Rotes Buch mit Bild des jungen Bob Dylan mit dem Titel "Fier immer jung. 77 Songs von Bob Dylan auf Fränkisch", daneben die CD "Dylan auf Fränkisch".
Bildrechte: BR/Karin Goeckel

Zum 80. Geburtstag von Bob Dylan hat Helmut Haberkamm 77 Songs auf Fränkisch veröffentlicht.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

"Fier immer jung": Bob Dylan auf Fränkisch zum 80. Geburtstag

Bob Dylan hat Menschen weltweit berührt und inspiriert – darunter auch den fränkischen Autor Helmut Haberkamm, der viele Dylan-Songs ins Fränkische übersetzt hat. Zum 80. Geburtstag des Meisters hat Haberkamm nun ein Buch und eine CD veröffentlicht.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Irgendwann in den 1970er Jahren kauft sich der junge Helmut Haberkamm im Aisch-Kaufhaus "Aika" in Neustadt an der Aisch eine Musikkassette. "Das waren Hits" hieß sie. Darauf ist auch ein Song, der den 12- oder 13-jährigen Bub sofort anspricht. "Blowin‘ in the wind" heißt er und ist wohl einer der bekanntesten Songs von Bob Dylan.

"How many roads must a man walk down Before you call him a man? How many seas must a white dove sail Before she sleeps in the sand? Yes, and how many times must the cannonballs fly Before they're forever banned? The answer, my friend, is blowin‘ in the wind The answer is blowin‘ in the wind" Bob Dylan

Es sind Zeilen wie diese, die Haberkamm faszinieren. "Der hat so ganz ernsthafte Fragen gestellt nach Leben, Tod, Krieg, Frieden, und das hat mich sofort angesprochen", erinnert er sich. Diese Faszination habe ihn dazu gebracht, sich mit der englischen Sprache zu beschäftigen. "Das war wirklich für mich wegweisend fürs Leben."

Haberkamm: Hochdeutsch zu sperrig für Übersetzung von Bob Dylan

Bob Dylan ist also mit verantwortlich dafür, dass der Mundart-Autor Helmut Haberkamm nach dem Abitur Anglistik, Amerikanistik und Germanistik studiert und Lehrer wird. Die Liebe zu Bob Dylans Musik bleibt. Irgendwann fängt Haberkamm an, Dylans Texte ins Fränkische zu übersetzen, in die Mundart seiner Heimat, dem Aischgrund. Das Hochdeutsche sei dafür ungeeignet gewesen, findet der Autor, das sei zu sperrig. "Im Fränkischen kann ich viel mehr verschleifen, zusammenziehen, verschlucken, das passt zum Englischen wunderbar, und dann war irgendwann mein Ehrgeiz, den Leuten zu zeigen: Schaut her, das ist große Literatur, bloß gesungen".

"Wievill Strassn muss a Mensch noogeh / Bisser als Mensch amoll wos zälld? / Durch wievill Länder muss a weißa Daum flieng / Bissi a Ruh find in dera Welt? / Wie oft missn Bombn und Granoodn nu falln / Bis Friedn mehra zälld wie Macht und Geld? / Die Antwort, mei Freind, heersd ganz leis im Wind / Die Antwort heersd ganz leis bloß im Wind." Helmut Haberkamm

Amerikanischer Soldat John Brown wird zum fränkischen Soldaten Hans Schoor

Auch bei einem der weniger bekannten Dylan-Songs "John Brown" nimmt sich Helmut Haberkamm die Freiheit, einen anderen Namen zu benutzen. "John Brown" erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der von seiner Mutter zum Kriegshelden erzogen wird und verbittert und verkrüppelt aus dem Krieg heimkehrt. Das habe ihn an die Kriegserzählungen seines Vaters und Großvaters erinnert, sagt Haberkamm. Bei ihm wird deshalb aus John Brown der Soldat Hans Schoor, ein junger Mann aus der Familie seines Vaters, der im Krieg gefallen ist.

Bob Dylans Songs müssen auf fränkisch überzeugen

Seit vielen Jahren tritt Helmut Haberkamm beim jährlichen Bob-Dylan-Abend des Gostner Hoftheaters in Nürnberg auf. Bei jeder Veranstaltung hat er drei oder vier frisch übersetzte Songs von Bob Dylan dabei. Dabei nimmt er sich stets die Freiheit, sich vom Ursprungstext zu entfernen. "Das muss auf fränkisch als Text genauso überzeugend daherkommen", so Haberkamm. "Man darf nicht das Gefühl haben, das ist eine Übersetzung."

"Ich bin ka Mensch, wu zuriggschaud / auf jedn Fehler in seim Leem. / Ich will mei Keddn zerreißn / dassi neia Weech ergeem. / In mei Dooch ihrm ganzn Drubl / Doo siechia göddliches Band / Im glennsdn Bladd am Bamm droo / Im glennsdn Kernla Sand." Helmut Haberkamm

"Fier immer jung": 77 Dylan-Songs in einem Buch

Vor drei oder vier Jahren hat Helmut Haberkamm dann einmal nachgezählt, wie viele Texte er schon übersetzt hatte und beschloss, sie zum 80. Geburtstag von Bob Dylan zu veröffentlichen. "Fier immer jung" heißt das Buch, das nun im Cadolzburger Ars Vivendi Verlag erschienen ist. Dazu hat er auch eine CD mit 21 Dylan-Songs herausgebracht. Einen Teil der Songs singt der fränkische Liedermacher Johann Müller, der in Burghaslach, nicht weit von Haberkamms Geburtsort Dachsbach wohnt und dem der Aischgründer Dialekt vertraut ist. Begleitet wird er von Udo Schwendler und Heinrich Filsner.

Einige Songs rezitiert Haberkamm auf der CD aber wie ein Gedicht. Auf diese Weise, meint der Autor, hört man am besten, dass Bob Dylan eigentlich ein Dichter ist, eben ein Dichter mit Gitarre und Mundharmonika. "Er ist primär ein Sprachkünstler."

💡 Bob Dylan auf Fränkisch

Helmut Haberkamm: Fier immer jung. 77 Songs von Bob Dylan auf Fränkisch. Ars Vivendi Verlag Cadolzburg 2021, 18,00 Euro.

Helmut Haberkamm, Johann Müller: Dylan auf Fränkisch. Die CD zum Buch „Fier immer jung“. Ars Vivendi Verlag Cadolzburg 2021, 16,00 Euro.

"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!