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BR Recherche und Süddeutsche Zeitung Jahrelange Gesetzesverstöße und Hygienemängel am Landshuter Schlachthof

Einer der größten bayerischen Schlachthöfe, der vom niederländischen Konzern Vion betriebene Landshuter Schlachthof, hat jahrelang immer wieder gegen Vorschriften und Gesetze in den Bereichen Arbeitsrecht, Tierschutz und Hygiene verstoßen. Nach Informationen von BR Recherche und der Süddeutschen Zeitung waren den Kontrollbehörden danach viele der Mängel bekannt. Der Betreiber Vion räumt Verstöße ein, betont aber, dass die Defizite inzwischen beseitigt seien. Die Lebensmittelsicherheit habe nie in Frage gestanden.

Stand: 27.07.2016

Schweine im Schlachthof in Landshut | Bild: BR

Aus den dem BR und der SZ vorliegenden Unterlagen geht hervor, dass der Schlachthof über Jahre ein Schädlingsproblem hatte. Zudem waren die Räumlichkeiten während Umbauarbeiten in den zurückliegenden Wintermonaten immer wieder mit Baustaub verunreinigt - bei laufendem Schlachtbetrieb. Es fanden sich auch Zigarettenkippen und Bauabfälle. Für das Jahr 2015 listet die Stadt Landshut insgesamt 233 Verstöße gegen verschiedene Vorschriften auf, für das laufende Jahr bereits 81.

Darüber hinaus sind im Schlachthof Arbeiter beschäftigt, die weit über die gesetzlich erlaubten Zeiten hinaus eingesetzt wurden. Der Schlachthofbetreiber Vion verweist auf Umbaumaßnahmen im vergangenen Winter, die eine Ausweitung der Arbeitszeiten notwendig gemacht hätten, und erklärt: "Die Arbeit bei Vion Landshut ist jetzt so organisiert, dass es keine Überschreitung der gesetzlich zulässigen Zeiten gibt."

Außerdem wurden nach den Recherchen am Landshuter Schlachthof wiederholt Schweine nur unzureichend betäubt. Zudem wurden dieses Jahr sieben Schweine schlecht entblutet, eines gar nicht. Dabei handelt es sich jeweils um erhebliche tierschutzrechtliche Verstöße.

Dr. Michael Marahrens vom Bundesinstitut für Tierschutz und Tiergesundheit in Celle erklärt dazu im Bayerischen Rundfunk: "Ein nicht gestochenes Schwein im Schlachtbetrieb ist nicht tolerabel. Der Einzelfall ist nicht tolerabel. Ich würde sagen, die Behörde muss schon einschreiten, wenn Einzelfälle auftreten. Auch bei nicht effektiver Entblutung." Dazu erklärt Vion auf Anfrage schriftlich: "Das sollte nicht vorkommen. Vion hat Maßnahmen eingeleitet, um einer solchen erneuten Abweichung vorzubeugen."

Den Kontrollbehörden waren nach Informationen von BR und SZ viele der Mängel bekannt. Ob sie genug unternommen haben, um Verbraucher und Arbeitnehmer zu schützen, ist laut Experten angesichts der vorliegenden Dokumente fraglich.

Die für die Kontrolle des Schlachthofs unter anderem zuständige Stadt Landshut bewertet ihr Vorgehen auf Anfrage von BR Recherche und SZ als "angemessen". Die hygienischen Zustände im Betrieb bezeichnet sie aktuell "grundsätzlich als gut".

Der Konzern Vion räumt Verstöße am Standort Landshut ein, betont aber, dass die Defizite inzwischen beseitigt seien. Die Lebensmittelsicherheit des in Verkauf gebrachten Fleisches habe nie in Frage gestanden.

Seit einem Umbau in den zurückliegenden Wintermonaten können in Landshut bis zu 21.000 Schweine pro Woche geschlachtet werden. Laut Unternehmensangaben wird das Fleisch an regionale Metzgereien, die Gastronomie sowie den Lebensmitteleinzel- und -großhandel verkauft.

Geplante Berichterstattung im Bayerische Rundfunk:

BR-Hörfunk:
Bei B5aktuell in den Nachrichtensendungen und im "Funkstreifzug"
im "Bayernmagazin" auf Bayern 1,
auf Bayern 2 in der "Radiowelt" und im "Notizbuch" sowie bei den Bayern 3-"Frühaufdrehern"

BR-Fernsehen:
am Mittwoch, 27. Juli 2016, in der "Rundschau" um 18.30 Uhr und im Politikmagazin "Kontrovers" um 21.00 Uhr.

Online:
in der App BR24 sowie auf der Seite BR24.de

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