-tauglich sind oder nicht."

Gerhard Bosch, Soziologe Universität Duisburg-Essen

Ist die Produktion nicht an einen Standort gebunden, dann beschleunigt die Plattform-Ökonomie die Verlagerung von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer  ohne Sozialstandards; bei standortgebundenen Dienstleistungen wiederum stelle sich die Frage, ob diejenigen, die die Aufträge ausführen, echte Selbständige oder in Wahrheit abhängig Beschäftigte seien.


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