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Affäre um WM-Vergabe Die Causa DFB - Chronologie eines Rücktritts

Die Weltmeisterschaft 2006 gekauft - damit erschütterte "Der Spiegel" Mitte Oktober den deutschen Fußball. Es folgten: Schlammschlacht, nebulöse Bekenntnisse und schließlich der Rücktritt des DFB-Präsidenten. Wie geht es weiter?

Von: Philipp Neumayr

Stand: 09.11.2015

  • 16. Oktober 2015

    16. Oktober 2015

    "Der Spiegel" erschüttert die deutsche Fußball-Welt

    Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" erhebt schwerwiegende Vorwürfe gegenüber dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). Der DFB soll vier Stimmen des FIFA-Exekutivkomitees gekauft haben, um den Zuschlag zur Fußball-Weltmeisterschft 2006 zu erhalten. Das Geld sei aus einer schwarzen Kasse des Bewerbungskomitees geflossen, bereitgestellt vom ehemaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus.

    Der DFB weist den "Spiegel"-Bericht umgehend als haltlos zurück. Zuvor räumt der Verband jedoch Ungereimtheiten rund um eine Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro an die Fußball-Weltverband FIFA ein.

  • 17. Oktober 2015

    17. Oktober 2015

    DFB-Präsident Niersbach gibt Stellungnahme ab

    DFB-Präsident Wolfgang Niersbach äußert sich erstmals zu der Bezichtigung des "Spiegels": "Ich kann versichern, dass es im Zusammenhang mit der Bewerbung und Vergabe der WM 2006 definitiv keine schwarzen Kassen beim DFB, unserem Bewerbungskomitee oder dem späteren Organisationskomitee gegeben hat".

  • 18. Oktober 2015
     Franz Beckenbauer, Präsident des Organisationskomitees der Endrunde der Fußball-WM 2006 in Deutschland, spricht am 13.11.2004 auf einer Pressekonferenz in Leipzig. | Bild: picture-alliance/dpa

    Franz Beckenbauer war Präsident des WM-Organisationskomitees 2006

    18. Oktober 2015

    Beckenbauer meldet sich zu Wort

    Nun stellt sich auch Franz Beckenbauer der Öffentlichkeit. Der Präsident des WM-Organisationskomitees von 2006 dementiert die Vorwürfe des Nachrichtenmagazins: "Ich habe niemandem Geld zukommen lassen, um Stimmen für die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 nach Deutschland zu akquirieren. Und ich bin sicher, dass dies auch kein anderes Mitgleid des Bewerbungskomitees getan hat."

  • 19. Oktober 2015

    19. Oktober 2015

    Niersbach räumt Fehler ein, Zwanziger bringt sich ins Spiel

    Wolfgang Niersbach unterstreicht erneut: die WM 2006 sei nicht gekauft worden. Allerdings müsse man die Frage stellen, "wofür diese Überweisungen der 6,7 Millionen verwendet wurden". Währenddessen bringt sich der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger ins Spiel und meldet Zweifel an der internen Aufarbeitung des DFB an.

    Auch die Staatsanwaltschaft wird erstmal aktiv. Sie prüft einen Anfangsverdacht für ein Ermittlungsverfahren. Als mögliche Tatbestände gelten Betrug, Untreue oder Korruption.

  • 22. Oktober 2015

    22. Oktober 2015

    Niersbach tritt vor die Presse

    Auf Druck der DFB-Landesverbände beruft der DFB eine Pressekonferenz ein. Präsident Wolfgang Niersbach äußert sich zu dem monetären Transfer in Höhe von 6,7 Millionen Euro im Zuge der WM-Vergabe 2006. Seine Stellungnahme basiert auf einem Gespräch mit dem ehemaligen OK-Präsidenten und Vertrauten Franz Beckenbauer. Für Aufklärung sorgen die Statements des sichtlich mitgenommenen Präsidenten nicht wirklich.

  • 23. Oktober 2015

    23. Oktober 2015

    Zwanziger poltert los

    Theo Zwanziger bezichtigt Nachfolger Niersbach der Lüge. Im Magazin "Der Spiegel" unterstellt er ihm das Wissen um die Existenz einer schwarzen Kasse "in der deutschen WM-Bewerbung". Es sei "klar, dass der heutige Präsident des DFB davon nicht erst seit ein paar Wochen weiß, wie er behauptet, sondern schon seit minderstens 2005."

    Das DFB-Präsidium steht weiter hinter Niersbach, fordert aber die lückenlose Aufklärung der Vorgänge.

  • 25. Oktober 2015
    Wolfgang Niersbach (l), Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und FIFA-Präsident Joseph Blatter stehen am 10.11.2014 vor dem Schloss Bellevue in Berlin nach der Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes an die 23 deutschen Weltmeister zusammen. | Bild: picture-alliance/dpa

    Die Harmonie zwischen Blatter und Niersbach bröckelt

    25. Oktober 2015

    Blatter widerspricht Niersbach

    "Ich habe niemals Geld von Beckenbauer verlangt. Nie im Leben. Auch nicht vom DFB. Das stimmt einfach nicht", äußerte sich FIFA-Präsident Joseph Blatter zu den Aussagen von Wolfgang Niersbach. Damit stellt der Schweizer Niersbachs Version zu den Geldflüssen im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2006 unmittelbar in Frage.

