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Geheimes Treffen mit Ai Weiwei Bause bringt Seehofer in Erklärungsnot

Aufregung in Seehofers Reisegruppe: Die Grünen-Landtagsfraktionschefin Margarete Bause hat sich mit dem Dissidenten Ai Weiwei getroffen - ausgerechnet einen Tag vor Seehofers Gespräch mit dem chinesischen Premier Li Keqiang.

Stand: 24.11.2014

Die Fraktionsvorsitzende der Partei Bündnis 90/Die Grünen im bayerischen Landtag, Margarete Bause, besucht am 23.11.2014 in Peking den chinesischen Künstler Ai Weiwei in seinem Studio | Bild: dpa-Bildfunk

Die bayerische Grünen-Landtagsfraktionschefin Margarete Bause traf sich heimlich mit dem chinesischen Dissidenten und Künstler Ai Weiwei in Peking. Nach eigenen Angaben sprach sie über eine Stunde mit dem Regierungskritiker in dessen Atelier. Ai Weiwei habe dabei westliche Politiker aufgerufen, die Menschenrechtssituation in China immer wieder anzusprechen, sagte Bause. Die Öffentlichkeit sei sein Schutz.

"Wenn dem Westen seine Werte wichtig sind, dann sollten westliche Politiker diese in China auch artikulieren."

Ai Weiwei nach Aussage von Margarete Bause

Bause fügte im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk hinzu, Ai Weiwei habe auf sie ernst, bedrückt und deprimiert gewirkt. Er habe Sorge um die Sicherheit seiner Familie geäußert und bemängelt, dass ihm der chinesische Staat das Menschenrecht auf einen Pass verwehre. Bause betonte, dass man sich in China nicht nur durch die Glitzerfassade beeindrucken lassen sollte. Man müsse vielmehr deutlich machen, dass man auch politische Anliegen habe, die über die wirtschaftlichen hinausgingen. Das Treffen verlief unter weitgehender vorheriger Geheimhaltung, obwohl Bause Seehofer als offizielle Delegationsteilnehmerin bei seiner einwöchigen Chinareise begleitet.

"Ich wollte die Chance, wenn sie mir geboten wird, nutzen, Ai Weiwei zu treffen. Er war dankbar dafür."

Margarete Bause

Kritik von Ministerpräsident Seehofer

Ministerpräsident Horst Seehofer erklärte nach dem Treffen von Bause und Ai Weiwei: "Ich sehe das völlig entspannt - fast so, wie das die Chinesen hier sehen. Das ist unterhalb der Wahrnehmungswelle." Gleichzeitig kritisierte er Bause aber auch für ihr Verhalten. "Man hätte es gerne als Delegationsleiter gewusst", das sei schließlich eine Frage des Anstandes.

Seehofer, ein Freund der leisen Diplomatie?

Ministerpräsident Seehofer hatte im Vorfeld der Reise durchblicken lassen, die Menschenrechtsproblematik in vertraulichen Gesprächen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit ansprechen zu wollen. Vor viereinhalb Jahren, als er das erste Mal in dem Land mit den weltweit meisten Hinrichtungen zu Gast war, sprach Seehofer die schwierige Situation von Bürgerrechtlern, Andersdenkenden und Unterdrückten an. Sogar auf das Schicksal der Uiguren, die von der chinesischen Führung als Terroristen eingestuft werden, machte Seehofer damals aufmerksam. Seehofer vertritt die Ansicht, dass kluge und eher stille Diplomatie den Betroffenen am meisten hilft.


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qoud licet jovi non licet bovi, Montag, 24.November 2014, 15:01 Uhr

8. ei wei wei

Mit wem stimmt denn der Voralpenherzog seine eigenen Politeskapaden ab?

Nadine Schöttl, Montag, 24.November 2014, 07:00 Uhr

7. Geld vs. Menschenrechte

Herr Seehofer möchte die "Menschenrechtsproblematik in vertraulichen Gesprächen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit ansprechen". Warum? Weil Herr Seehofer in China selbst nicht seine Meinung sagen darf?

Ich finde Europa täte gut daran mit Ländern wie China keine Kooperation einzugehen und zwar so lange, bis dort Menschrechtsstandard gelten. Ein jeder Mensch hat ein Recht darauf auf freie Meinungsäußerung.

Ich finde die Politik von Herrn Seehofer daher alles andere als mutig.

Gegen Russland werden Sanktionen verhängt, weil Russland die Ukraine sich einverleiben möchte, in China sieht die Welt jedoch nur tatenlos zu.

Das gleiche ist mit den USA. Dort wird noch immer die Todesstrafe praktiziert. Europa sollte da viel entschiedener vorgehen.

Wer sagt eigentlich nicht, dass die Produkte auch in Europa hergestellt werden könnten wie Handys, Pullover und Autos? Da braucht es kein China, kein Russland etc. pp. wo Menschenrechte nichts gelten.

Energie - d.h. Strom kann man auch durch erneuerbare Energieformen gewinnen. Und ganz ohne Rohstoffe ist Europa auch nicht. Dann ist es eben kein Aluminium Handy, Alternativen zu den Produkten aus China gibt es.

  • Antwort von hu, Montag, 24.November, 07:30 Uhr

    Ich kann Ihnen nur zustimmen.
    Wir haben schon genug vom dem "chinesischen Billigschrott", egal ob Spielzeug, Bücher, Bekleidung ganz zu schweigen von den Lebensmitteln!
    Seehofer sollte sich mal um seine Aufgaben hier kümmern.

  • Antwort von Sepp Holzer, Montag, 24.November, 07:48 Uhr

    Aber aber...... der grenzenlose Wohlstand Bayerns ist in Gefahr. Menschenrechte hin oder her. Auch in Bayern wird doch bei den Menschenrechten nicht so genau hin geschaut.

  • Antwort von xaver, Montag, 24.November, 09:24 Uhr

    @nachdenken,nachdenken,
    Wieso ist dann METZ jetzt pleite?-Ist Ihnen das schon aufgefallen?
    Mindestens der zweite Teil ihres Kommentares ist Schmarren,Alu.Handy?

joe, Sonntag, 23.November 2014, 22:30 Uhr

6. Proflierungszwang

Dieses Zusammentreffen kann wohl eher unter dem Stichwort "Profilierungszwang" einer Grünen-Politikerin eingeordnet werden.

Es ist naiv, zu glauben die Menschenrechtsverletzungen durch direkten Affront effektiv anzusprechen, insofern dient Bause dieses Treffen wohl eher dazu der Deutsche Grünen-Stammwählerschaft ein reines Gewissen zu verschaffen und dabei auf die eigene Person aufmerksam zu machen, als ernsthaft etwas zu erreichen.

Man kann nur hoffen, dass sich die chinesische Führung davon in wirtschaftspolitischer Hinsicht nicht vergraulen lässt.

Rudi seibt, Sonntag, 23.November 2014, 20:45 Uhr

5. Seehofer und Bause in China

Geld stinkt nicht glaubt Seehofer. Weder China noch in Pakistan oder Saudi-Land.
Wer A sagt muss auch B sagen weiß Bause. Gut gemacht.

asterix, Sonntag, 23.November 2014, 19:12 Uhr

4. Besuch wurde nicht verwehrt

Was soll der Bohei von der Bause?
Gestern noch ist die chinesische Polizei auf einem Platz eingeschritten,als Seehofer ein paar Worte sagen wollte.
Wenn die chinesische Führung diesen Besuch von der Bause bei Al Weiwei verhindern hätte wollen, wäre das auch passiert!