24

"Fluglotse" der Bahn Fahrdienstleiter dringend gesucht

Sie kann nichts aus der Ruhe bringen? Dann ist der Beruf des Fahrdienstleiters der richtige für Sie! Mit diesem Slogan wirbt die Deutsche Bahn für das Berufsbild des Fahrdienstleiters. Sie sucht händeringend Nachwuchs.

Von: Lisa Weiß

Stand: 08.08.2016

Impressionen bem Zentralstellwerk an der Münchner Hackerbrücke | Bild: BR/Weiss

Es ist was los im Türmchen mit den vielen Ecken und den großen Panoramafenstern über der Münchner Hackerbrücke. Vor den Tischen mit den bunten Strichen und den vielen kleinen Lämpchen stehen Männer und Frauen und drücken konzentriert Tasten. Die Fahrdienstleiter koordinieren hier im Zentralstellwerk alle Zug- und Rangierfahrten im Bereich des Münchner Hauptbahnhofs, erklärt Holger Bentele. Er ist selbst Fahrdienstleiter, und er liebt seinen Beruf, besonders hier im großen Stellwerk, in dem so viel los ist.

"Also man hat jeden Tag was anderes. Ein großer Vorteil ist auch, dass man aus der Arbeit rausgehen kann und man macht sich keinen Kopf mehr. Andere nehmen die Arbeit mit Heim. Bei uns ist am nächsten Tag wieder eine neue Situation. Ein Nachteil ist auf jeden Fall, dass wir Weihnachten und Ostern arbeiten. Und dass natürlich das nicht nur eine Spielzeugeisenbahn ist, sondern dass Menschenleben dranhängen. Und das muss man natürlich auch zu jeder Zeit wissen und so muss man halt auch handeln und reagieren."

Holger Bentele, Fahrdienstleiter

Der Fluglotse der Bahn

Der Fahrdienstleiter ist sozusagen der Fluglotse der Bahn. Der Beruf ist aber nicht ganz so beliebt. Die Bahn sucht dringend Auszubildende für September. Vielleicht liegt das daran, dass ein Fahrdienstleiter nicht ganz so viel verdient wie ein wirklicher Fluglotse: Zwischen 31.500 und 47.000 Euro im Jahr inklusive Zulagen und Weihnachtsgeld. Und: Das Stellwerk ist rund um die Uhr besetzt, die Fahrdienstleiter arbeiten im Dreischichtbetrieb. Tagsüber arbeiten zwei Menschen gleichzeitig an den Stelltischen: Jeder Fahrdienstleiter hat noch einen Helfer. Alle drei bis vier Stunden wechseln sich die beiden ab, erklärt Sascha Popp, der Bezirksleiter Betrieb der DB Netz AG.

"Wir haben pro Tag circa 1.000 Zugfahrten und circa 1.500 Rangierfahrten, die koordiniert werden müssen. Das Stellwerk ist von der Bauart Spurplan Drucktasten S60, stammt von der Firma Siemens und hat letztes Jahr sein 50-jähriges Jubiläum gefeiert. Und funktioniert so gut wie am ersten Tag."

Sascha Popp

Jeden Tag Großkoordination

Die Panoramatafel

Auf einer Art Kanzel in der Mitte des Raumes sitzt der BÜ-Disponent, der eigentliche Chef hier: Er ist gerade am Telefon - wie meistens. Er spricht mit Lokführern und Fahrdienstleitern, koordiniert sogar Bauarbeiten und entscheidet immer dann, wenn es Unstimmigkeiten gibt. Wenn ein Zug verspätet ankommt, gibt er ein anderes Gleis frei. Vor ihm steht eine riesige Panoramatafel zur Übersicht, auf der man alle Gleise im und um den Hauptbahnhof sehen kann - wenn man die vielen Linien und Lichtpunkte deuten kann. Auch ansonsten wirken die vielen Zettel, Listen und das so genannte Fernsprechbuch auf den ersten Blick eher kryptisch. Für Fahrdienstleiter Holger Bentele ist das alles aber mittlerweile Routine.

"Es ist am Anfang auch für einen Profi verwirrend, muss man dazusagen. Man muss sich da reinarbeiten, aber wenn man dann die Abläufe erkennt und dann auch den Stelltisch kennt, dann kriegt man das hin."

Holger Bentele, Fahrdienstleiter

Das mechanische Stellwerk bleibt vorerst noch Standard

Das Prinzip ist auch eigentlich ganz einfach: Der Fahrdienstleiter sieht auf dem Stelltisch alle vorhandenen Gleise als bunte Linien. Wenn er die passenden Tasten drückt, um den Weg für einen Zug freizumachen, erkennt das Stellwerk, welche Weichen es umstellen muss. Wenn dann alles passt, bekommt der Lokführer das Signal zur Fahrt. Eine Herausforderung bei der Ausbildung ist aber, dass mehrere verschiedene Stellwerkstypen existieren – die man alle beherrschen muss.

"Wir haben angefangen auf dem mechanischen Stellwerk. Und das war auch gut, um Eisenbahn zu verstehen. Weil man natürlich da die Weichen selber umstellen muss und dann die Fahrstraße nennt sich das dann wenn alle Weichen richtig stehen, selber einstellen muss. Das übernimmt bei diesem Stellwerkstyp bei uns die Technik. Aber zum Verstehen von Eisenbahn ist das schon sehr viel wert, wenn man ein mechanisches Stellwerk mal gesehen hat."

Holger Bentele, Fahrdienstleiter

Mittlerweile gibt es auch elektronische Stellwerke, da lassen sich die Weichen per Mausklick umstellen. Aber die alten Stellwerke werden so schnell nicht erneuert - erstens, weil sie noch gut funktionieren, zweitens weil so ein Stellwerk wirklich teuer ist.


24