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Einschätzung Kanzlerkandidat aus der CSU? - "Das ist dämlich"

"Dämlich" nennt Seehofer die Diskussion über die Frage nach dem Kanzlerkandidaten der Union. Landtagskorrespondent Nikolaus Neumaier findet dagegen: Seehofer hat so den Eindruck erweckt, die CSU könne mit einem eigenen Kandidaten antreten. Das "ist grober Unfug".

Von: Nikolaus Neumaier

Stand: 30.08.2016

Die Diskussion ist dämlich, da hat Horst Seehofer schon Recht, doch mit seinen Äußerungen hat er nämlich genau diese dämliche Debatte mit in Gang gesetzt und laufen lassen. Bei Beobachtern und Wählern konnte so der Eindruck entstehen, die CSU könne vielleicht gar mit einem eigenen Kanzlerkandidaten antreten. Das freilich ist wirklich dämlich und grober Unfug – oder um Horst Seehofer zu zitieren „Käse und Quatsch“.

Richtig ist, dass Angela Merkel und Horst Seehofer Zeit benötigen, um die Kanzlerin erneut zur Kandidatin auszurufen. Das hat vor allem mit der schwierigen Stimmung an der Basis zu tun. In der CSU haben viele der Kanzlerin ihre Entscheidung hunderttausende Flüchtlinge unkontrolliert ins Land zu lassen bis heute nicht verziehen. Dass kaum jemand bereit wäre für Merkel mit Überzeugung Wahlkampf zu machen ist also nicht nur leeres Daher-Gerede. Merkel und Seehofer brauchen Zeit, damit sich die Stimmung wieder ins Positive drehen kann.

"Von der Leyen und Schäuble sind für die CSU keine Alternative"

Allzu lange aber sollten sie mit einer Entscheidung nicht warten. Wenn Merkel nicht beim CDU Parteitag im Herbst zur Kandidatin ausgerufen wird, dann wäre sie schnell eine Kanzlerin auf Abruf und das will niemand. Nicht bei der CDU und nicht bei der CSU. Faktisch gibt es nämlich keine Alternative zu Angela Merkel. Die immer wieder genannte Ursula von der Leyen ist in den Augen der CSU ein Leichtgewicht und Wolfgang Schäuble, der wohl als einziger Angela Merkel ersetzen könnte, ist in der CSU äußerst schlecht gelitten.

Die bayerische Partei hat darum gar keine andere Chance als selbst ein überzeugendes personelles Angebot für die Bundestagswahl zu machen. Die CSU braucht einen Spitzenkandidaten, der aber nicht anstelle von Merkel, sondern in Ergänzung zu ihr die flüchtlingspolitischen Vorstellungen in einer Koalitionsregierung möglichst eins zu eins umsetzen kann. Formal gab es das schon immer. Die letzten Spitzenkandidaten hießen freilich Peter Ramsauer oder Gerda Hasselfeldt und waren auch von ihrer Aufgabenbeschreibung alles andere als ein Gegengewicht zur Kanzlerin.

"Söder könnte es"

Wegen AfD und der schwindenden Bindewirkung der Volksparteien muss die CSU jetzt ein anderes Kaliber auffahren. Ob Seehofer dafür der richtige Mann ist, ist fraglich. Zu lange schon arbeitet er sich mit und an der Kanzlerin ab. Einer der den Job könnte wäre Markus Söder. Der bayerische Finanzminister strebt ohnehin einen Jobwechsel an. Er ist neben Seehofer einer der wenigen Politiker von bundesweitem Gewicht und würde Merkel sicher Paroli bieten. Für Söder müsste der Gang nach Berlin auch nicht zum Schaden sein. Wenn er sich bereit erklärt, den Karren zu ziehen, hätte er die besten Chancen Seehofer als CSU Chef zu beerben und in absehbarer Zeit auch das Amt des Ministerpräsidenten zu übernehmen.


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