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Kardinal, Zen Ze-Kiun

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Chinas kontrollierte Kirche

In China ist die katholische Kirche gespalten. Es gibt die offizielle Kirche von Regierungsgnaden und Katholiken, die sich am Vatikan orientieren. Diese haben allerdings keine Gotteshäuser und müssen sich im Untergrund organisieren.

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"Die Untergrundkirche ist die wahre Kirche, denn dort weigern sie sich, Sklaven der Regierung zu sein", sagt Kardinal Zen Ze-Kiun, der in Hong Kong im Exil lebt und wegen seiner deutlichen Kritik an China nicht mehr in sein Heimatland einreisen darf. Katholiken, die sich am Papst orientieren, leben in China in ständiger Gefahr, so Kardinal Zen: "In Städten wie Shanghai ist die Untergrundkirche stark, sie hat aber keine eigenen Kirchen. Also feiern die Gläubigen zuhause Gottesdienst und dann kommt die Regierung und verhaftet sie."

Kirche unter kommunistischer Kontrolle

Die Kommunistische Partei hat das kirchliche Leben unter Kontrolle. Katholiken dürfen ihren Glauben offiziell nur in der so genannten "Katholisch-Patriotischen Vereinigung" praktizieren. Die untersteht der Regierung. Auch die Bischöfe werden von den Kommunisten bestimmt. Der Vatikan erkennt die so ernannten Bischöfe seinerseits nicht an. Die regierungstreuen Bischöfe sind ein Dauerstreitpunkt zwischen China und dem Vatikan. Die diplomatischen Beziehungen sind eingestellt.

"Wie soll eine atheistische Regierung gute Bischöfe aussuchen? Sie glauben nicht einmal an Gott! Und es wird immer schlimmer: Jetzt hängen Schilder an den Kirchen, die den Zutritt nur für über 18-jährige erlauben. Und sie haben eine neue Bibelübersetzung veranlasst."

Kardinal Zen Ze-Kiun

Der Vatikan möchte die Einheit der chinesischen Kirche, erklärt Katharina Wenzel-Teuber vom China-Zentrum der katholischen Hochschule Sankt Augustin: "Man will den Konflikt um die Bischofsernennungen lösen, der zwischen Peking und Rom schon seit 60 Jahren besteht." Gerüchten zufolge haben Diplomaten des Papstes vorgeschlagen, sieben einseitig von Peking eingesetzte Bischöfe anzuerkennen. Im Gegenzug solle die chinesische Regierung dem Vatikan künftig mehr Mitsprache bei den Bischofsernennungen zugestehen, etwa durch ein Veto-Recht des Papstes.

Systemkonforme Bischöfe?

Katharina Wenzel-Teuber ist allerdings skeptisch, was einen möglichen Deal mit China angeht: "Wenn China das Recht hat, Bischöfe vorzuschlagen, besteht das Risiko, dass Kandidaten nach politischer Zuverlässigkeit ausgesucht werden." In einem persönlichen Gespräch mit Papst Franziskus Anfang des Jahres riet Kardinal Zen Ze-Kiun dem Papst von Kompromissen mit den Kommunisten und einer möglichen China-Reise ab: "Ich habe ihm gesagt, wenn er nach China geht, wird er manipuliert. Die Regierung sagt Applaus und alles applaudiert. Alles ist fake in China. Und es scheint als habe er es verstanden."

"Wenn religiöse Aktivitäten wie Glaubensunterweisung, Bibellesen oder gemeinsame Gebete mit harten Strafen belegt werden können, nur weil sie in Räumen stattfinden, die nicht vorher als religiöse Räumlichkeiten registriert worden sind, so liegt hierin eine gravierende Beschneidung der Religionsfreiheit."

Erzbischof Ludwig Schick

Zuletzt dementierte Vatikansprecher Greg Burke vor Ostern Gerüchte, dass ein Abkommen mit China unmittelbar bevor stünde. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz und Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, rief anlässlich des "Gebetstages für die Kirche in China" am 24. Mai die Katholiken zum Gebet für die Verhandlungen zwischen dem Vatikan und China auf. Es gehe darum, "dass die Christen in China ihren Glauben frei praktizieren können".

Papst bittet um "Gesten der Eintracht"

Zum 24. Mai, an dem in China traditionell eine Wallfahrt zum größten chinesischen Marienheiligtum "Sheshan" in der Nähe von Shanghai stattfindet, bat Papst Franziskus die Katholiken in China um "Gesten der Brüderlichkeit, Eintracht und Versöhnung in voller Einheit". Ein Friedensangebot, aber auch ein Appell an die Gläubigen durchzuhalten und dem Papst in Rom die Treue zu halten: "Die Weltkirche betet mit euch und für euch, damit ihr euch auch inmitten der Schwierigkeiten weiterhin dem Willen Gottes anvertrauen könnt", so Franziskus.