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BR Recherche und ARD-Wirtschaftsmagazin Plusminus Islamistische Attentäter finanzieren Terroranschläge mit Produktpiraterie

Terrororganisationen finanzieren Anschläge über Produktpiraterie und Zigarettenschmuggel. Dies geht aus Unterlagen hervor, die dem Bayerischen Rundfunk vorliegen. Demnach tauchen Al Qaida, Hamas, Hisbollah und der sogenannte Islamische Staat in Behördenakten weltweit als Händler oder Verkäufer von gefälschten Waren und geschmuggelten Zigaretten auf.

Stand: 24.08.2016

Auch in Deutschland gibt es nach Informationen des ARD-Wirtschaftsmagazins Plusminus und von BR Recherche einen aktuellen Zigarettenschmuggelfall mit Bezug zur Islamistenszene. So hat der Zoll in Berlin im Februar einen Zigarettenschmuggler verhaftet, der mit einem IS-Gefährder in Deutschland in Kontakt stand. Entdeckt wurde ein Container aus Dubai mit sieben Millionen illegalen Zigaretten, der durch ein kriminelles Netzwerk syrisch stämmiger Deutscher nach Berlin gebracht worden war.

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat derzeit keine Kenntnis von einem konkreten Zusammenhang zwischen diesem Schmuggelfall und der Finanzierung terroristischer Aktivitäten. Auf Nachfrage sagt die Behörde, die Ermittlungen dauerten an.

Der international renommierte Terrorismusforscher Jean-Charles Brisard vom Analyse Zentrum Terrorismus in Paris, CAT (Centre d´analyse de terrorisme) hat im vergangenen Jahr in einer Studie 75 Terrorismusfälle, die seit 2001 weltweit vor Gericht verhandelt wurden, untersucht. Sein Fazit: "Zigarettenschmuggel hat die Terrorgruppen zu mehr als 20 Prozent finanziert. In den USA, in Großbritannien, Deutschland, Belgien, Frankreich hat man diese Art des Handels festgestellt, um Geld zu verdienen."
Zwei der drei Attentäter der Anschläge vom Januar 2015 in Paris handelten mit Schmuggelzigaretten und gefälschten Waren, so Brisard, auch um Waffen und Reisen in den Jemen und den Oman zu finanzieren.

Auch die US-Terrorexpertin Louise Shelley warnt: Endlich müsse man mögliche Bezüge zwischen Terrorismus und scheinbar harmloser Kleinkriminalität ins Visier nehmen, denn IS, Al Qaida und andere Terrorgruppen setzten gezielt auf illegalen Handel. Ihre Kritik: Die Sicherheitsbehörden in Europa nähmen oft nur die "kleinen" Straßenhändler oder Zigarettenschmuggler fest, ermittelten aber nicht das kriminelle Netzwerk dahinter. Ein Terrorbezug falle dann nicht auf, der aber sei stark, betont Louise Shelley: "95 Prozent der Täter der jüngsten Terroranschläge in Europa hatten einen kriminellen Hintergrund", manche hätten Zigaretten geschmuggelt, andere mit Piraterieprodukten gehandelt.

Geplante Berichterstattung am Mittwoch, 24. August 2016:

Im Fernsehen:
"Plusminus" um 21.45 Uhr im Ersten

ARD-Mittagsmagazin um 13.00 Uhr im Ersten

"BR Rundschau" um 18.30 Uhr

BR-Hörfunk:
Bei B5aktuell in den Nachrichtensendungen und im "Funkstreifzug", auf Bayern 2 in der "radioWelt am Morgen" und in PULS in der Sendung "Filter"

Online:
in der App BR24 sowie in dem Dossier auf der Seite BR24.de: br.de/terrorfinanzierung

Die Inhalte der Pressemitteilung sind frei zur Veröffentlichung bei Quellenangabe "nach Informationen von BR Recherche und dem ARD-Wirtschaftsmagazin Plusminus.

Zu BR Recherche: Die neue trimediale Einheit BR Recherche gibt es seit 1. Februar 2016. Sie arbeitet nicht für eine bestimmte Sendung, sondern veröffentlich ihre Inhalte in verschiedenen Programmen: im Hörfunk, im Fernsehen und online - im BR und in der ARD.
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