  • 26. Oktober 2015
    Franz Beckenbauer in seiner Funktion als OK-Präsident für die WM 2006. | Bild: picture-alliance/dpa

    Wie tief steckt Franz Beckenbauer mit im WM-Vergabe-Sumpf?

    26. Oktober 2015

    Beckenbauer gesteht "Fehler"

    Das WM-Organisationskomitee hätte nicht auf einen Vorschlag der FIFA-Finanzkommission eingehen dürfen, um einen Finanzzuschuss zu erhalten. Das räumt der damalige OK-Präsident, Franz Beckenbauer, ein. Zugleich bestätigt er die von Niersbach getätigten Aussagen.

    Günther Netzer kündigt derweil an, gegen die Äußerungen Theo Zwanzigers juristisch vorzugehen. Zwanziger hatte behauptet, Netzer habe ihm von einem Stimmenkauf asiatischer FIFA-Funktionäre für die WM 2006 berichtet. Netzer fordert nun eine schriftliche Unterlassungserklärung.

  • 30. Oktober 2015
    DFB-Präsident Theo Zwanziger, aufgenommen am 21.06.2011 während einer Pressekonferenz in Berlin. | Bild: picture-alliance/dpa

    Theo Zwanziger ist als ehemaliger DFB-Präsident unmittelbar in die Geschehnisse einbezogen

    30. Oktober 2015

    Zwanziger vs. Netzer geht in die nächste Runde

    "Soll er doch klagen!": Theo Zwanziger sieht der Klage Günther Netzers gelassen entgegen. Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger hatte die Unterlassungsaufforderung des ehemaligen WM-Botschafters Günter Netzer nicht unterschrieben, worauf Netzers Anwalt umgehend Klage ankündigte. "Ich habe den Brief schon lange beantwortet - mit dem Hinweis, dass wir das nicht unterschreiben. Warum sollte ich auch? Warum sollte ich etwas unterschreiben, dass ich gelogen habe, wenn ich die Wahrheit sage?", sagt Zwanziger. Die Fehde zwischen ihm und Netzer, sie dauert an.

  • 3. November 2015

    3. November 2015

    Steuer-Razzia beim DFB

    Die Staatsanwaltschaft untersucht das Gebäude der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main auf Hinweise zur Steuerhinterziehung. Außerdem durchforstet sie die Privatbehausungen von Niersbach, Zwanziger und dem ehemaligen DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt.

    Grundlage der Ermittlung ist der Verdacht auf Steuerhinterziehung in Verbindung mit der getätigten Millionen-Zahlung seitens des Organisationskomitees.

  • 6. November 2015
    Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), aufgenommen am 16.12.2014 während einer Pressekonferenz der DFB-Verbandsspitze in Frankfurt am Main (Hessen).  | Bild: picture-alliance/dpa

    Wolfgang Niersbach steht im Kreuzfeuer

    6. November 2015

    "Der Spiegel" legt nach

    Das Nachrichtenmagazin rückt mit weiteren brisanten Details heraus. Die veröffentlichten Notizen aus dem Jahr 2004 sollen nachweisen, dass Wolfgang Niersbach bereits früher in die diskutierten Vorgänge involviert war. Im Detail handelt es sich dabei um ein Schreiben des WM-Organisationskomitees an die FIFA, angeblich handschriftlich gezeichnet vom aktuellen DFB-Präsidenten.

  • 9. November 2015

    9. November 2015

    Niersbach tritt ab

    Das DFB-Präsidium trifft sich zu einer extra anberaumten Sitzung mit dem Präsidenten. Darin soll Niersbach auch den Vorsitzenden der Landesverbände Rede und Antwort stehen. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich den Kollegen im Präsidium und anschließend auch den Präsidenten der Landesverbände Antworten geben kann, die jetzt erwartet werden und die auch die Öffentlichkeit erwartet", verspricht Niersbach vorab.

    Am Ende gibt Niersbach dem öffentlichen Druck nach und tritt zurück. Rainer Koch und Reinhard Rauball übernehmen die kommissarische Leitung des Verbandes.

  • 10. November 2015

    10. November 2015

    Druck auf Beckenbauer nimmt zu

    Franz Beckenbauer unterzeichnete im Vorfeld der WM-Vergabe ein Dokument mit brisantem Inhalt. Das bestätigt DFB-Interimspräsident Rainer Koch: "Es handelt sich um eine vertragliche Vereinbarung, die von Franz Beckenbauer auf der deutschen Seite und von Jack Warner auf der CONCACAF-Seite unterzeichnet worden ist". "In diesem Vertrag sind diverse Leistungen, keine direkten Geldleistungen von deutscher Seite zugesagt worden", erklärt Koch weiter. Der Vertrag legt nahe, dass es im Zuge der Stimmenvergabe zu Vereinbarungen gekommen sein könnte. Eine Bestätigung dessen, liegt nicht vor.


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